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Energieversorgung Weniger Strom aus den Alpen – Städte suchen neue Quellen

Städtische Energieversorger müssen umdenken. Weil die Beteiligung an Wasserkraftwerken sinkt, braucht es Alternativen.

Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) im Berner Oberland stehen vor grossen Veränderungen. Grund: Die Konzession für die Kraftwerke läuft im Jahr 2041, also in rund 16 Jahren, aus. Vor ein paar Tagen hat nun die Berner Regierung bekannt gegeben, dass sie mit der auslaufenden Konzession die Beteiligungsverhältnisse ändern will. Mit Folgen für die Energieversorger der Städte Basel und Zürich.

Die Industriellen Werke Basel (IWB) und das Elektrizitätswerk Zürich (EWZ), die aktuell je 17 Prozent an den KWO halten, sollen in Zukunft nur noch mit je zehn Prozent beteiligt sein. Das heisst konkret: Der Standortkanton Bern will künftig mehr Strom im eigenen Kanton behalten.

Weniger Wasserkraft, mehr Solaranlagen

Allein für die IWB bedeutet der Entscheid der Berner Regierung, dass pro Jahr 160 bis 170 Gigawattstunden weniger nach Basel fliessen. Zum Vergleich: Die IWB liefern Kunden in Basel-Stadt und Umgebung rund 1100 Gigawattstunden Strom pro Jahr. 

Berner Fahne vor Staumauer
Legende: Staumauer im Grimselgebiet: Die Berner wollen von hier aus weniger Strom in die Städte liefern. Keystone / Gaetan Bally

Der Basler Energieversorger IWB sucht deshalb nach Alternativen zum Strom aus dem Berner Oberland. Die IWB setzen verstärkt auf Solarenergie, sagt Mediensprecher Reto Müller – auch als Folge davon, dass wohl weniger Strom aus Wasserkraft aus den Bergen kommt.

So sollen Photovoltaik-Anlagen sowohl im eigenen Portfolio als auch bei Kundinnen und Kunden ausgebaut werden, zum Beispiel auf Dächern in der Stadt Basel. «Wir werden sicher auch künftig Basel-Stadt sicher und zuverlässig mit erneuerbarem Strom versorgen», so Müller. Zudem könnten die IWB die Stromlücke zum Teil auch aus eigenen Windparks in Frankreich und Deutschland füllen.

Klar ist schon heute: Die Situation wird sich für die Städte noch verschärfen. Denn auch im Wallis, Tessin und Graubünden laufen Konzessionen aus. «Diese Kantone haben bereits angekündigt, dass sie künftig keine ausserkantonalen Energieversorger mehr wollen», erklärt SRF-Energieexperte Matthias Heim.

Dazu kommt, dass die Städte die Wasserkraft nicht ganz durch Quellen im Ausland ersetzen dürfen. Seit diesem Jahr müssen Energieversorger aufgrund einer Gesetzesänderung nämlich mindestens 20 Prozent einheimischen Strom aus erneuerbaren Quellen liefern.

IWB Schild vor Eingang
Legende: IWB-Hauptsitz in Basel – der Basler Energieversorger hofft auf die Kompromissbereitschaft der Bergkantone. Keystone / Georgios Kefalas

Die IWB hoffen indes auch auf eine gewisse Kompromissbereitschaft der Bergkantone. «Wir sind im Austausch mit den Kantonen, mit den Eigentümern dieser Anlagen und setzen uns dafür ein, dass die Wasserkraft auch künftig ein wesentlicher Teil unseres Portfolios ist», sagt IWB-Sprecher Müller.

Vielleicht doch mehr Strom aus Wasserkraft?

Und: Sowohl IWB als auch EWZ können in Zukunft auf einen Ausbau der Wasserkraft im Gebiet Oberhasli hoffen. Derzeit gibt es zwei grosse Ausbauvorhaben im Grimsel- und Sustengebiet mit dem Ziel, noch mehr Strom aus Wasserkraft bereitstellen zu können: «Bestenfalls können diese Vorhaben dazu führen, dass die IWB trotz einer kleineren Beteiligung gleich viel oder sogar noch mehr Strom beziehen können als bisher», sagt SRF-Energieexperte Matthias Heim.

Doch darauf setzen können weder IWB noch EWZ. Für sie bleibt die Sicherung der Stromversorgung auch mit weniger oder ganz ohne Strom aus Stauseen eine grosse Herausforderung.

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Regionaljournal Basel, 3.9.2025, 17:30 Uhr ; 

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