Viel Beton, viel Lärm, wenig Licht – die finstere Perronhalle des Berner Bahnhofs kommt bei Reisenden nicht gut weg. «Die Atmosphäre in der Halle ist bedrückend, ähnlich wie wenn schlechtes Wetter ist», sagt ein Reisender. «Grau, düster, alt», urteilt ein anderer. Besonders am Abend sei es schon ein bisschen «gfürchig», sagt eine Frau.
«Kelleratmosphäre» im Bahnhof Bern verschwindet
Jeden Tag steigen in Bern Bahnhof SBB rund 200'000 Pendler, Touristinnen und Ausflügler ein, aus oder um. Künftig sollen sie sich auf den Perrons wohl oder zumindest wohler fühlen. Die «Kelleratmosphäre», wie es SBB-Oberbauleiter Hans-Peter Hostettler sagt, soll weg. Darum bekommt die Perronhalle derzeit ein Upgrade.
Wie das aussieht, sieht man bereits auf dem Perron 9/10: Eine neue Decke über dem Perron hängt tief, schwebt wie eine Wolke über dem Bahnsteig, umrahmt von einem grellen Lichtbalken. Wer dort aus dem Zug steigt, sieht die alte Betondecke fast nicht mehr, dafür viel Licht. Derzeit montieren Arbeiter die letzten blausilbrigen «Segel», deren Farbe dem Berner Sandstein ähneln soll.
Hans-Peter Hostettler schaut zufrieden auf sein Werk. «Es ist nun viel heller, moderner und angenehmer.» Hohe Hallen seien für die meisten Menschen unangenehm. «Tiefere Decken schaffen ein heimeliges Gefühl.»
Perrondecken sollen Lärm schlucken
Die neuen, 35 Millionen Franken teuren Perrondecken sollen nicht nur für mehr Licht, sondern auch für weniger Gequietsche und Geratter in der Halle sorgen. Sie schlucken einen Teil des Lärms, so SBB-Oberbauleiter. «Es wird ruhiger auf den Perrons, und die Akustik für die Durchsagen wird besser.» Dies auch dank neuen Lautsprechern. Die Lebensdauer der alten Anlage sei ohnehin am Ende.
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Bild 1 von 5. Fast 300'000 Leute pendeln täglich via Bahnhof Bern, er stösst an seine Grenzen. Seit 2017 wird er um- und ausgebaut. Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
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Bild 2 von 5. Dazu gehört der neue Untergrundbahnhof des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS). Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
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Bild 3 von 5. Es soll zudem mehr Möglichkeiten geben, den Bahnhof zu betreten – etwa mit zwei neuen Zugänge durch die Länggasse. Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
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Bild 4 von 5. Die Perronhalle der SBB soll mehr Licht erhalten. Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
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Bild 5 von 5. Im Zuge der Bauarbeiten wird auch das Bubenbergzentrum neu gebaut. Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
Zusätzlich zu den neuen Perrondecken arbeiten die SBB an einer langen Glaswand neben dem Perron 1, welches die finstere Perronhalle zum Bahnhofsplatz hin öffnet. Bereits ist ein erstes grosses Loch sichtbar, welches Tageslicht in die Halle bringt.
Man sieht hinaus in die Stadt, und die Stadt sieht hinein in den Bahnhof.
Hans-Peter Hostettler spricht von einem «Meilenstein» für den Bahnhof Bern. «Man sieht hinaus in die Stadt, und die Stadt sieht hinein in den Bahnhof. Das ist eine grosse Aufwertung.»
Es werde Licht – so hell soll der Bahnhof werden
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Bild 1 von 2. Erste Löcher in der Betonwand bringen bereits Tageslicht von der Seite in den Bahnhof Bern. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
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Bild 2 von 2. Künftig soll man von der Perronhalle in die Stadt hinaus und umgekehrt blicken können. Bildquelle: zvg/Visualisierung, Nightnurse.
Die alte Betonwand wird in den nächsten vier Jahren Schritt für Schritt aufgebrochen und durch die Glaswand ersetzt. Mit der Eröffnung des neuen Bahnhofs Ende 2029 soll dann die Perronhalle mit mehr Tageslicht und mehr Licht von den Perrons geflutet werden – und so mehr Komfort und Sicherheit für die Reisenden bringen. «Den Leuten wird es sicher wohler sein auf dem Perron», sagt ein Mann und steigt in den Zug.