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Energie im Wandel Die Schweiz heizt immer noch primär mit Öl und Gas

Der Krieg in der Ukraine hat die Sorge vor einem Versorgungsengpass im Winter grösser werden lassen. Wer heizt hierzulande eigentlich wie? Ein Überblick.

Welche Energiequellen gibt es?

  • Heizöl und Gas: Die sogenannten «fossilen Brennstoffe» sind die Klassiker im Energiemix.
  • Holz: Seit einigen Jahren wird das Heizen mit Holz wieder beliebter. Meist werden Pellets verbrannt.
  • Elektrizität: Auch über Strom kann geheizt werden.
  • Solarthermie: Mittels Panels auf dem Gebäudedach wird Sonnenenergie aufgenommen.
  • Fernwärme: Warmwasser wird aus nahegelegenen Kraftwerken oder Kehrichtverbrennungsanlagen abgeleitet.
  • Wärmepumpe: Der Umgebung wird Energie entzogen. Diese kommt entweder aus der Luft, dem Wasser oder dem Boden (Geothermie).

Auf welche Energiequellen setzen Schweizer Haushalte? 60 Prozent der Immobilien hierzulande werden noch immer mit Öl und Gas versorgt (41 Prozent mit Öl, 18 Prozent mit Gas). Weil Mehrfamilienhäuser in städtischen Gebieten häufig ans Gasnetz angeschlossen sind, erhöht sich die Zahl sogar noch, wenn man auf die Energiequellen pro Kopf schaut.

Überall dort, wo Gasterminals nahe sind, dominiert der fossile Brennstoff. In den meisten Grossstädten heizt zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung mit Gas. Je ländlicher ein Kanton, desto mehr Wärmepumpen gibt es. Doppelt so viele Menschen verfügen dort über einen Zugang wie in Städten.

Alles über die Gebäudeheizung in der Schweiz

Wie entwickelt sich die Lage? In den letzten 50 Jahren ist die Zahl der mit Heizöl versorgten Gebäude stark zurückgegangen. Gestiegen ist hingegen der Gasverbrauch, und seit einigen Jahren auch der Einsatz von Wärmepumpen. Seit dem Jahr 2000 hat sich deren Anzahl vervierfacht. 16 Prozent der Immobilien werden mittlerweile so mit Wärme versorgt. Wo viele neue Gebäude stehen – wie im Kanton Freiburg – ist der Anteil der Wärmepumpen noch höher.

Laut Timotheus Zehnder, Dozent für Heizungs- und Kältetechnik an der Hochschule Luzern, dürfte dieser Trend in ländlichen Gebieten anhalten. «In städtischen Gebieten werden sich hingegen Fernwärmenetze durchsetzen. Betrieben werden diese mit Kehrrichtverbrennungsanlagen, Holz und immer mehr auch mit Wärmepumpen, die Seewasser oder Grundwasser nutzen.»

Wie reagiert die Politik? Die Marschrichtung ist klar: Weg von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energiequellen. Doch dieser Wandel muss Hauseigentümern und Bauherren schmackhaft gemacht werden: Zwei Drittel der Gebäude in der Schweiz befinden sich nämlich im Privatbesitz.

Diese Energie-Fördergelder gibt es

Mehrere Kantone haben den Neubau von Öl- und Gasheizungen mittlerweile verboten. Das gilt in vielen Fällen auch dann, wenn eine Heizung ihre Lebensdauer überschritten hat und ersetzt werden muss. Im Kanton Basel-Stadt könnte das Heizen mit fossilen Brennstoffen ab 2035 gar komplett verboten werden.

Die meisten Kantone versuchen Hauseigentümern den Wechsel weg von den Fossilen aber mittels Subventionen schmackhaft zu machen. Die Beträge sind unterschiedlich hoch, belaufen sich grösstenteils jedoch auf einige Tausend Franken – bei mehreren zehntausend Franken Investitionskosten für eine neue Heizung.

Wie geht es weiter? Das Energiedossier geniesst dieser Tage höchste Priorität in Bern. In der Herbstsession hat das Parlament einen indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative ausgearbeitet. Darin enthalten sind Vorschläge zum Ersatz alter Heizungen. Dennoch dürfte die politische Debatte über den optimalen Energiemix nicht beendet sein. Jüngst kündigte der Bundesrat an, den Bau von neuen Gasspeichern prüfen zu wollen.

Tagesschau, 06.10.2022, 19:30 Uhr

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