Sie prägten das Stadtbild von Zürich wesentlich mit. Verkehrskanzeln, von denen aus Polizistinnen und Polizisten mit weissen Handschuhen und Trillerpfeife den Verkehr regelten. Die kleinen blau-weiss gestreiften Häuschen waren an verschiedenen Verkehrsknotenpunkten in der Stadt Zürich im Einsatz: am Bellevue, am Paradeplatz oder beim Heimplatz vor dem Schauspielhaus.
Die Kanzeln, die es beispielsweise auch in Bern, Basel oder Genf gab, sind Relikte aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Mobilität stark zunahm. Im Zuge der Massenmotorisierung wurden die Städte von einer regelrechten Blechlawine überschüttet.
Damit dieses hohe Verkehrsaufkommen unter Kontrolle gebracht werden konnte, kamen ab Ende der 40er-Jahre die ersten Ampeln zum Einsatz. Und etwas später wurden an neuralgischen Punkten dann auch Polizistinnen und Polizisten eingesetzt, die von den kleinen Kanzeln aus den Verkehr lenkten. Immer mit dem Ziel, dass Autos, Velos und Fussgänger schnell und möglichst unfallfrei aneinander vorbeikamen.
Beliebtes Fotosujet bei Touristen
Die letzte Verkehrskanzel stand beim Central in der Nähe des Hauptbahnhofs. Bis vor einem Jahr war sie auch noch in Betrieb. Doch auch die Verkehrskanzel am Central hat nun ausgedient. Am Dienstagabend wurde sie abgebaut.
Mit einem Kran wurde die Kanzel gehoben und auf einem Lastwagen abtransportiert. Bei Roger Hegglin, der selbst Jahre lang von dieser Kanzel den Verkehr regelte, kommt da etwas Wehmut auf. «Die Kanzel gehörte zum Central und zu Zürich. Wir waren bei Touristinnen auch immer ein beliebtes Fotosujet.» Doch wie bereits alle anderen Verkehrskanzeln in der Stadt Zürich wird auch jene am Central nicht mehr gebraucht.
Der Verkehr kann nun sich selbst überlassen werden
Das Verkehrsaufkommen habe an dieser Stelle unterdessen abgenommen, sagt die zuständige Stadträtin Karin Rykart. «Der Verkehr kann nun sich selbst überlassen werden.»
«Wir passen gut auf die Kanzel auf»
Doch einfach verschrottet wird die letzte Verkehrskanzel der Stadt Zürich nicht. Sie habe einen verkehrshistorischen Wert, sagt Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart. «Es war ein Wahrzeichen von Zürich und steht deshalb auch unter Denkmalschutz.»
Die letzte Kanzel erhält einen neuen Platz. Sie wird in der Wache der Stadtpolizei Zürich im Kreis 5 aufgestellt. «Wir passen gut auf die Kanzel auf», versichert Stadträtin Rykart mit einem Schmunzeln.