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Beispiel Ulmenstrasse Luzern: Umstellen auf grünes Heizen kann tückisch sein
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 07.06.2022. Bild: SRF
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Fernwärme als Lösung Weg vom Gas: Innenstädte stehen vor dem grossen Umbau

Fernwärmenetze statt Gasleitungen: So sollen Städte künftig erneuerbar heizen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, das zeigt sich am Beispiel Luzern.

Der Klimaschutz verlangt es schon länger, der Ukraine-Krieg und die damit steigenden Energiepreise haben es noch akuter gemacht: Viele Hausbesitzerinnen und -besitzer wollen von Öl- oder Gasheizungen wegkommen. «Wir spüren das bei uns», sagt Cyrill Studer. Er leitet die Umweltberatung der Stadt und des Kantons Luzern. Die Anfragen hätten stark zugenommen: In den ersten Monaten des Jahres waren es 1600 – in der gleichen Vorjahresperiode nur 900.

Die Beratung ist nicht nur gefragt, sondern auch nötig. Denn einfach ist die Umstellung auf erneuerbare Energie oft nicht. Das hat auch die Oekumenische Wohnbaugenossenschaft Luzern OeWL erlebt. Sie plant, zwei ihrer Mehrfamilienhäuser in der Neustadt zu sanieren.

Die alte Gasheizung des Gebäudes der Oekumenischen Wohnbaugenossenschaft Luzern
Legende: Die alte Gasheizung hat bald ausgedient. Grün ist sie zwar angemalt – aus energetischer Sicht ist sie es aber nicht. SRF

Beide werden aktuell noch mit Gas beheizt. Für die Genossenschaft sei klar, dass sie auf grünes Heizen umstellen wolle, sagt ihr Präsident Florian Flohr: «Die Verantwortung, die Klimaziele zu erreichen, können wir nicht einfach auf den Staat abwälzen. Sondern da müssen wir uns engagieren.»

Schwierige Suche nach Alternativen

Im Falle ihrer beiden Mehrfamilienhäuser will die OeWL nun eine Pelletheizung einbauen – eine Variante, die im Stadtgebiet nicht sehr verbreitet ist. Es war auch nicht die erste Wahl. Zuvor wurden andere Varianten geprüft.

«Hier hat es zwei Grundwasserspiegel, die man nicht durchbohren darf.»
Autor: Florian Flohr Präsident der Oekumenischen Wohnbaugenossenschaft Luzern

Nicht erlaubt war eine Erdsonde: «Hier hat es zwei Grundwasserspiegel, die man nicht durchbohren darf, damit sie nicht durchmischt werden», erklärt Flohr. Auch nicht möglich sei es, Wärme aus dem Grundwasser zu entnehmen, denn das tut bereits eine andere grosse Wohnsiedlung in der Nähe: «Damit ist das Reservoir ausgeschöpft.»

Luft-Wasser-Wärmepumpen mit zusätzlichem Lärmschutz bei der Liegenschaft in Kriens.
Legende: In Kriens musste die Genossenschaft nachbessern: Luft-Wasser-Wärmepumpen mit zusätzlichem Lärmschutz. OeWL

Eine weitere Variante wäre eine Wärmepumpe, die die Heizwärme mit Ventilatoren aus der Luft nimmt. Ein System, das die Genossenschaft in einer Liegenschaft in Kriens bereits eingebaut hat. Sie hat also Erfahrung damit. Nur eben nicht nur gute Erfahrung.

«Diese Wärmepumpen machen Lärm, vor allem wenn sie etwas grösser sind.» Deshalb hätten sie im Nachhinein noch zusätzlich Lärmschutzmassnahmen einbauen müssen, sagt Florian Flohr. Bei ihren Liegenschaften in der Stadt Luzern würde aber auch das nicht reichen: «Das ist ein geschlossener Innenhof und hier hört man jeden Pieps.» Heisst: Auch eine Wärmepumpe kam nicht infrage.

Die beste Variante: Seewärme

Schliesslich stand noch die Option Fernwärme zur Diskussion. Das wäre eigentlich die beste Variante für dicht bebautes Stadtgebiet – gerade in Luzern, wo das städtische Energieunternehmen EWL ein grosses Seewärme-Netz baut. Dieses ist allerdings noch nicht so weit, dass die Oekumenische Wohnbaugenossenschaft sich jetzt schon daran anschliessen könnte.

Fernwärmepionier Basel

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Als Vorbild in Sachen Fernwärme gilt schweizweit die Basel-Stadt. Der Kanton will für 460 Millionen Franken das Netz ausbauen und bis 2035 ganz von Gasheizungen wegkommen. Das Fernwärmenetz ist bereits heute das grösste der Schweiz – und es soll von 130 auf fast 200 Kilometer Länge anwachsen. Abgesehen von einzelnen Einfamilienhausquartieren wird so praktisch die ganze Stadt angeschlossen.

Das soll sich möglichst schnell ändern, sagt Cyrill Studer von der Umweltberatung. Wolle man in der Stadt Luzern die rund 6000 Öl- oder Gasheizungen innert nützlicher Frist ersetzen, führe nichts an grossen Fernwärmeverbünden vorbei. Und dafür müsse schnell und viel investiert werden.

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Cyrill Studer: «Die Lösung ist vor allem Fernwärme, die mit erneuerbarer Energie gespiesen wird.»
aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 08.06.2022. Bild: zvg Umweltberatung Luzern
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Studer zieht einen Vergleich: «Man hat vor rund 50 Jahren Milliarden in Kanalisationen und Abwasserreinigungsanlagen investiert. Heute stehen wir an einem ähnlichen Punkt, wo man die Innenstädte neu für die Zukunft ausrüsten muss.» Das könne bis 2040 gelingen. Dieses Datum sieht die Klimastrategie der Stadt Luzern vor. «In den Gesprächen der Beratung oder mit den Verbänden spüre ich einen grossen Willen. Deshalb bin ich zuversichtlich.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 08.07.2022, 12:03 Uhr

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