Direkt an der Autobahn A6 zwischen Bern und Biel liegt das Gelände von Novakies. Im Gewerbegebiet der Lätti im bernischen Rapperswil stellt die Firma Recycling-Beton her und sie betreibt eine Bodenwaschanlage. Das heisst: Sie befreit verunreinigte Erde, Schotter oder Kies von Schadstoffen.
«Es kommen vor allem Bauunternehmen zu uns, aber auch Gemeinden oder Schützenvereine, die einen Schiessstand sanieren wollen», erklärt Bereichsleiter Frank Waser.
Ich kann mir nicht vorstellen, wo PFAS-belastetes Material zwischengelagert werden kann.
Seit Neustem reinigt die Firma auch PFAS-haltiges Material. Denn: In der Schweiz werden immer mehr dieser chemischen Schadstoffe im Boden entdeckt. Zwar bringe das Aufträge, aber auch Herausforderungen, sagt Frank Waser. «Wenn in kurzer Zeit sehr viel Material anfällt, das mit PFAS belastet sein kann – dann braucht das Platz.» Denn das Material einer Baustelle werde nach dem Waschgang selten gleich wieder verbaut. Es muss also zwischengelagert werden.
Die Bodenwaschanlage von Novakies, eine Firma der Marti AG Bern, ist vereinfacht gesagt eine grosse Waschmaschine für Kiesmaterialien – und der Waschprozess an sich nichts Neues. «Die Entdeckung von PFAS hat jedoch einen grossen Einfluss auf die Analytik», sagt Novakies-Bereichsleiter Frank Waser.
Die Stoffe müssten viel exakter analysiert werden, da die Grenzwerte bei PFAS um ein Tausendfaches tiefer seien als bei anderen Schadstoffen. Zum Vergleich: Ist die Rede von einer Tonne verschmutzter Erde oder Schotter, dann ergibt das ein Gramm Schadstoffe.
Kommt dazu: Das Bundesamt für Umwelt muss die Grenzwertkriterien für PFAS erst noch festlegen. Die geltenden Grenzwerte sind nur provisorisch. «Wir möchten wissen, was Sache ist», sagt Frank Waser. Denn die Grenzwerte hätten auch einen Einfluss auf den gesamten Baustoffkreislauf. Also inwiefern zum Beispiel Kies, das von PFAS gereinigt wurde, wieder zu Beton verarbeitet werden kann.
Grenzwerte für Schadstoffe noch nicht definiert
Neben der Waschanlage in der Lätti BE gibt es in der Schweiz nur eine Handvoll weitere: Sind es genug, um das Material, das in den nächsten Jahren in der Schweiz anfällt, zu reinigen? Diese Frage untersucht Richard Chrenko, Projektleiter bei Rytec. Das Ingenieurbüro untersucht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt die Behandlungskapazitäten für PFAS in der Schweiz.
Ich gehe stark davon aus, dass wir in den nächsten Jahren viel mehr als 4 bis 6 Anlagen haben.
«Es hängt natürlich davon ab, wie viele weitere mit PFAS-belastete Standorte in der Schweiz entdeckt werden», so Chrenko. Weiter komme es auf die Grenzwerte an. «Das ist entscheidend für die Frage, ob die Standorte überhaupt saniert werden müssen.» Gemäss Chrenko gibt es in der Schweiz derzeit 4 bis 6 Anlagen, welche mit PFAS-verschmutzte Böden reinigen können. Er geht davon aus, dass es in den nächsten fünf Jahren deutlich mehr Anlagen gibt.
Nadelöhr nicht nur bei Bodenwaschanlagen
Für Frank Waser, Bereichsleiter bei der Novakies AG, welche die Bodenwaschanlage in der Lätti betreibt, liegt das Nadelöhr nicht nur bei den Bodenwaschanlagen. «Ich kann nur waschen, wenn ich die verschmutzten Stoffe loswerde», so Waser.
Also die Schadstoffe, die am Ende des Waschgangs in sogenannten Filterkuchen übrigbleiben. Diese Filterkuchen werden im Zementwerk bei extrem hohen Temperaturen verbrannt – oder landen auf Deponien. Die Kapazitäten seien in der Schweiz jedoch sehr knapp.