- Eine Petition von Brienzerinnen und Brienzern fordert die Prüfung eines Nutzungsverbot des Dorfes.
- Damit dürften gewisse Häuser nicht mehr bewohnt werden, die Besitzer würden entschädigt.
- Die psychische und wirtschaftliche Belastung sei unzumutbar.
Seit letztem November sind die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz/Brinzauls GR evakuiert. Erst Anfang Mai wurde bekannt, dass eine dauerhafte Umsiedlung wahrscheinlicher wird. Jetzt fordern rund ein Drittel der 35 Liegenschaftsbesitzer in einer Petition die Prüfung eines Nutzungsverbots des Dorfes. Dies berichtete die Zeitung «Südostschweiz».
In der Petition steht: «Wir wollen nicht unsere Heimat aufgeben, aber aus unserer Sicht stellen diese Risiken und Unsicherheiten auf lange Sicht eine unzumutbare psychische und wirtschaftliche Belastung für uns Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz/Brinzauls dar.» Schliesslich sei bekannt, dass die Bevölkerung in den nächsten fünf bis zehn Jahren immer wieder evakuiert werden müsse.
Für einzelne Häuser oder das ganze Dorf?
Daniel Albertin, Gemeindepräsident von Albula/Alvra, zu der Brienz gehört, spricht gegenüber SRF von einem starken Zeichen: «Es ist ja keine Forderung. Es ist mehr ein Zeichen der Bevölkerung. Es steht doch ein Drittel der Einheimischen hinter der Prüfung eines Nutzungsverbots.»
Ein Nutzungsverbot würde bedeuten, dass im Dorf Brienz gewisse Liegenschaften nicht mehr bewohnt oder genutzt werden dürften. Und: Dass die Liegenschaftseigentümer zu 100 Prozent entschädigt werden. Jetzt, wo ein Wegzug freiwillig ist, werden sie zu 90 Prozent entschädigt.
Die Gemeinde prüft laut Daniel Albertin, ob einzelne Nutzungsverbote ausgesprochen werden können. «Oder gibt es ein Nutzungsverbot für die ganze Gemeinde? Oder pro Liegenschaft? Diese juristischen Fragen klären wir momentan ab.»
Hoffnung auf Entlastung durch Stollen
Vieles sei noch offen. Es sei noch zu früh zu sagen, was für ein Nutzungsverbot spreche, so Albertin weiter: «Wir haben das Umsiedlungsprojekt und den Entwässerungsstollen. Dort haben wir gute Resultate.» Er hofft nach wie vor, dass der Stollen, der sich noch im Bau befindet, den Bergrutsch verlangsamt und das Dorf wieder sicherer macht.
Er könne die Frage nach dem Nutzungsverbot allerdings gut nachvollziehen, sagt Gemeindepräsident Daniel Albertin: «Sie müssen sich die Situation, die wir haben, mal vorstellen. Es gibt die Hoffnung, dass der Entwässerungsstollen wirkt. Man weiss, dass man gehen kann, hat aber auch die Hoffnung, dass man bleiben kann. Eventuell ist die Entscheidungsfindung für die Direktbetroffenen momentan sehr schwierig.»