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Feuer im Oberwallis Waldbrand in Bitsch VS weiterhin nicht unter Kontrolle

  • Die Löscharbeiten beim Waldbrand im Oberwallis dauern an.
  • Laut Einsatzleiter Mario Schaller sei die Lage noch nicht unter Kontrolle. Es gebe immer noch punktuell kleine Feuer.
  • Insgesamt 205 Personen aus den Weilern Oberried und Ried-Mörel wurden zeitweise evakuiert.
  • Im Gebiet rund um den Waldbrand haben die Behörden eine Sperrzone eingerichtet.

Zu einer grösseren Ausbreitung des Feuers sollte es nicht mehr kommen, sagte Schaller an der Medienkonferenz. Die Löscharbeiten würden Wirkung zeigen, doch das Feuer sei «noch nicht unter Kontrolle». Der Waldboden sei immer noch sehr trocken, der Regen habe nicht ausgereicht, sagte Schaller.

Seit dem frühen Dienstagmorgen stehen drei grössere und zwei kleinere Helikopter im Einsatz. Später sind zwei Maschinen der Armee hinzugekommen. Schaller erklärte, dass nicht alle sieben Helikopter gleichzeitig Löschflüge durchführen, sondern sich abwechseln würden.

Der Waldbrand soll am Dienstag bis in die späten Abendstunden weiter bekämpft werden. Die Anzahl der eingesetzten Helikopter müsse in der Nacht aber aus Sicherheitsgründen reduziert werden, so der Einsatzleiter. «Wir müssen die Zeit noch nutzen, um die Lage stabil zu halten.»

Für die Brandbekämpfung ab Mittwoch hat der Einsatzleiter technische Hilfsmittel angekündigt. So sei von der Armee ein System zur Wärmeanalyse des betroffenen Gebiets bestellt worden. Ausserdem sollen Wärmebildkameras aufgestellt werden. «So können wir gezielt Brände bekämpfen», sagte Schaller.

An den Löscharbeiten beteiligen sich laut dem Einsatzleiter ca. 100 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kanton Wallis. Zudem stehen rund 20 Personen vom Zivilschutz und ca. 20 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

Die Armee schickt ab Mittwoch auch Milizangehörige zur Bekämpfung des Waldbrandes ins Oberwallis. Sie sollen helfen, Glutnester zu entdecken.

Keine Verletzten und keine zerstörten Häuser

Sämtliche Häuser im betroffenen Gebiet seien unversehrt geblieben, sagte Schaller. Dafür hätten die Einsatzkräfte am Boden brennbare Gegenstände rund um die Häuser entfernt und die Wiesen mit Wasser benetzt. «Gott sei Dank gibt es in dem Gebiet einen grossen Abstand zwischen den Häusern und dem Wald.» Es gebe auch keine verletzten Personen oder Tiere.

Schaller schätzt das Brandgebiet auf etwa 100 Hektar. «Der Einsatz wird sich über Tage und Wochen hinziehen. Man muss auch Bäume ausgraben, um sogenannte Stockbrände zu löschen», sagte der Einsatzleiter. Dafür seien Spezialisten wie Förster nötig. Hierfür träfen viele Hilfsangebote ein.

Ein Teil der Evakuierten kann in Häuser zurückkehren

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Die 205 Evakuierten, die nicht bei Verwandten untergekommen sind, wurden in einer Turnhalle verpflegt und in einer Zivilschutzanlage untergebracht, wie Edgar Kuonen, Gemeindepräsident von Bitsch, erklärte. Für einen Teil hatte er am Dienstag eine gute Nachricht. 150 Personen aus Ried-Mörel können am Abend wieder in ihre Häuser.

«Fachspezialisten sehen im Moment keine Gefahr.» Die Situation könne sich auch wieder ändern, gab er zu bedenken.

«Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt», sagte Kuonen mit Blick auf die vergangenen 24 Stunden. Er habe kritische Stimmen zum Einsatz und zur Evakuation erlebt. «Andererseits spürte ich eine unglaubliche Solidaritätswelle.» Mehrere Leute hätten etwa ihre Häuser als Unterkünfte für die Betroffenen angeboten.

Vom Waldbrand ist auch ein Schutzwald oberhalb von Bitsch betroffen. Er dient als Barriere gegen Steinschlag und Lawinen. Kuonen schaut etwas besorgt auf den Winter. Fachleute des Kantons hätten sich den Zustand des Schutzwaldes bereits ein erstes Mal angeschaut. «Man muss entscheiden: Fällt man die Bäume, lässt man sie stehen oder braucht es allfällige künstliche Schutzbauten?», sagte er zu den offenen Fragen.

Das steile Gelände im Waldbrandgebiet, die Trockenheit und der anhaltende Wind beschleunigten einem Experten zufolge die rasante Ausbreitung des Feuers. «Es ist wie in einem Kamin», sagte Waldbrandexperte Marco Conedera von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bei solchen Verhältnissen reichten kleine Brände, und eine Situation könne rasch ausser Kontrolle geraten.

So oft brannten in der Schweiz Wälder

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Im Zeitraum von 2000 bis 2022 kam es in der Schweiz gemäss der WSL-Waldbranddatenbank «Swissfire» durchschnittlich zu 108 Waldbränden pro Jahr. Dabei verbrannte jährlich durchschnittlich eine Fläche von rund 157 Hektaren, was einer Fläche von rund 220 Fussballfeldern entspricht. Im internationalen Vergleich gilt dies als geringes Waldbrandgeschehen.

Oft ist der Mensch schuld

Generell ist der Mensch der weitaus häufigste Verursacher von Waldbränden. Das WSL schätzt, dass in der Schweiz etwa 90 Prozent der Brände direkt oder indirekt durch den Menschen verursacht werden.

Unvorsichtigkeiten wie beispielsweise weggeworfene Raucherwaren, schlecht gelöschte Feuer oder heisse Katalysatoren von Autos oder Motorrädern, die im Wald abgestellt werden, aber auch Brandstiftung können Brände auslösen. In der Sommerzeit führen auch Blitzschläge zu Waldbränden.

Wind erschwerte Löscharbeiten

Das Feuer war am späteren Montagnachmittag in Bitsch unterhalb des Massawegs ausgebrochen. Die Meldung des Brandes sei kurz vor 17 Uhr bei der Polizei eingegangen.

Auch weil im Rhonetal ein kräftiger Wind blies, breiteten sich die Flammen im trockenen Gelände rasch in Richtung Riederhorn aus. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen.

Tagesschau, 17.07.2023, 19:30 Uhr ; 

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