- Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 deutlich gewachsen.
- Ob sich der Aufwärtstrend fortsetzt, ist insbesondere wegen der US-Politik fraglich.
- Auf bereinigter Basis legte das Bruttoinlandprodukt (BIP) zwischen Januar und März 2025 zum Vorquartal um 0.7 Prozent zu, wie die publizierte Erstschätzung des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) zeigt.
- Dies sei ein überdurchschnittlicher Wert, heisst es im Communiqué.
Zum Wachstum habe vorwiegend der Dienstleistungssektor beigetragen. Aber auch die Industrie sei in der Summe gewachsen. Wie verschiedene Daten zuletzt zeigten, floriert dabei vor allem die Pharmaindustrie, während etwa die Maschinenindustrie mehr Mühe hat.
Klar über den Prognosen
Für viele Ökonominnen und Ökonomen ist das Wachstum im ersten Quartal überraschend stark ausgefallen. Sie hatten im Vorfeld in einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP lediglich mit +0.2 bis +0.5 Prozent gerechnet. Im vierten Quartal 2024 hatte das BIP um 0.5 Prozent zugelegt.
Laut Felicitas Kemeny, Leiterin des Ressorts Konjunktur beim Seco, kann allerdings nicht von einer wirklichen Überraschung gesprochen werden. Verschiedene Datenquellen hätten einen guten Jahresstart erwarten lassen: Dazu zähle etwa der wöchentlich publizierte Indikator zur Wirtschaftsaktivität. Aber auch die Aussenhandelszahlen hätten insbesondere im März einen eigentlichen Exportschub gezeigt.
«Blick in den Rückspiegel»
Eine offene Frage ist allerdings, inwieweit dieser Exportboom von Vorzieheffekten angetrieben wurde. Laut Ökonomen dürfte es solche wegen der Zollandrohungen durch US-Präsident Donald Trump gegeben haben. Firmen könnten also das noch tiefere Zollumfeld im Startquartal genutzt haben. Der «Liberation Day», wie Trump die politische Kehrtwende der USA in Bezug auf den internationalen Handel nannte, fand dann zu Beginn des zweiten Quartals statt.
Kemeny vom Seco betont aber auch: «Die Q1-Wachstumswerte sind ein Blick in den Rückspiegel.» Sie dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nun bremsende Effekte gebe. Diese zeigten sich inzwischen auch in verschiedenen Konjunkturindikatoren.
Mit anderen Worten: Ob es im gleichen Stil weitergeht, ist mehr als fraglich. Die meisten Ökonomen gehen für das laufende Jahr von einem unterdurchschnittlichen Wachstum aus. So wird das bereinigte Wachstum von vielen auf um die 1 Prozent geschätzt. Als durchschnittlicher Wert gilt ein Wert im Bereich von 1.5 bis 2.0 Prozent.
Schweizer Firmen machen sich wegen Trump Sorgen
So hatte etwa vor wenigen Tagen eine Umfrage der Grossbank UBS gezeigt, dass sich die Schweizer Firmen wegen Trump und seinen Zöllen zunehmend Sorgen machen würden. Und die meisten Fachpersonen gehen davon aus, dass das neue Zollumfeld und die von Trump verursachte Unsicherheit zu einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft führen werden.
Die aktuellen Daten zum ersten Quartal basieren im Übrigen auf einer Schnellschätzung des Seco. Noch unvollständig verfügbare Grunddaten werden dabei mit prognostizierten Werten ergänzt. Die offizielle Schätzung zum ersten Quartal wird dann am 2. Juni veröffentlicht.