Der ESC ist mittlerweile eine der weltweit grössten Veranstaltungen: Rund 150 Millionen Menschen verfolgten das diesjährige Spektakel am Fernsehen, 9000 Personen waren vor Ort in Malmö. Es geht also um viel – nicht nur für die Künstlerinnen und Künstler, sondern auch für den Austragungsort.
Ein junges Publikum bringt seine eigenen Bedürfnisse
Wer den ESC austrägt, darf hoffen auf viele Gäste, die in Hotels übernachten, in Restaurants essen oder vielleicht ein paar zusätzliche Veranstaltungen besuchen. Der direkte Nutzen in Franken und Rappen ist allerdings schwierig zu beziffern, wie Ökonomen sagen. Es hängt davon ab, wer anreist, wie sich die Leute vor Ort verhalten.
Marc Bros de Puechredon vom Forschungsinstitut BAK Economics hat in der Vergangenheit an einer Studie für die Stadt Zürich mitgewirkt, die Interessantes zeigte: «Der Musikhörer, der an Konzerte in der Tonhalle oder im Moods geht, übernachtet lieber bei Freunden, Bekannten oder sonst kostengünstiger als der Kunsthaus-Besucher.»
Das Publikum des Eurovision Song Contests sei eher jünger, städtischer. In Liverpool zum Beispiel, wo der Wettbewerb letztes Jahr stattfand, hat dieses Publikum die Preise von Airbnbs um etwa das Vierfache hochgetrieben. Allerdings waren die Hotels auch schnell ausgebucht.
Der ESC ist vergleichbar mit einer Europameisterschaft
Grosse Chancen sehen Ökonominnen und Ökonomen derzeit auch bei der Imagepflege. Und zwar nicht für eine einzelne Stadt, sondern für die ganze Schweiz. «Das Positive daran ist, dass die Eurovision eine unglaubliche Ausstrahlungskraft hat», sagt Marc Bros de Puechredon. Denn die Veranstaltung gilt als jung, modern, zukunftsorientiert, und die Schweiz als Austragungsort profitiert von dieser Aura.
Die Schweiz am ESC: Wer schaffte es in die Top 3?
Dieser Meinung ist auch der Tourismusexperte Florian Egli von der Hochschule Luzern. «Es geht darum, dass sich die Schweiz positiv positionieren kann, ein gewinnendes Image transportieren kann, freundlich daherkommt, Sympathiewerte gewinnt. Das kann dann irgendwie auch so im Unterbewusstsein nachhallen.»
Gerade, weil der Eurovision Song Contest eine spezielle Veranstaltung sei. «Inhaltlich gesehen ist es natürlich am nächsten von einem Konzert oder von einer Kulturveranstaltung. Aber durch dieses Wettmessen der Länder kann man das ein Stück weit mit einem Sportanlass, etwa mit einer Europameisterschaft, vergleichen.»
Bei den Kosten steht die SRG im Fokus
Eine derartige Veranstaltung bringt neben Nutzen auch hohe Kosten: 20 bis 40 Millionen Franken und mehr waren es in früheren Jahren. Tragen müssten diese Kosten für den ESC im nächsten Jahr die Stadt, in der die Veranstaltung ausgetragen wird, Sponsoren und die SRG als Gastgeberin.
Der ESC kommt nach Hause.
Wie hoch die Kosten und der Anteil der SRG sein werden, stehe noch nicht fest, wie SRG-Sprecher Edi Estermann sagt. «Die Frage wird sein: Was für eine Art ESC möchten wir durchführen? Da gibt es nicht einfach Copy Paste, sondern jedes Land kann das ein bisschen selber steuern.»
Edi Estermann
Leiter SRG-Medienstelle
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Edi Estermann ist Leiter der Medienstelle und Sprecher des Generaldirektors der SRG.
Schon jetzt sei klar: Die SRG, die derzeit unter Spardruck steht, wird sich nach der Decke strecken müssen. «Selbstverständlich werden wir versuchen, das nicht irgendwie durchschlagen zu lassen aufs Personal und aufs Programm. Davon soll der Konsument nichts mitbekommen.»
Denn dem Publikum möchte die SRG vor allem eine Botschaft vermitteln: «Der ESC kommt nach Hause. Er wurde 1956 schliesslich in der Schweiz gegründet.»
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