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Fahrverbot an der Langstrasse Zürichs Partymeile wird teilweise autofrei – nicht alle freut das

Auf einem kleinen Abschnitt dürfen auf der Zürcher Langstrasse keine Autos mehr fahren. Das sorgt auch für Kritik.

Die Zürcher Langstrasse ist eine der berühmt-berüchtigtsten Strassen der Schweiz. Sie ist bekannt für ihr Nachtleben und ihren Ruf als Sündenpfuhl – aber auch für ihre Autokolonnen. Immer wieder staute sich der Verkehr auf der 1.4 Kilometer langen Verkehrsachse im Zürcher Kreis 4. Die Stadt Zürich geht nun dagegen vor.

Seit kurzem dürfen auf an der Langstrasse nur noch Busse, Velos und Taxis verkehren. Das Fahrverbot gilt jedoch nur tagsüber und nur auf einem kleinen Abschnitt. Es sind gerade einmal 60 Meter. Damit will die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP) ein langjähriges Anliegen umsetzen: Mehr Platz schaffen für Velofahrerinnen und Velofahrer.

Verbotstafel an der Langstrasse
Legende: Seit einigen Tagen gilt hier tagsüber ein Fahrverbot für Autos. Dafür hat die Stadt Zürich auch bauliche Massnahmen getroffen. Unter anderem wurde der Belag erneuert. SRF/Mayra Schmidt

Die Langstrasse soll für Velos durchgängig befahrbar sein. «Dafür müssen wir den Autoverkehr auf die umliegenden Strassen umleiten», so Brander. Gleichzeitig habe man aber auch die Situation auf den Umfahrungsstrassen verbessert: «Es gilt neu Tempo 30, es wurden Flüsterbeläge verlegt und Lärmschutzfenster installiert.» Doch längst nicht bei allen kommt dieses neue Verkehrsregime gut an, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.

«Das ist eine absolute Katastrophe»

An kleinen Tischen vor einem Restaurant an der Langstrasse treffen sich ein paar Männer zum Feierabendbier. Sie machen keinen Hehl daraus, dass ihnen das Fahrverbot für Autos gar nicht gefällt. «Das ist eine absolute Katastrophe», sagt einer. «Es ist ja nichts mehr los, seit keine Autos mehr durchfahren», ergänzt ein anderer Stammgast. Das Fahrverbot sei auf jeden Fall schlecht für das Gewerbe, findet er.

Ich stehe hier schon eine halbe Stunde und komme nicht vom Fleck.
Autofahrer in Zürich

Der Verkehr würde nun einfach auf die umliegenden Strassen verlagert. Zum Beispiel auf die Brauerstrasse – einer schmalen Quartierstrasse. Und tatsächlich: An diesem Donnerstagabend staut sich hier der Verkehr. Einige Autofahrerinnen und Autofahrer in der Kolonne sind verärgert. «Ich stehe hier schon eine halbe Stunde und komme nicht vom Fleck», sagt einer durch das offene Fenster. «Warten, warten, warten! Ich verstehe es nicht», sagt ein anderer.

«Es gibt nichts Besseres als das»

Ganz anders tönt es von Velofahrerinnen und Velofahrern, die an der Langstrasse unterwegs sind. Eine junge Frau sagt, sie habe schon lange darauf gewartet, dass dieser Abschnitt für Autos gesperrt werde. «Es ist viel entspannter. Es gibt weniger Lärm und weniger Chaos.» Ein anderer Anwohner sagt zum neuen Fahrverbot: «Es gibt nichts Besseres als das.»

Velofahrerin auf der Langstrasse
Legende: Velofahrerinnen und Velofahrer sollen die Langstrasse nun besser und durchgehend passieren können, so das Ziel der Stadt Zürich. Keystone/Ennio Leanza

Doch was ist mit dem Stau auf den Umfahrungsstrassen? Ein junger Mann, der in der Nähe wohnt, bleibt optimistisch. Es wirke jetzt so, als würde es nicht funktionieren. «Die Autofahrer merken dann schon noch, dass sie hier nicht mehr so einfach durchfahren können», sagt er. Wie auch immer das Ganze ausgeht. Die Zürcher Langstrasse sorgt für Gesprächsstoff – einmal mehr.

Regional Diagonal Magazin, 30.09.2023, 12:03 Uhr ; 

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