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Existenzielle Nöte So dreckig geht es Putzfrauen in der Coronakrise

Die Arbeit ist streng. Der Lohn ohnehin knapp. Putzfrauen von Privathaushalten geraten durch die Coronakrise in Not.

«Mein Leben wurde mit Corona sehr kompliziert», sagt Elisa, eine 33-jährige Portugiesin, die ihr Geld mit Putzen verdient. «Mir fehlt ein grosser Teil meines Lohns. Das Leben in der Schweiz ist sehr teuer, je weniger ich verdiene, desto komplizierter.»

Haushalte sagten Einsätze ab – meist, ohne den Lohn weiterzuzahlen. «Mir haben zwei Arbeitgeber auf unbestimmte Zeit abgesagt, bei meinen Kolleginnen waren es noch viel mehr», so Elisa.

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«Wie soll ich mich wehren?»

So wie ihr ging es auch Maribel. Auch sie verdient einen grossen Teil ihres Lohnes mit Putzen von Privathäusern. Auch sie stand plötzlich mit weniger Arbeit da: «Arbeitgeber sagten, solange das Coronavirus da sei, solle ich nicht putzen kommen, sie wollen niemand Fremdes im Haus haben.»

Absagen bekam auch Julia. Ihre Kunden arbeiteten plötzlich daheim oder gehören zu einer Risikogruppe. Ein Arbeitgeber bot sie statt wöchentlich nur alle zwei Wochen auf. «Wie soll ich mich wehren? Ich brauche das Geld nötiger denn je.»

Es herrscht grosse Verunsicherung

Putzfrauen sind verzweifelt. Wer den Mut hat, sucht Hilfe. Bei der Gewerkschaft Unia lassen sich seit dem Shutdown viele beraten. Es herrsche grosse Verunsicherung, sagt Gewerkschafterin Ana Maria Pica. «Die Arbeitgeber haben die Putzfrauen einfach nicht mehr aufgeboten und sagten, sie melden sich, wenn sie wieder kommen sollen. Viele bezahlten in dieser Zeit keinen Lohn.»

Kein Geld mehr für Rechnungen

Maribel sagt, wenn nur ein Teil von ihrem kleinen Lohn wegfalle, werde es bereits kritisch. Dies gilt auch für ihre Kolleginnen: «Wie soll ich mich nun organisieren mit noch weniger Lohn? Ich habe Kinder in Portugal, die auf meinen Lohn angewiesen sind.» Andere Frauen erzählen, wie sie beim Essen sparen müssen, Rechnungen nicht mehr bezahlen können.

Für eine Privatperson, die einen Putzauftrag absagt und nicht bezahlt, mag es ein kleiner Betrag sein, für die Putzfrau jedoch ist es viel: «Bei diesen Frauen führt es sofort dazu, dass sie Hunger haben, die Miete nicht bezahlen können, die Krankenkasse», sagt Gewerkschafterin Ana Maria Pica. «Ihnen drohen Betreibungen. Ihre ganze finanzielle und soziale Struktur geht kaputt.»

Juristisch ist es klar

Aus rechtlicher Sicht ist die Situation klar: Wenn eine Putzfrau in einem Privathaushalt regelmässig putzt, hat sie Anspruch auf Lohn: «Man kann Arbeitgeberpflichten nicht umgehen. Auch wenn es möglicherweise gute Gründe für eine Absage gibt, ist der Privathaushalt verpflichtet, das vertragliche Pensum zu erfüllen», sagt Roger Rudolph, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Zürich. «Das heisst, auch wenn man die Putzfrau nicht beschäftigt, muss man den Lohn für diese Zeit bezahlen.»

Die wichtigsten Informationen zum Coronavirus:

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Espresso, 02.06.2020, 08.13 Uhr

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