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Verschlüsselte E-Mails machen dem Fedpol Sorgen
Aus Rendez-vous vom 12.04.2018. Bild: Keystone
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Fedpol auf Verbrecherjagd Anbieter von anonymen Mail-Diensten sorgen für Ärger

Der Schweizer Provider Protonmail bietet einen verschlüsselten und anonymen Mail-Dienst an mit dem Slogan «Schweizer Privatsphäre. Sichere E-Mail aus der Schweiz». Diese wird nicht nur von Journalisten, Aktivisten und Oppositionellen in Unrechtsstaaten gerne genutzt, sondern auch von Kriminellen. Der Provider ist deshalb ein Dorn im Auge der Strafverfolgungsbehörden.

Laut Lulzana Musliu, Sprecherin des Bundesamts für Polizei fedpol, gibt es immer häufiger Probleme. Zum Beispiel mit Leuten, die mit Protonmail Drohungen verschickten. Konkret: «Wir hatten zum Beispiel eine Anfrage von den amerikanischen Behörden. Da ging es um eine konkrete Amok-Drohung gegen eine Highschool.» Als die Behörde beim E-Mail-Anbieter in der Schweiz nach der IP-Adresse dieser Person gefragt hat, konnte der Provider nicht weiterhelfen.

Im Gegensatz zu ganz grossen, bekannten Mailanbietern speichert Protonmail gar keine Daten über seine Nutzer. Das gehört zu seinem Geschäftsmodell und zu seinem Erfolgsrezept. Über Protonmail laufen weltweit sechs Millionen Mailkonten.

Kriminelle könnten Identität ohnehin verschleiern

Firmenchef Andy Yen bestätigt: Fedpol habe das Gespräch gesucht mit seiner Firma. Die Schweizer Behörden wollten seine Firma dazu bringen, mehr Daten zu speichern. Das sei der falsche Ansatz, sagt Yen. Kriminelle könnten ihre Identität im Netz ohnehin verschleiern – Daten zu speichern bringe nichts – und sei gefährlich: Denn Daten könnten gehackt oder missbraucht werden – wie aktuell im Fall von Facebook.

Er verstehe zwar, dass die Schweizer Polizei für die Jagd nach Kriminellen Daten wolle, sagt Yen. Der Trend gehe aber in Richtung «mehr Privatsphäre». Dabei meint er die Entwicklung in der EU: Dort hat sich der Gerichtshof gegen die Speicherung von Daten zum Mail-Verkehr ausgesprochen. In der Schweiz müssen Anbieter die Daten eigentlich speichern. Für kleinere aber gibt es Ausnahmen.

Bundesstelle muss noch Pflichten regeln

Nils Güggi vertritt den Dienst ÜPF, die Bundesstelle, die Überwachungen und Datenabfragen bei Mail-Anbietern durchführt. Güggi sagt: Seine Behörde sei erst dabei, die Pflichten von Protonmail und ähnlichen Diensten im Detail zu regeln. Klar sei aber jetzt bereits: Protonmail lasse sich kaum zwingen, umfassend Verbindungsdaten, geschweige denn Inhalte von Mails zu liefern.

Das Bundesamt für Polizei Fedpol hofft nun weiter auf freiwillige Zugeständnisse: Gerade für die internationale Polizei-Zusammenarbeit sei es ein Problem, wenn eine Schweizer Firma nicht Hand biete im Kampf gegen Verbrechen, sagt Sprecherin Musliu.

Firmenchef Yen beeindruckt das nicht: Protonmail habe einen enormen gesellschaftlichen Nutzen: Weltweit könnten sich dank seiner Firma Journalisten – aber auch Aktivistinnen und Oppostionielle in Unrechtsstaaten sicher austauschen.

Falls es ernsthafte Probleme gebe mit den Schweizer Behörden, sagt Yen, dann ziehe Protonmail halt in einen EU-Staat. Von seinem Geschäftsmodell abrücken will er nicht. Viel eher gibt er seinen zweiten Trumpf aus der Hand: Die Swissness.

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11 Kommentare

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  • Kommentar von georg hanselmann  (jü)
    ich finde es sehr gut das der Staat nicht zu griff hah auf die Bürger. Die sollen Ihre Arbeit mit mehr Hirn Erledigen, sodas ich nicht Der Polizei mitteilen muss, sie soll bei einem nächtlichen Einsatz das Martinshorn Ausgeschaltet lassen, sonst sind die Täter schon
    von weitem Alamiert
  • Kommentar von Maria Kaiser  (Klarsicht)
    Es bereits so verwirrend, dass man künstliche Internetfallen konstruiert, um arglose Leute in strafbare Handlungen zu locken - denn es geht den Schnüfflern bald die Arbeit aus - so kann man dann schon mal kräftig abstrafen, wenn jemand eine Mail mit speziellem Anhang versendet . Die echten Täter und Verbrecher spielen in einer anderen Liga -aber da sind die Superschnüffler weit überfordert. Derweil begehen die echten Verbrecher die realen Delikte längst am hellen Tag .
  • Kommentar von Richard Limahcer  (Limi)
    Vor einigen Wochen habe ich nach einer Viruswarnung auf den srf-Seiten "uBlock Origin" installiert. Regelmässig werden 6 bis 7 blockierte Anfragen gemeldet. Weshalb? Mit aktiviertem "uBlock Origin" sind hier keine Kommentare möglich. Weshalb?
    1. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      Die Warnung hatten wir im Betrieb auch und nach etwas Recherche war es wohl ein Script, welches zur Erfassung der Nutzungsdaten der Seite durch einen externen Anbieter gedacht war. 20min, Watson etc. zeigten bei uns diese Warnung ebenfalls, da sie denselben Anbieter nutzen. Dass die Anmeldung mit uBlock nicht funktioniert liegt womöglich daran, dass SRF JanRain als CIAM (oder CIM) nutzen. uBlock mag diesen Dienst offenbar überhaupt nicht, da es von gewissen Listen als Tracking eingestuft wird.