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Fedpol-Erhebung Hooligan-Gewalt: Bei Fussballspielen ist das Problem am grössten

  • Bei fast jedem dritten Fussballspiel der beiden höchsten Schweizer Ligen ist es in der letzten Saison zu Gewalt gekommen. Das geht aus der neuesten Statistik des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) hervor.
  • In den beiden höchsten Eishockey-Ligen kam bei 9 Prozent aller Spiele zu Gewalt oder schwerer Gewalt.
  • Nicht mitgezählt wurden Spiele, die seit Mitte Juni vor nur wenigen Zuschauern gespielt werden mussten.
  • Im Vergleich zur Vorsaison bleibt die Zahl der Gewalttaten in den beiden höchsten Spielklassen konstant.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat zum zweiten Mal das Gesamtschweizerische Lagebild Sport (GSLS-Reporting) veröffentlicht. Das Reporting zeigt auf, in welcher Phase rund um Sportveranstaltungen welche Ereignisse vorgefallen sind. Fussballspiele sind demnach deutlich anfälliger für Gewaltereignisse als Eishockeyspiele.

Die Zahl der als «gewalttätige Ereignisse mit besonderer Schwere» bewerteten Super-League-Spiele sank von 48 (total 457 bewertete Spiele) in der Saison 2018/2019 auf 27 (323 Spiele) in der abgebrochenen Saison 2019/2020. Beim Eishockey wurden in der Saison 2019/2020 von 666 bewerteten Spielen nur deren 21 Partien der National League als besonders gewalttätig eingestuft, in der Vorsaison 12 von 708 Spielen.

Im Juni 2020 waren laut Fedpol-Website insgesamt 1525 Personen in der Hooligan-Datenbank (Hoogan) erfasst, lediglich 23 davon sind weiblichen Geschlechts.

Was ist die Hoogan-Datenbank?

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Im Informationssystem Hoogan werden Daten über Personen aufgenommen, die sich an Sportveranstaltungen im In- und Ausland gewalttätig verhalten haben und gegen die eine Massnahme verhängt wurde.

Die Aufnahme kann aus drei Gründen erfolgen: Die Massnahme muss von einer richterlichen Behörde ausgesprochen oder bestätigt worden sein; sie muss aufgrund einer strafbaren Handlung ausgesprochen worden sein; oder die Massnahme wurde für die Wahrung der Sicherheit von Personen oder der Sportveranstaltung notwendig und glaubhaft begründet.

Aktive Massnahmen gegen 622 Personen

Aktive Massnahmen, also am Stichtag gültige Massnahmen wie Meldeauflagen, Rayon- und Stadionverbote, galten Ende Juni für 622 Personen. Gegen eine erfasste Person können mehrere Massnahmen gleichzeitig aktiv sein.

Die am häufigsten erfassten Delikte waren im Juni 2020 Landfriedensbruch, Verstösse gegen das Sprengstoffgesetz und das Vermummungsverbot. Das Fedpol führt über alle Vorkommnisse bei jedem Spiel akribisch Buch. Die Statistik der Saison 2019-2020 ist hier als pdf-Dokument abrufbar.

Aussagen sehr begrenzt möglich

Eine Interpretation der neusten Zahlen sei sehr schwierig, erklärte Fedpol-Sprecher Florian Näf. Die letzte Saison sei vorzeitig abgebrochen worden, zudem hätten Spiele vor leeren Rängen stattgefunden. Die Zahl der als schwer eingestuften Fälle würde er aus rein statistischer Sicht als «konstant» bezeichnen.

Aussagen über Ausmass und Entwicklung der Gewalt in den Stadien sind auch aufgrund der Datenbank Hoogan «nur begrenzt möglich», wie das Fedpol schreibt. Grund für eine allfällige Zunahme der erfassten Massnahmen könne auch eine strengere Handhabung durch die Polizei sein. Zudem könnten sich einmal erfasste Personen auch wieder völlig ruhig verhalten und erschienen trotzdem in der halbjährlichen Statistik.

SRF4 News vom 01.10.2020, 10 Uhr ; 

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