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Enkel von C.G. Jung Er lebt im Museum, das seinem berühmten Grossvater gewidmet ist

C. G. Jung gilt als bekanntester Schweizer Psychiater. Sein Haus ist ein Museum – und der Enkel wohnt noch immer darin.

Der Anblick ist überwältigend. Eine Allee aus perfekt geschnittenen Bäumen führt zur mächtigen Eingangstür der Villa, die eingelassen ist in den turmförmigen Teil der Hausfassade. Seeanstoss und ein privater Hafen tragen zum imposanten Eindruck bei, den das Grundstück im zürcherischen Küsnacht hinterlässt.

Es ist das Anwesen von Carl Gustav Jung, dem wohl bekanntesten Schweizer Psychiater des vergangenen Jahrhunderts. Er war enger Vertrauter des österreichischen Denkers Sigmund Freud und Begründer der analytischen Psychologie. Diese besagt, dass das Unbewusste einen wesentlich grösseren Einfluss auf die menschliche Psyche hat als die bewusste Wahrnehmung.

Enkel teilt C.G. Jung-Anwesen mit der Öffentlichkeit

Die analytische Psychologie wird nach wie vor gelehrt, und das Anwesen in Küsnacht wird noch immer von der Familie Jung bewohnt – wobei ein Teil davon ein Museum und öffentlich ist. Andreas Jung, der Enkel des Psychiaters, hat es eingerichtet, vor fünf Jahren wurde es offziell eröffnet.

Seither teilt der ausgebildete Architekt, der lange für die Stadtzürcher Denkmalpflege gearbeitet hat, nicht nur das Leben seines bekannten Grossvaters mit der Öffentlichkeit, sondern auch sein eigenes. Ein Engagement, für das die Gemeinde Küsnacht den 81-Jährigen dieses Jahr mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.

Ein Buch sorgte für Interesse an dem Haus

War das C. G. Jung-Haus lange eher ein Geheimtipp für Psychologinnen und Psychologen, interessieren sich seit rund 15 Jahren immer mehr Menschen für die Villa am Zürichsee.

Verantwortlich dafür sei vermutlich das «Rote Buch», an dem sein Grossvater zwischen 1914 und 1930 gearbeitet hatte, sagt Andreas Jung.

«Im Sinne eines Selbstversuches hat er sich fallengelassen in das Unbewusste und diese Tagträume mit starken Bildern festgehalten», sagt er. Rund 50 Jahre lagerte das «Rote Buch» in einem Banksafe. Als es 2009 in zahlreiche Sprachen übersetzt publiziert wurde, nahm das Interesse am C.G. Jungs Haus schlagartig zu.

Der Schweizer Spitzenpsychiater

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Ein Porträt von C. G. Jung
Legende: C. G. Jung KEYSTONE/Photopress-Archiv/Str

Carl Gustav Jung ist der wohl bekannteste Schweizer Psychiater und Psychotherapeut. Er kam 1875 im Kanton Thurgau zur Welt. Im Alter von 85 Jahren verstarb er im zürcherischen Küsnacht.

C. G. Jung begründete die Lehre der analytischen Psychologie. Sie beschäftigt sich mit den unbewussten Anteilen der menschlichen Psyche. Dabei geht die Theorie davon aus, dass das Unbewusste einen grösseren Einfluss als die bewusste Wahrnehmung hat.

Im Innern des herrschaftlichen Hauses wird das Schaffen von Carl Gustav Jung wieder lebendig. Bücherwände mit Fachliteratur und antike Möbel säumen den Weg der Besucherinnen und Besucher und geben einen Einblick in das Wesen des weltbekannten Psychiaters C. G. Jung. Gerade die rund 5000 Bücher seien seinem Grossvater wichtig gewesen, erklärt der 81-jähriger Enkel.

Ein Porträt von Carl Gustav Jung
Legende: Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung (1875 – 1961) in der Bibliothek seines Wohnhauses in Küsnacht (undatierte Aufnahme). KEYSTONE/Photopress-Archiv/Str

«Er hat sie sicher nicht alle gelesen, aber er wusste von allen, was darin steht», schmunzelt Andreas Jung. Freunde oder seine Frau hätten manchmal neue Bücher für ihn gelesen und Passagen, die ihn interessierten, markiert. So wusste C. G. Jung über seine gesamte Sammlung Bescheid.

Eine Sammlung, die ihm so wichtig war, das er im Testament festgehalten hatte, dass sie auch nach seinem Tod zusammenbleiben sollte. Und eine imposante Bücherwelt, die heute ein Highlight des Museums ist.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 08.02.2023, 12:03 Uhr ; 

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