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Fixe Franchise für drei Jahre Eigenverantwortung oder Knebelvertrag?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Versicherte sollen die Franchise bei der obligatorischen Krankenversicherung nicht mehr jedes Jahr, sondern nur noch alle drei Jahre wählen können.
  • So will es ein Vorstoss der nationalrätlichen Gesundheitskommission.
  • Wer vor einer Operation stehe, könne diese heute um ein Jahr hinausschieben und die Franchise auf das Minimum senken, argumentieren die Befürworter.
  • In der Praxis geschehe dies selten, wenden die Gegner ein.
  • Die Krankenkassenverbände sind sich in der Sache nicht einig.

Wer die höchste Franchise von 2500 Franken wählt, kann Krankenkassenprämien sparen. Dies ist aber auch mit einem Risiko verbunden: Im Krankheitsfall muss man die ersten 2500 Franken für die Behandlung selber bezahlen.

Weiss man aber beispielsweise, dass man vor einer kostspieligen Knieoperation steht, kann man diese aufs neue Jahr schieben und die Franchise aufs Minimum von 300 Franken senken.

Damit solle Schluss sein, findet die Mehrheit der Gesundheitskommission.

Ausmass des Problems ist umstritten

Es gelte, die Eigenverantwortung zu stärken, sagt SVP-Nationalrat Thomas de Courten. Für eine Senkung der Gesundheitskosten brauche es Stabilität beim Versicherungsmodell, und nicht ein «opportunistisches Herumspringen bei der Franchise».

Was ihr Ratskollege beschreibe, sei in der Realität kein grosses Problem, findet dagegen die Sozialdemokratin Barbara Gysi. Weniger als ein Prozent der Versicherten tue dies. Für Menschen, die länger krank seien, sei es wichtig, wechseln zu können. «Wenn man drei Jahre gebunden ist, ist das einfach zu lange», so Gysi.

Die FDP will zwar mehr Eigenverantwortung, aber keinen Zwang. «Wir setzen auf die Einsicht, dass es vorteilhaft sein kann, wenn man eine längere Vertragsdauer wählt», sagt FDP-Nationalrätin Regine Sauter. Versicherte sollen selber wählen, ob sie sich für 3 Jahre auf eine Franchise verpflichten wollen.

Verbände schätzen Folgen unterschiedlich ein

Die beiden Verbände der Krankenkassen sind sich uneinig: Während Santésuisse hinter dem Franchisen-Vorschlag der Gesundheitskommission steht, ist Curafutura dagegen.

Schweizerinnen und Schweizer seien vorsichtige Menschen, erklärt Mediensprecher Ralph Kreuzer. Er befürchtet, dass mehr Versicherte die tiefste Franchise wählen würden. Der Vorschlag sei kostentreibend, nicht kostendämpfend.

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