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Entschleunigung mit Alpakas Yoga mit Jö-Effekt

Auf Schweizer Bauernhöfen warten neugierige Alpakas auf Besuch – Flauschfaktor inklusive.

«Den rechten Arm hochnehmen ... Ohren bleiben weg von den Schultern ... Der linke Arm auf Schulterhöhe, Gewicht auf den rechten Fuss, das linke Bein nach vorn und dann öffnen ... In den Feigenbaum ...» Die Instruktionen von Yogalehrerin Sybille Schlittler werden begleitet von Vogelgezwitscher und dem fernen Brummen eines Traktors.

Yoga mit Alpakas
Legende: Vor allem zu Beginn der Yogastunde interessieren sich die Alpakas mehr fürs Gras als für Gruppenübungen. Alpakaerlebnisse.ch

Die etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Yogastunde stehen auf einer Wiese oberhalb von Wädenswil, auf dem Hof von Kurt Locher. Um sie herum spazieren mehrere Dutzend Alpakas. Konzentriert fressen sie die saftigen Gräser auf der Weide. Manchmal rufen die Stuten ihrem Nachwuchs – es klingt wie ein lautes Summen oder Brummen – je nach Tonlage. Von den Verrenkungen der Yogaklasse lassen sich die Tiere nicht stören.

Eine Yogateilnehmerin und ein junges Alpaka schauen sich an
Legende: Eine Begegnung auf Augenhöhe. alpakaerlebnisse.ch

Ist der erste Hunger gestillt, kommen manche Alpakas neugierig näher. Besonders das SRF-Mikrofon mit dem rot-weissen Logo ist von Interesse. Es wird daran geschnuppert – ob es wohl essbar ist?

Alpakas sind keine Kuscheltiere

Gegen Ende der Stunde, wenn die Gruppe für die letzten Übungen auf den Yogamatten liegt, lassen sich manche Alpakas auch in der Nähe der Menschen nieder. Ihnen um den Hals zu fallen und zu kuscheln, wie es in den sozialen Medien häufig gezeigt wird, ist jedoch nicht erlaubt. Das Wohl der Tiere steht im Vordergrund. Im Umgang mit ihnen gelten feste Regeln.

Der Alpaka-Knigge: Verhaltenstipps für den Besuch

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Für alle Begegnungen mit den Alpakas haben die Veranstalter verbindliche Regeln festgelegt.

  • Respekt vor dem Tierwohl: Das Wohl der Alpakas steht bei jeder Begegnung im Vordergrund.
  • Berührungen nur mit Zustimmung: Wenn ein Alpaka von sich aus den Kontakt sucht, darf es am Hals gestreichelt werden. Die Beine sollten nicht berührt werden.
  • Kein Füttern: Die Tiere erhalten ausschliesslich ihr vorgesehenes Futter – Mitbringen oder Anbieten von Snacks ist nicht erlaubt.
  • Kuscheln ist nicht erwünscht: Alpakas sind keine Kuscheltiere. Vor allem bei Jungtieren können so Fehlprägungen entstehen, die dem Tier schaden.
  • Freie Bewegungszonen: Auf der Weide müssen jederzeit Fluchtwege freigehalten werden, damit sich die Tiere zurückziehen können.
  • Freiwilligkeit zählt: Jede Interaktion mit den Alpakas muss von ihnen selbst ausgehen – gefragt sind Geduld und Zurückhaltung.

Was sagt der Tierschutz?

Aus Sicht des Schweizer Tierschutzes STS wird das Angebot als tierschutzgerecht eingestuft, sofern bestimmte Anforderungen erfüllt sind. So müssen die Tiere unter anderem jederzeit Zugang zu Wasser und Futter haben, sich zurückziehen können oder genügend Ruhephasen haben.

Für die befragten Teilnehmenden ist es ein einzigartiges Erlebnis. «Das war mega mit diesen Tieren auf der Wiese», sagt eine junge Frau. «Ich bin zur Ruhe gekommen und es war einfach schön, dass ich das erleben durfte», sagt ihre Freundin.

Auch ein junger Mann ist begeistert, obwohl er eigentlich zum Fallschirmspringen wollte – seine Freundin «entführte» ihn aber zum Yoga mit den Alpakas. Sein Fazit: «Eine komplett coole Erfahrung, es ist ein einzigartiges Gefühl mit diesen Tieren.»

Eine Frau und ein Alpaka schauen sich an
Legende: Sie halten Abstand, bis die Neugier siegt: Dann kommen Alpakas auch mal vorbei, um die Gäste auf ihrer Wiese persönlich zu begrüssen. alpakaerlebnisse.ch

Yogalehrerin Sybille Schlittler bestätigt die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. «Man kommt an in der Natur, die Alpakas vermitteln Ruhe.» Das Herz gehe auf, allein beim Anschauen der Tiere. Nebst dem Unterricht in einem Yogastudio in Wädenswil gibt sie seit diesem Jahr auch einzelne Yogastunden mit den Alpakas.

Das Herz geht auf, allein beim Anschauen der Tiere.
Autor: Sybille Schlittler Yogalehrerin

Diese Stunden seien nicht nur erfüllend, sondern auch immer für Überraschungen gut: «Wenn die Tiere plötzlich auf meiner Matte stehen, muss ich improvisieren.» Und wehe, jemand legt die Matte auf oder neben einen WC-Platz der Alpakas. Sie verrichten ihr Geschäft dann nämlich trotzdem dort.

So entstanden die flauschigen Yoga-Stunden

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Die Idee zu Yoga mit Alpakas entstand in der Coronazeit. Eine Gruppe von Yogalehrerinnen, Künstlern und Alpakabesitzerinnen und -besitzern schlossen sich in einem Kollektiv zusammen. Ihr Anliegen: Wissen über die Alpakas vermitteln, respektvolle Begegnungen mit den Tieren ermöglichen und einen Beitrag zur mentalen Gesundheit zu leisten. Heute gibt es 14 Höfe in der Deutschschweiz mit rund 300 Alpakas, die Alpaka-Erlebnisse anbieten. Nebst Yoga ist auch Fondue oder Malen mit Alpakas möglich.

Der Besitzer der Herde, Kurt Locher, war hingegen erst skeptisch über die Idee, seine Alpakas für Yogastunden zur Verfügung zu stellen. «Ich fand zuerst, das müsse nicht unbedingt sein. Ich glaubte auch nicht, dass jemand daran Interesse hat.»

Als einer der ersten in der Schweiz holte er vor über 20 Jahren Alpakas in die Schweiz. In einer Umgebung, in der nur Kühe, Ziegen oder Schafe auf den Wiesen standen, waren die Tiere in Wädenswil eine kleine Sensation. Seine Alpakas wurden zu einem beliebten Ziel für einen Sonntagsspaziergang. «Es kamen viele vorbei, um die Tiere zu fotografieren.» Heute besitzt er rund 40 Alpakas, die Tiere sind sein Hobby: «Andere gehen in die Ferien, ich habe meine Alpakas.»

Ein junges Alpaka schaut in die Kamera
Legende: Mit ihrem niedlichen Gesicht sind die jungen Alpakas ein beliebtes Fotosujet. alpakaerlebnisse.ch

Vom Yoga mit den Tieren ist Kurt Locher heute übrigens überzeugt. «Ich bin positiv überrascht, die Leute haben so Freude und sind rundum zufrieden darin.» Er findet es schön, dass die Menschen mit so einer Begegnung eine Beziehung zur Landwirtschaft und zur Natur aufbauen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 9.10.2025, 12:03 Uhr;gygm;liea

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