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Fall «Carlos» «Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe»

Nächste Woche beginnt der Prozess gegen «Carlos». Aus der Sicherheitszelle spricht der 24-Jährige über Wut und Hass.

Die Schweiz kennt «Carlos», den jungen Straftäter. Er heisst mit richtigem Namen Brian und möchte auch so genannt werden. Brian sitzt in U-Haft in einer Sicherheitszelle der Strafanstalt Pöschwies – 23 Stunden am Tag.

«Hier drin ist Wut und Hass meine Nahrung. Hier herrscht kein menschlicher Zustand», sagt Brian gegenüber der «Rundschau». Die Situation ist festgefahren. Seit Monaten lebt er isoliert, unter eigens für ihn geschaffenen Sicherheitsmassnahmen. Für ihn eine «Erniedrigung».

Das sind die Anklagepunkte gegen «Carlos»

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Ab nächster Woche steht er vor Gericht. Die heute veröffentliche Anklageschrift zeigt: Brian wird der versuchten schweren Körperverletzung, mehrfacher einfacher Körperverletzung, mehrfacher Sachbeschädigung, mehrfacher Drohung, mehrfacher Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte angeklagt.

Laut Anklageschrift erlitt ein Aufseher durch Schläge ein leichtes Schädelhirntrauma.

«Ich kämpfe bis in den Tod»

Dass er einen Aufseher angriff, könnte ihm zum Verhängnis werden. Der Staatsanwalt prüft offenbar die Verwahrung. Ob er diese beantragen wird, ist noch offen. Brian sagt dazu: «Eine Verwahrung ist schlimmer als die Todesstrafe» und kündigt an: «Ich bin ein Kämpfer. Ich kämpfe bis in den Tod. Sie sollen mich einfach korrekt behandeln.»

Der «Rundschau» liegen die internen Protokolle aus dem Gefängnis vor. Sie zeigen einen Alltag voller Zermürbung und Gewalt. Darin ist von massiven Beleidigungen, Sachbeschädigungen und von Gewaltandrohung gegen die Aufseher die Rede. «Im Gefängnis ist Wahnsinn der einzige geistige Zustand», so Brian. Irgendwie müsse seine Wut weg.

Der Strafvollzug sei in diesem Fall mit einer neuen Dimension von Gewalt und Renitenz konfrontiert, erklärte die zuständige SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr vor Monaten vor den Medien.

Das sagte Jacqueline Fehr im Detail zum Fall «Carlos»

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Fehr sagte, dass sie in Brian keinesfalls ein Opfer sehe. «Für uns ist B.K. ein Gewalttäter, wie dies mehrfach gerichtlich festgestellt wurde». Gutachter hätten eine schwere dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert und es sei ihm bisher unmöglich, sein Aggressionspotential unter Kontrolle zu bringen.

Fehlende Kooperation

Für eine Anstalt sei dies eine grosse Belastung, sagt der Forensiker Frank Urbaniok gegenüber der «Rundschau». Er verteidigt das Vorgehen der Behörden: «Wenn jemand in jedem Moment etwas Gewalttätiges machen kann, dann sind die Möglichkeiten nicht mehr gross. Dann ist es am Schluss eine Sicherheitszelle».

Für eine Verbesserung einer festgefahrenen Situation brauche es eine minimale Kooperation eines Insassen, hält Urbaniok fest.

Die Spirale von Repression und Eskalation hat sich weiter verschärft. Auch das aktuellste Gutachten, das der «Rundschau» vorliegt, bestätigt eine «sich unweigerliche abzeichnende Abwärtsspirale». Ob die Voraussetzungen für eine Verwahrung aber erfüllt sind, entscheidet das Gericht.

Entscheidend sei schlussendlich die Gefährlichkeit, erklärt Urbaniok. Das Gericht wägt zwischen den Interessen des Insassen und dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung ab.

Vieles schief gelaufen

Für den Vater von Brian ist die Diskussion über eine Verwahrung absurd. «Entlassen muss man ihn», sagt er in der «Rundschau». Man müsse nichts ändern, sondern zugeben: «Wir haben schon so viel Blödsinn mit dir gemacht, das sind wir dir jetzt schuldig.» Man werde sich mit allen verfügbaren Mitteln gegen eine allfällige Verwahrung zur Wehr setzen, sagt er.

Kommission zur Verhütung von Folter vermittelt

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Auch die nationale Kommission zur Verhütung von Folter wurde in diesem Fall aktiv, sie vermittelt im Hintergrund. Zum Fall äussert sich die Kommission nicht direkt. Doch deren Vizepräsident Leo Näf erklärt, man müsse in diesem Fall auch über die Grenzen des Machbaren im Strafvollzug sprechen.

Es gehe um die Einhaltung von Grundrechten – sowohl für den Insassen, wie auch für die Mitarbeiter im Vollzug. Und Näf hält fest: «Für junge Menschen ist eine Verwahrung wirklich ein sehr schwerwiegender Eingriff, der sehr genau und gut überlegt sein muss.»

Tatsächlich beschäftigt Brian die Behörden fast sein ganzes Leben lang. Er war bereits als Kind eingesperrt, wurde tagelang in der Psychiatrie fixiert. Er sei ein junger sensibler Mann, bei dem schon früh im Leben vieles kaputt gemacht worden sei, erklärt der Vater. «Jetzt ist er wieder seit einem Jahr in einer Haft, in der ein normaler Mensch krepiert». Sein Verhalten sei ein Hilfeschrei, ein Ventil um mit seiner Wut umzugehen.

Weder die Verantwortlichen der Strafanstalt Pöschwies noch die zuständige Regierungsrätin Jacqueline Fehr wollten mit Hinweis auf den bevorstehenden Prozess und den Datenschutz gegenüber der «Rundschau» Stellung nehmen.

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