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Firmenpleiten Erneut 10'000 Konkurse im 2023 in der Schweiz erwartet

  • In der Schweiz dürften 2023 laut einer Prognose des Gläubigerverbands Creditreform insgesamt rund 10'000 Firmen Pleite gehen – ähnlich wie letztes Jahr.
  • Bis und mit September haben aber deutlich mehr Firmen Konkurs angemeldet als im vergangenen Jahr.
  • Gleich dreimal sei in den ersten neun Monaten 2023 die Rekordmarke von 700 Konkursen pro Monat erreicht und übertroffen worden. Diese Marke wurde vor 2023 noch nie überschritten.

Die Prognose von Creditreform von knapp 10'000 Konkurspublikationen zum Jahresende liegt knapp unter dem Vorjahreswert (10'095). Vergleiche man diese Zahl mit dem Durchschnitt der Jahre 2018 und 2019 beziehungsweise dem Zeitraum vor der Coronakrise, bedeutet dies eine Zunahme von fast einem Viertel.

Im Vorjahresvergleich legt die Zahl der Firmenpleiten (Insolvenzen) – exklusiv der Fälle wegen Mängeln in der Organisation – bis September um satte elf Prozent auf 5466 zu. Im September alleine lag das Plus mit exakt 700 Konkursen sogar bei fast 20 Prozent im Vergleich zu 2022.

Deutlich rückläufig waren im September hingegen die Konkurse aus Mängeln in der Organisation der betroffenen Firmen, sodass zusammen mit den üblichen Konkursverfahren ein Minus von 2.5 Prozent im September beziehungsweise nur ein leichtes Plus (+1.5 Prozent) im Neunmonatszeitraum resultiert.

Konkurs aus Mängeln in der Organisation

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Ein Mann hält verzweifelt seinen Kopf und stützt sich auf dem Tisch ab. Daneben liegen portemonnaie und Rechner.
Legende: Getty Images

Laut Angaben des eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) ist die Auflösung aufgrund von Mängeln in der Organisation (Art. 731b OR) kein Konkurs im üblichen Sinne, der durch ein Überschuldungsproblem verursacht wird. Dieser Konkurssonderfall tritt dann ein, wenn eine Firma nicht mehr über alle gesetzlich vorgeschriebenen Organe verfügt oder eines dieser Organe nicht die vorgeschriebene Zusammensetzung aufweist.

Jedes achte Konkursverfahren wurde 2020 wegen Mängel in der Organisation eröffnet. Dahinter verbirgt sich in Realität oft ein einfacher administrativer Vorgang, der dazu dient, nicht mehr existierende Unternehmen, die immer noch im Handelsregister stehen, zu löschen.

Es scheine, dass die gesetzlich erzwungene Liquidation von Firmen, die die entsprechenden Vorgaben nicht erfüllten, langsam Früchte trage, folgert Creditreform.

Baubranche stark betroffen

Am stärksten betroffen von den Konkursen ist die Baunebenbranche mit einem Anteil von 15.1 Prozent, was die sich abzeichnende Flaute spiegeln dürfte. Knapp dahinter liegt den Angaben zufolge mit 14.2 Prozent der Gross- und Detailhandel. Dahinter folgen Unternehmensberatungen (11.6 Prozent) und das Gastgewerbe (10.5 Prozent).

Geht man noch etwas mehr ins Detail, so zeigt sich in der verarbeitenden Industrie bei den Lebensmittelproduzenten ein Zuwachs im Vorjahresvergleich um ein Drittel, in der Bekleidung um 27.5 Prozent. Das seien gewaltige Verwerfungen in überschaubaren Branchen, heisst es dazu. Entspannung sei derzeit höchstens in jenen Branchen in Sicht, die stark vom privaten Konsum geprägt seien, während sich vor allem die exportorientierten Unternehmen schwertäten.

Zürich mit grossem Plus

Vergleicht man die ersten neun Monate dieses Jahres mit jenen der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019 zeigen sich laut Creditreform sowohl deutliche Rückgänge als auch enorme Zunahmen. Im Kanton Zürich resultiert beispielsweise ein Plus von 68.6 Prozent, während Graubünden, Glarus oder Genf deutliche Abnahmen registrierten.

Die Konkurspublikationen über Privatpersonen liegen derweil laut den Angaben in den ersten neun Monaten knapp zwei Prozent über dem Vorjahr. Creditreform rechnet damit, dass bis Ende Jahr etwas über 8500 Privatkonkurse publiziert werden, was einem Wachstum von 2.4 Prozent entsprechen würde.

SRF 4 News, 3.10.2023, 12:30 Uhr ; 

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