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Wegen Corona: Mehr Welsche im Berner Oberland und mehr Deutschschweizer in der Romandie
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 23.07.2021. Bild: Keystone
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Ferien in der Schweiz Parlez-vous français? Tourismusregionen umwerben Romands

Wegen Corona sind mehr Welsche in der Deutschschweiz unterwegs. Für die Gäste wird viel angepasst. Es gibt aber Grenzen.

Im Berner Oberland wird seit Corona deutlich mehr Französisch gesprochen. «Auch auf den Parkplätzen hat es vermehrt Autos aus Genf, Waadt, Neuenburg oder Freiburg», sagt Markus Bolliger von Interlaken Tourismus. «Es ist schön, dass die Gäste von überall aus der Romandie kommen.»

Leute am Schalter
Legende: Bereits im letzten Jahr kamen viele Gäste aus der Westschweiz – beispielsweise auf den Harder Kulm oberhalb von Interlaken. Keystone

Wie im letzten hat die Zahl der Romands auch in diesem Jahr zugenommen. Wie viele zusätzliche Touristen aus der Westschweiz tatsächlich gekommen sind, kann man in Interlaken aber nicht sagen.

Die Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg geht davon aus, dass rund 30 Prozent der Gäste Französisch sprechen, sagt die Marketingverantwortliche Silvia Nüesch. Das sind mehr als vor Corona.

Von Montreux kann man mit dem Zug direkt ins Berner Oberland fahren.
Autor: Anette Stoffel Geschäftsführerin HotellerieSuisse Berner Oberland

Eine Zunahme bemerkt hat auch der Verband Hotelleriesuisse. Im Berner Oberland habe vor allem das Saanenland profitiert, sagt Annette Stoffel, Zuständige für die Region: «Das könnte mit der Zugverbindung zu tun haben, mit der man von Montreux direkt ins Berner Oberland fahren kann.» Ein Geheimtipp ist diese Reise schon lange nicht mehr.

Tourismusregionen buhlen um Romands

Im Berner Oberland haben die Verantwortlichen reagiert und teilweise Broschüren auf Französisch übersetzt, die Internetseiten angepasst. Auch die Werbung für die Westschweiz wurde erhöht: «Über Social Media haben wir Kampagnen geschaltet», sagt Silvia Nüesch aus Adelboden-Lenk-Kandersteg.

Die Westschweiz ist bisher nur stiefmütterlich behandelt worden.
Autor: Markus Bolliger Interlaken Tourismus

Angestellte der Tourismusregion Interlaken seien auch in die Westschweiz gereist, um den Romands das Berner Oberland schmackhaft zu machen – so wie auch viele andere Deutschschweizer Tourismusregionen um die welschen Gäste buhlen: «Die Westschweiz ist bisher stiefmütterlich behandelt worden. Jetzt hatte man keine andere Möglichkeit mehr und sah dort Potenzial», sagt Markus Bolliger von Interlaken Tourismus.

Engagement hat Grenzen

In allen Bereichen des Alltags kommen die Tourismusregionen den Gästen aus der Westschweiz aber nicht entgegen: Zugdurchsagen gibt es vielerorts nicht auf Französisch. Die Züge der Zentralbahn, die zwischen Luzern, Engelberg, Interlaken, Meiringen und Innertkirchen unterwegs sind, verzichten beispielsweise darauf. «Pourquoi pas?», fragte sich SRF-Hörer Otto Kohler aus Brienz, der selbst Romand ist: «Die Welschen füllen derzeit die Züge. Aber die Durchsagen sind nur auf Englisch. Das nervt.»

Zentralbahn
Legende: Ein Zug der Zentralbahn fährt durch den Bahnhof auf dem Brünigpass auf der Brünigstrecke zwischen Luzern und Interlaken – die Durchsagen hört man jedoch nicht auf Französisch. Keystone

«Mindestens aus Höflichkeit sollten die Durchsagen auch auf Französisch sein», sagt Kohler. Denn so hätten die Welschen das Gefühl, sie seien im Ausland und würden sich darüber lustig machen: «Sie sagen, die Deutschschweizer könnten halt kein Französisch.»

Pourquoi pas?

Die betroffene Zentralbahn weist die Kritik von sich. Man halte sich an die Regeln der Schweiz: «Wenn ein Zug die Sprachregion wechselt, wird die entsprechende Sprache gesprochen», sagt Thomas Keiser. Die Zentralbahn fahre aber nur in der Deutschschweiz, weshalb die Ansagen Deutsch seien – und mit Englisch ergänzt, weil viele Gäste aus Asien kommen würden.

Dies zu ändern, sei nicht so einfach und brauche Zeit: «Wir werden dies aber prüfen und bei Bedarf auch französischsprachige Durchsagen machen», sagt Keiser. Zentral sei, ob die Romands auch nach Corona vermehrt in die Deutschschweiz kommen werden.

Welsche sollen bleiben

Touristikerinnen und Touristiker hoffen, dass die wachsende Liebe der Welschen zu den Deutschschweizer Bergen und Seen auch nach Corona anhalten wird: «Wir werden auch künftig viel für die Westschweizer Gäste machen, weil sie uns wichtig sind», heisst es aus der Region Adelboden-Lenk-Kandersteg.

Auch mehr Deutschschweizer in der Romandie

Box aufklappen Box zuklappen

«Wir spüren tagtäglich, dass mehr Deutschschweizer kommen», sagt Bruno Sturny, Direktor der Bergbahn La Berra, einem beliebten Wander- und Mountainbike-Gebiet im Kanton Freiburg. Sturny schätzt, dass seit Corona anderthalb mal mehr Deutschschweizer Touristen in der Region unterwegs sind. Viele aus dem Bernbiet, aber auch aus Zürich oder der Ostschweiz.

Erste Zahlen des Freiburger Tourismusverbandes bestätigten die Tendenz: Vor der Pandemie sei nicht einmal jeder zweite Gast im Kanton aus der Deutschschweiz gekommen. Nun seien es zwei Drittel, sagt Direktor Pierre-Alain Morard: «Wir haben neue und jüngere Schweizer als Feriengäste gefunden, das ist wichtig und sehr schön.»

Damit die Gäste aus der Deutschschweiz auch nach Corona ins Freiburgerland kommen, hat der Tourismusverband seine Werbeaktionen gezielt auf die Deutschschweiz ausgerichtet und unter anderem an mehreren Bahnhöfen die Freiburger Brotspezialität Cuchaule verteilt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 22.07.2021, 17:30 Uhr;

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