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Epidemie simuliert Maul- und Klauenseuche: Thurgau «ist gut vorbereitet»

  • In Europa grassiert seit Anfang Jahr die Maul- und Klauenseuche in Deutschland, in der Slowakei und in Ungarn.
  • Der Thurgau hat als Vorbereitung auf einen möglichen Ausbruch den Ernstfall geprobt und «ist gut vorbereitet».
  • Auf einem Landwirtschaftsbetrieb in Oberneunforn wurde der Ernstfall geprobt.

Die Ampel ist auf Rot gestellt: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) warnt vor der Maul- und Klauenseuche (MKS). Grund sind Ausbrüche, vornehmlich in der Slowakei und Ungarn. Eine Einschleppung dieser hochansteckenden Krankheit in die Schweiz sei nicht ausgeschlossen. Auch der Thurgau als Landwirtschafts- und Grenzkanton wappnet sich.

MKS – hoch ansteckend und wirtschaftlich bedrohlich

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Zwei Personen in Schutzanzügen auf einem Aussengelände.
Legende: Den Ernstfall proben – in Oberneunforn TG. SRF SELINA ETTER

Die Maul- und Klauenseuche MKS ist weltweit eine der ansteckendsten Viruserkrankungen bei Nutztieren, die alle Paarhufer, wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen befallen kann. Die Krankheit kann schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Landwirtschaft haben.

Sie stellt laut dem Bund jedoch keine direkte Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Der Erreger bleibt in Rohmilch und ungenügend erhitzten Milchprodukten sowie Gefrier- oder Pökelfleisch monatelang ansteckend. In feinsten Tröpfchen in der Luft kann er lange überleben und mit dem Wind auch über weite Distanzen verteilt werden.

Die Krankheitssymptome sind je nach Tierart unterschiedlich. Es kann zu schmerzhaften Veränderungen im Maulbereich führen, über Klauenentzündungen und Lahmheit bis hin zum Verenden der Tiere. Auch wenn die Sterblichkeit nicht hoch ist, leiden die Tiere.

Im Januar war auf einem Betrieb in Deutschland MKS bestätigt worden. Seither wurden keine neuen Ausbrüche in Deutschland gemeldet. Seit Anfang März 2025 wurden in der Slowakei und in Ungarn mehrere Fälle der MKS bestätigt, heisst es vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinäramt BLV. Dieses verfolge die Situation aufmerksam und stehe in engem Austausch mit den zuständigen Behörden.

Bereits seit 2021 bereitet sich das Veterinäramt des Kantons Thurgau auf den Ernstfall vor. Dazu gehört, dass die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche regelmässig geübt wird. Eine solche Übung fand am Dienstag in Oberneunforn statt.

Mann in Uniform hält Gasmaske vor Zivilschutz-Zelt.
Legende: Der Zivilschutz desinfiziert den Bauernhof. Gereinigt wird in hermetisch verschlossenen Anzügen und mit Maske, heisst es vom Leiter Yvo Rindlisbacher. SRF SELINA ETTER

Auf einem Landwirtschaftsbetrieb wurde ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bei Rindern simuliert. «Im Ernstfall muss der betroffene Betrieb geräumt, sämtliche Tiere müssen gekeult, sprich getötet, und ihre Kadaver anschliessend fachgerecht entsorgt werden», sagt Kantonstierärztin Astrid Hollberg an einer Medienkonferenz.

Die Maul- und Klauenseuche gilt in veterinärdienstlichen Kreisen als Worst-Case-Szenario.
Autor: Astrid Hollberg Kantonstierärztin Kanton Thurgau

In einem nächsten Schritt kämen die Mitglieder der Tierseuchenzüge zum Einsatz. Diese reinigten und desinfizierten den gesamten Betrieb, so Yvo Rindlisbacher, Chef Zivilschutz. Dies sei absolut essenziell, da der MKS-Erreger in Stalldreck, Mist und Gülle über längere Zeit ansteckend bleibt. «Die Maul- und Klauenseuche gilt in veterinärdienstlichen Kreisen als Worst-Case-Szenario», so Astrid Hollberg weiter.

Personen in Schutzanzügen reinigen Innenraum mit Wasserschlauch.
Legende: Jeder Quadratzentimeter muss gereinigt und desinfiziert werden, weil der MKS-Erreger in Stallschmutz, Mist und Gülle über längere Zeit ansteckend bleibt. KANTON THURGAU

Das Veterinäramt und das Amt für Bevölkerungsschutz des Kantons Thurgau ziehen nach der Tierseuchenübung eine erste positive Bilanz. Es habe sich gezeigt, dass der Thurgau auf einen möglichen MKS-Ausbruch «gut vorbereitet» sei, sagte Astrid Hollberg. Eine vertiefte Auswertung der Übungsergebnisse folge in den nächsten Wochen. In den vergangenen Jahren wurden zwei Tierseuchenzüge aufgebaut, die im Ernstfall zum Einsatz kommen.

Rendez-Vous, 18.06.2025, 12:30 Uhr ; 

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