Zum Inhalt springen

Header

Video
Asylsuchende sind in Wolfisberg nicht willkommen
Aus Schweiz aktuell vom 21.06.2023.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 45 Sekunden.
Inhalt

Flüchtlingskrise Freiheitstrychler lärmen: Wolfisberg wehrt sich gegen Asylzentrum

120 Flüchtlinge auf 180 Einheimische? Wolfisberg BE wehrt sich gegen Pläne des Kantons. Und kriegt laute Unterstützung.

In Wolfisberg BE gehen die Wogen wegen einer geplanten Asylunterkunft hoch. Dementsprechend herrschte eine aufgewühlte, gehässige Stimmung an einer Infoveranstaltung des Kantons.

Freiheitstrychler
Legende: Wer an den Infoanlass des Kantons gehen wollte, musste die Freiheitstrychler passieren. SRF

Zuvorderst beim Schulgebäude reihten sich am Dienstagabend jedoch nicht Einheimische, sondern Auswärtige ein: Über ein Dutzend Freiheitstrychler – angereist gemäss Autokennzeichen unter anderem aus den Kantonen Schwyz, Zürich und Aargau – standen Spalier für die Teilnehmenden. Wer dort hereinwollte, musste die Tychler passieren.

Zankapfel sind die Pläne der Behörden. Der Kanton baut das frühere Hotel-Restaurant Alpenblick am Jurahang in der 180-Seelen-Gemeinde bis Ende August in eine Asylunterkunft für maximal 120 Personen um.

Freiheitstrychler nutzen Frust der Bevölkerung

Die Bevölkerung ist verunsichert: «Jetzt kommt ihr hier hin und wollt uns solche Sachen erzählen. Für wie dumm hält ihr uns», sagte ein Mann zu einem Vertreter des Kantons. «Ich weiss nicht, wie ihr euch das vorstellt, wie wir uns fühlen», so eine Frau. Immer wieder erwähnten Anwesende die Furcht vor jungen, ausländischen Männern. «Hier in Wolfisberg lassen wir unsere Türe und Autos offen. Was passiert nun?», so der Tenor.

Hotel Alpenblick.
Legende: Die Flüchtlinge sollen in das frühere Hotel-Restaurant Alpenblick einziehen. Dagegen gibt es Proteste. SRF

Es scheint, als wollten die Freiheitstrychler den Frust und die Ängste der Dorfbevölkerung für ihre Zwecke nutzen. Die Gemeinde sei am Vortag per Mail informiert worden, dass eine Gruppe anreisen werde, sagt die Gemeindepräsidentin von Wolfisberg: «Ich distanziere mich von den Leuten. Die Freiheitstrychler suchen einfach eine neue Plattform», so Sibylle Schönmann zu SRF.

In der Schweiz herrsche Versammlungsfreiheit, sagt die SVP-Politikerin weiter. «Die Gruppe hat den Infoanlass an sich nicht gestört, darum liessen wir sie gewähren», so Schönmann. Zudem habe sich niemand über den Auftritt der Trychler beklagt – im Gegenteil: «Viele Leute haben geklatscht».

Polizei stoppte Freiheitstrychler bei Asyldemo im Aargau

Nach ihrem Kampf gegen Covid-Massnahmen lärmen die Freiheitstrychler jetzt gegen Flüchtlinge. Es ist nicht das erste Mal: Bereits am 10. Juni marschierten Freiheitstrychler in Wildegg AG auf, wie ein Reporter von Radio SRF beobachtete.

Polizeikordon
Legende: Polizistinnen und Polizisten stoppten am 10. Juni in Wildegg AG eine Demo von Freiheitstrychlern gegen ein geplantes Asylzentrum. SRF/Stefan Ulrich

Damals verhinderte die Kantonspolizei Aargau eine Demonstration gegen eine geplante Asylunterkunft im ehemaligen Hotel Aarehof in Wildegg. Ein Polizeikorps stoppte damals eine Gruppe Trychler. Im März marschierten Freiheitstrychler zudem durch Seegräben ZH. Sie protestierten dagegen, dass Leute ihre Wohnung für Geflüchtete verlassen müssen.

Der Standort ist sicher nicht ideal. Aber wir suchen verzweifelt nach Unterkünften.
Autor: Manuel Michel Vorsteher des Amts für Integration BE

Zurück in Wolfisberg: Warum will denn der Kanton Bern in einer 180-Seelen-Gemeinde über 100 Geflüchtete platzieren? Manuel Michel, Vorsteher des Amts für Integration des Kantons Bern: «Der Standort ist sicher nicht ideal. Aber wir suchen verzweifelt nach Unterkünften». Es seien kaum Objekte verfügbar.

Er habe grosses Verständnis für die Sorgen und Ängste der Bevölkerung. «Wir sind aber in der Lage, die Asylsuchenden gut zu betreuen», betont er.

Gemeinde gibt nicht auf

Trotz des Widerstands aus der Bevölkerung geht der Kanton nicht über die Bücher. «Am Anfang schlagen solche Unterkünfte immer hohe Wellen. Danach gibt es positive Kräfte, die sich einbringen», so Michel.

Gemeindepräsidentin Sibylle Schönmann kämpft weiter gegen die Unterkunft. Wolfisberg habe sich bereits vor wenigen Jahren solidarisch gezeigt und im Dorf Flüchtlinge aufgenommen. «Jetzt reicht es.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.6.2023, 6.31 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel