Es war eine spektakuläre Aktion: Die Walliser Polizei bot Mitte April 200 Polizisten auf, um eine Roma-Familie an der Einreise ins Wallis zu hindern. Der Clan mit 50 Wohnwagen hatte einen Vertrag mit einem Landbesitzer in Gampel. Doch die Gemeinde wollte die Ansiedlung nicht, der Landbesitzer annullierte den Vertrag, die Polizei mobilisierte ein Grossaufgebot. Die Pattsituation auf der Autobahn A9 dauerte gegen sieben Stunden.
Nebst dem Wallis hat man auch im Kanton Waadt genug von den vielen Fahrenden. Christian Weiler, Gemeinderat der Stadt Yverdon, verkündete kürzlich das Verbot von Ansiedlungen auf Gemeindegebiet. Ähnlich verfährt die Stadt Lausanne. «Bei Verstössen zeigen wir die Leute systematisch an», sagt Pierre-Andre Hildbrand, FDP-Sicherheitsdirektor der Stadt am Genfersee.
Tatsächlich: Eine Gruppe von Roma, die sich Anfang Mai auf dem Lausanner Parking Bourdonnette ansiedeln wollte, wurde mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und hohen Bussen bis 18'000 Franken pro Person belegt. Eine andere Gruppe in Montheron bei Lausanne wurde zuerst toleriert, nach Problemen aber zur Abreise gedrängt – mit der Androhung von 1000 Franken Busse für jeden weiteren Aufenthaltstag.
«Es geht nicht, dass die Fahrenden zum Beispiel Betonblöcke verschieben, um mehr Wohnwagen hinzustellen als abgemacht», sagt Hildbrand. Es habe in Montheron auch Sachbeschädigungen gegeben, verschmutztes Land des Bauern, versperrte Durchgangsstrassen, Lärmbelästigungen der Nachbarn.
Die welschen Kantone reagieren heftig auf die Clans von Fahrenden, die von Frankreich her in die Schweiz kommen. Es sind Roma, die hier im Baugeschäft arbeiten, Malerarbeiten oder kleine Rennovationen machen – und in der Schweiz anscheinend mehr Arbeit finden als im benachbarten Frankreich.
Die harte Tour verfängt
Unterdessen verfolgt der ganze Kanton Waadt eine Art Null-Toleranz-Politik. Laurent Curchod ist kantonaler Vermittler zwischen Behörden und Fahrenden. «Wir kontaktieren alle Familien, die wir kennen. Wir sagen ihnen, dass sie nicht hierherkommen sollen», sagt er in der «Rundschau». Es drohten Verstösse, Bussen, Wegweisungen. Nur auf dem offiziellen Platz in Rennaz können die Fahrenden heute halten. Doch der ist seit Monaten voll belegt.
Doch es gibt auch Kritik an dieser harten Politik. Die Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber setzt sich für Schweizer und ausländische Fahrende ein. Sie sagt, diese Politik widerspreche dem, was national anerkannt wurde: «Wir haben diese Minderheiten, die sollen ihre Kultur leben. Und wenn Sie aus dem Ausland kommen und nachher weiterziehen, gilt das auch für sie.» Statt sie zu vertreiben, müsse man Lösungen finden und eben Plätze bieten. Die acht offiziellen Transitplätze, die es gebe, seien viel zu wenig.
Der Anwalt Pierre Ventura vertritt einen der französischen Clans. Er gab kürzlich im Westschweizer Fernsehen RTS zu bedenken: «Das sind französische Bürger. Mit der Personenfreizügigkeit dürfen sie sich frei in der Schweiz bewegen.» Doch die harte Politik scheint zu wirken. Laut Vermittler Curchod sind im Kanton Waadt dieses Jahr weniger Fahrende unterwegs als früher.