Zum Inhalt springen

Engagement in der Gemeinde Janojan Thambirajah – ein untypischer Gemeinderat

Seine Eltern kamen aus Sri Lanka ins Rheintal und wurden mit offenen Armen empfangen. Jetzt möchte er etwas zurückgeben.

Nein, wie ein typischer Rheintaler sieht er nicht aus. Aber er spricht wie einer. Janojan Thambirajah, 28, ist im Rheintal geboren und aufgewachsen. Vor über 35 Jahren kamen seine Eltern aus Sri Lanka in die Schweiz. Er sagt: «Wir fühlen uns im Rheintal heimisch.»

Jetzt steht er hinter seinem Stehpult im modernen neuen Rathaus von Altstätten. Seit sieben Jahren leitet er das Betreibungsamt der kleinen Stadt. Sein Wohnort ist das Nachbardorf Marbach – und dort sitzt er im Gemeinderat.

Erst kamen die Zweifel

Dass die lokale FDP ihn vor drei Jahren anfragte, ob er sich eine Kandidatur für den Gemeinderat vorstellen könne, war eine ziemliche Überraschung für ihn: «Am Anfang dachte ich, dass 25 vielleicht zu früh wäre. Ich fragte mich, ob ich überhaupt die zeitlichen Ressourcen schaffen könne, und was mein Arbeitgeber dazu sagen würde.»

Thambirajah hatte Respekt vor der Verantwortung, die das politische Amt mit sich bringt. Und er war sich bewusst, dass er einen Teil seiner Freizeit würde opfern müssen. Nach einer gewissen Bedenkzeit sagte er schliesslich zu.

Es war eine Möglichkeit für mich, dem Dorf etwas zurückzugegeben.

Seine Eltern seien in den 1980er-Jahren nach Marbach gekommen. Und die Bevölkerung habe die Neuankömmlinge sehr unterstützt, sagt Thambirajah: «Es ist eine Möglichkeit für mich, dem Dorf etwas zurückzubegeben. Vorausgesetzt, dass die Menschen mich auch haben wollten.»

Und die Marbacherinnen und Marbacher wollten ihn: Thambirajah wurde mit einem guten Resultat gewählt. Er habe sich rasch in die neue Aufgabe eingearbeitet und möchte sie inzwischen nicht mehr missen. Über Baugesuche, Einbürgerungen und andere Sachfragen zu entscheiden, sei spannend.

Zeitmanagement stellt Herausforderungen

Weil Marbach mit 2000 Einwohnern eine kleine Gemeinde ist, ist auch der Aufwand für die Gemeinderäte überschaubar: eine Sitzung im Monat. Dazu kommt das Aktenstudium. Thambirajah hat sich dafür jeweils den Sonntag reserviert. Der Aufwand belaufe sich auf etwa eine bis anderthalb Stunden.

Vollzeit arbeiten, eine juristische Weiterbildung machen und dazu noch das politische Amt – da müsse er manchmal schon etwas jonglieren, sagt der junge Gemeinderat. Immerhin: Bei der Hausarbeit ist er in einer komfortablen Situation, weil er noch bei seinen Eltern wohnt: «Ich schätze es schon, dass meine Mutter noch meine Hemden bügelt. Alles andere wäre gelogen.»

Dass seine Generation in den Gemeinderäten schlecht vertreten ist, beschäftigt auch ihn. Thambirajah bedauert, dass die Politik nicht nahe genug an den jungen Bürgerinnen und Bürgern sei. Er sieht es als Aufgabe der Gemeinden, näher an die Jungen heranzukommen – und sie auch zu ermuntern, an eine Gemeindeversammlung zu kommen.

Der junge Gemeinderat bereut nichts

«Ich sehe schon Potenzial, mehr Leute an die Bürgerversammlungen zu holen. Sie dauern ja in der Regel auch nicht so lange», sagt Thambirajah. Die zwei Stunden für seine Wohngemeinde aufzubringen, schaffe sicher jeder.

Der Einsatz für die Gemeinde, fürs Gemeinwohl, ist für Thambirajah etwas sehr Wichtiges: «Nach meinen zwei Jahren in der Tätigkeit kann ich viele positive Schlüsse ziehen. Ich möchte die Erfahrung nicht missen.»

Das Land leidet unter einem Mangel an politischen Nachwuchskräften – da kann es gut mehr solche engagierte junge Erwachsene vertragen.

Meistgelesene Artikel