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«Text me when you get home»
Aus News Plus vom 15.03.2021. Bild: Keystone
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Fall Sarah Everard Kapo St. Gallen entschuldigt sich wegen Frauenratgeber

Der Fall Everard zieht Kreise. Die Kantonspolizei St. Gallen muss wegen eines Ratgebers nun Kritik einstecken.

Am Freitag ist die Leiche von Sarah Everard in Kent (Grossbritannien) in einem Waldstück gefunden worden. Inzwischen wurde ein Polizist verhaftet. Er steht unter Verdacht, die Frau entführt und ermordet zu haben. Der Fall hält Grossbritannien seit Tagen in Atem.

Auch Premier Boris Johnson zeigt sich auf Twitter betroffen

«Text me when you get home» – die Influencerin Lucy Mountain hat ein Bild mit nur diesem Text auf Instagram veröffentlicht. Darunter schreibt sie, sie konnte nicht aufhören, an Sarah Everard zu denken und daran, dass «es einer Frau verwehrt wurde, einfach nach Hause zu laufen». Sie habe eine tiefe Verbundenheit mit anderen Frauen gespürt, schreibt sie weiter.

Der Post wurde weltweit geteilt, gelikt, und hat die Menschen bewegt – bis hin zu einer Mahnwache am Wochenende in mehreren britischen Städten. Allein in London hatten sich mehrere Hundert Menschen versammelt, um ein Zeichen zu setzen – dies trotz der strengen Corona-Massnahmen derzeit in Grossbritannien.

St. Galler Polizei entschuldigt sich

Auch in der Schweiz wird das Thema diskutiert. Nicht erst seit dem Vorfall in Kent. Und da hat die Kantonspolizei St. Gallen beispielsweise für ordentlich Wirbel und Häme gesorgt, als sie vor einiger Zeit einen Ratgeber für Frauen veröffentlicht hat, wie man sich auf dem Nachhauseweg schützen könne. Folgende Sätze sind darin zu lesen:

Treten Sie stets selbstbewusst auf. Frauen, die Selbstbewusstsein ausstrahlen, werden weniger belästigt als verschreckte Frauen, die unsicher nach Hause huschen.

Es liegt auf der Hand, dass Sie ein leichtes Opfer sind, wenn Sie nicht bei klarem Verstand sind. Trinken Sie deshalb Alkohol nur in Massen, sodass Sie noch klar denken können.

Auf den sozialen Medien wurde das heftig kritisiert. So schreibt etwa Agota Lavoyer von der Opferhilfe bei sexualisierter Gewalt, das Beispiel führe die Rape-Culture vor Augen. Da gehe man nämlich davon aus, dass es in der Verantwortung der Frau liege, sich vor sexualisierten Übergriffen zu schützen.

Die St. Galler Kantonspolizei hat sich heute dazu geäussert, Sprecher Hanspeter Krüsi sagt, man habe mit dem Ratgeber eigentlich nur Gutes tun wollen: «Wir haben zu wenig darauf geachtet, dass wir mit den Ratschlägen bei den Frauen Gefühle verletzen könnten.»

Ratgeber ist entfernt worden

Dafür entschuldigt sich Polizeisprecher Krüsi. «Wir haben reagiert, und den Ratgeber am Sonntag aus dem Internet genommen. Beim Ratgeber handelt es sich um einen älteren Ratgeber auf unserer Website. Er entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen bezüglich ausgewogene Formulierung von Täter- und Opfersicht.»

Die St. Galler Polizei will nun sämtliche präventiven Ratgeber auf der Webseite überprüfen.

SRF 4 News, 15.3.2021, 17:15 Uhr

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