Darum geht es: In der Schweiz sind im vergangenen Jahr 52 Menschen ertrunken. Die tödlichen Unfälle ereigneten sich aber nicht in der Badi, im Pool oder im Hallenbad, sondern auf offenen Gewässern (50). Gut die Hälfte von ihnen starb in Flüssen und rund 40 Prozent in Seen, wie die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mitteilt. 2024 lag die Zahl der Todesopfer zwar tiefer als im Jahr zuvor (58), jedoch über dem Zehnjahresschnitt (45).
Viele (junge) Männer: 44 der 52 Ertrunkenen waren Männer. Viele davon waren jung: 12 Männer zwischen 17 und 32 Jahren verloren im Wasser ihr Leben. «Wir vermuten, dass in diesem Alter die eigenen Fähigkeiten und die Gefahr des Wassers unterschätzt werden», erklärt SLRG-Sprecher Christoph Merki. Hinzu komme das Risikoverhalten, wie beispielsweise das Springen von Brücken oder gewisse Mutproben. Auch Seniorinnen und Senioren fielen seit jüngerer Zeit in der Statistik auf, fügt Merki an. «Das hängt womöglich damit zusammen, dass Pensionärinnen und Pensionäre aktiver sind als in früheren Jahren.»
Weniger Kinder und Jugendliche: Stark zurück ging die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren, die ihr Leben verloren: von sieben Fällen auf zwei. Ein zweijähriger Knabe stürzte im Juni mit seinem Vater in die Giessbachfälle. Der zweite Fall betrifft einen 15-jährigen Jugendlichen, der im Juli in der Limmat umkam.
Vor allem Schweizer: Die meisten Ertrunkenen sind Schweizer. Allerdings gehörten auch Touristinnen und Touristen sowie Asylsuchende zu den Opfern, sagt Sprecher Merki. Sie würden die hiesigen Gewässer nicht gut kennen. Auch hierbei handle es sich vorwiegend um junge Männer.
Die Gründe: Was genau dazu führt, dass eine Person ertrinkt, ist im Einzelfall schwierig zu sagen. Das Deutsche Wissenschaftsmagazin Quarks berichtete, dass Krämpfe im Wasser häufig der Grund seien. Ein solcher Krampf kann zum Beispiel auftreten, wenn man sich überanstrengt, sich also überschätzt. Auch Kälte könne ein Grund sein: Ist das Wasser kalt, ziehen sich die Gefässe im Körper zusammen. Das kann Auswirkungen auf die Atmung haben und zu Herzrhythmusstörungen führen. Ebenfalls als Grund gelten Herzinfarkte oder Alkohol, weil sich betrunkene Schwimmer häufig überschätzten. Selbstüberschätzung komme auch bei ertrunkenen Seniorinnen und Senioren vor, sowie medizinische Probleme, sagt Merki. Daten dazu gebe es aber keine.
So erkennen Sie einen Ertrinkungsgefährdeten: Bilder aus Filmen, wo sich Menschen, die kurz vor dem Ertrinken sind, um Hilfe schreien und winken, entspreche in der Regel nicht der Realität, erklärt Merki. Das Ertrinken bei Erwachsenen geschehe meist lautlos, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Kraft fehle. «Sie machen oft eine Art kleine Flügelschläge im Wasser», so Merki.
Das können Sie tun: Viele Menschen dürften kein Auftriebsmittel wie zum Beispiel einen Schwimmring bei sich haben, wenn eine Freundin oder ein Bekannter am Ertrinken ist. Was man allerdings tun könne, sei, am Ufer Alarm zu schlagen, damit Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer rasch auf Platz seien, empfiehlt Merki. Am Fluss solle man die gefährdete Person immer im Auge behalten, um die Retter später zu informieren. Und wenn man nicht wisse, wie retten: «Nicht ins Wasser springen! Es bringt nichts, wenn zwei Personen in Not sind», sagt Merki. Viele Risikofaktoren liessen sich aber durch die Beachtung weniger Regeln im Vorfeld ausschliessen.