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Forschungsbericht Bis zu 500'000 Senioren werden jährlich Opfer von Gewalt

  • Der Bundesrat schätzt, dass jedes Jahr bis zu einer halben Million Menschen ab 60 Jahren Misshandlungen in irgendwelcher Form ausgesetzt sind – im privaten Umfeld oder auch in Heimen.
  • Die Opfer seien meist abhängig, hilfsbedürftig und oft schwach oder isoliert, heisst es in einem Forschungsbericht.
  • Das Innendepartement soll nun unter anderem beurteilen, ob es ein schweizweites Präventionsprogramm braucht.

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Tabuthema: Gewalt im Alter
aus Rendez-vous vom 02.04.2019. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 19 Sekunden.

Gewalt gegenüber älteren Menschen ist laut einem vom Bundesrat veröffentlichten Forschungsbericht ein Tabuthema – doch sie müsse ernst genommen werden, moniert der Bundesrat. Er geht laut einem Bericht davon aus, dass jedes Jahr 300'000 bis 500'000 Menschen ab 60 Jahren Misshandlungen ausgesetzt sind. Viele Fälle bleiben im Dunkeln.

Keine klare Definition

Die Statistiken der Polizeien erfassen nur Vorfälle, die gemeldet und registriert werden und die gemäss Gesetz Straftaten sind. Gerade ältere Opfer verzichten aber laut dem Bericht darauf, Angehörige oder Betreuungspersonen anzuzeigen. Scham, Angst oder auch Resignation können Gründe sein – oder dass sie es nicht mehr können.

Auch Gesundheitseinrichtungen oder Opferberatungsstellen können das Problem nur teilweise erfassen. Laut Bericht ist nicht klar definiert, was Gewalt gegen Ältere ist. Als Referenz wird die WHO zitiert, die von «maltraitance» oder «elder abuse» spricht und damit eigentliche Gewalt und auch Vernachlässigung meint. Altersbedingte Diskriminierung wird zudem nicht als Gewalt wahrgenommen.

Gesetze nicht auf Ältere ausgerichtet

Massnahmen und Gesetze zur Gewaltprävention gibt es zwar, aber sie sind nicht auf ältere Menschen und deren Bedürfnisse ausgerichtet. Angebote für Gewalt ausübende Betreuende gibt es nur wenige. Pluridisziplinäre Teams, die bei Verdacht auf Gewalt gegenüber Älteren kontaktiert werden können, existieren nicht.

Der Bericht empfiehlt, die Hilfsangebote zu verbessern. Was bereits getan werde gegen Gewalt gegenüber Älteren genüge nicht, es gebe aber auch ungenutztes Potenzial. Die Unterschiede von Kanton zu Kanton seien gross.

Schmaler Grat

Laut Bericht wird nicht systematisch überprüft, was die Massnahmen und Gesetze bewirken. Auch müssten sich die verschiedenen Akteure, die auf dem Gebiet tätig sind, besser koordinieren. Empfohlen wird zudem, Hausärztinnen und Hausärzte, Gynäkologen oder auch Apotheker verstärkt in die Arbeit einzubeziehen.

Der Grat zwischen Schutzpflicht gegenüber Älteren und der Achtung der Selbstbestimmung sei schmal, schreibt der Bundesrat weiter Dies habe nicht zuletzt die Coronakrise gezeigt, als zum Beispiel Bewohner und Bewohnerinnen von Altersheimen während Wochen keinen Besuch haben durften.

Pflicht zur Meldung von Verdachtsfällen?

Das Innendepartement (EDI) soll nun bis in einem Jahr zusammen mit den Kantonen und den zuständigen Akteuren beurteilen, ob es ein Impulsprogramm braucht, um Lücken zu schliessen. Der Bundesrat will zudem eine Meldepflicht für Berufsleute prüfen, die regelmässigen Kontakt zu älteren Menschen haben, analog dem Kindesschutz.

Der Bericht zum Thema Verhinderung von Gewalt im Alter stützt sich auf Feldforschungen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. Bestellt hatte den Bericht der Nationalrat mit einem Postulat.

Anlaufstelle «Alter ohne Gewalt»

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Geschlagen, getreten, bedroht oder vernachlässigt: In der Schweiz erleben Hundertausende ältere Menschen Gewalt.

Die Plattform «Alter ohne Gewalt» soll dagegen helfen. Über eine Telefonnummer bekommen die Betroffenen rasche Hilfe und Beratung. Auch Zeugen von Misshandlungen können sich an die Stelle wenden.

SRF 4 News vom 18.09.2020, 17 Uhr;

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