Zum Inhalt springen

Fortifikation Hauenstein Besuch im Schützengraben: auf den Spuren des Ersten Weltkriegs

Die Fortifikation Hauenstein war eine Verteidigungslinie im Ersten Weltkrieg. Ein neuer Erinnerungspfad zeigt die Geschichte auf.

Schützengräben, MG-Stellungen, Unterstände, Beobachtungsposten, Inschriften: Wer im Gebiet Belchenfluh auf der Kantonsgrenze zwischen Baselland und Solothurn unterwegs ist, kommt wohl früher oder später an einem Teil Schweizer Militärgeschichte vorbei.

Über 42 Kilometer lang war der Befestigungsgürtel im Hauensteingebiet, der Olten im Halbkreis umschloss und gegen Nordwesten abschirmte. Ziel war unter anderem, den Eisenbahnknotenpunkt und die Aarebrücken zu schützen. Der drohende Einmarsch fremder Armeen ins Mittelland sollte verhindert werden.

Noch erhaltene Teile der Fortifikation

Die Bauarbeiten begannen im August 1914. Neben Schützengräben, Stacheldrahthindernissen und rund 500 militärischen Bauten wurden auch mehrere Verbindungsstrassen erstellt.

Informationstafeln und Audioguide

Der 2021 gegründete Verein Fortifikation Hauenstein will der Bevölkerung diese Bauten und die Zeit des Ersten Weltkriegs näher bringen. Dazu hat der Verein nun im Belchen-Gebiet einen Erinnerungspfad geschaffen.

Entlang des Wanderwegs wird mit zwölf verschiedenen Informationstafeln gezeigt, wie die Verteidigungsanlagen entstanden sind und welche Aufgabe sie im Krieg hatten. Gleichzeitig wird das Leben der Soldaten und der Zivilbevölkerung im Sperrgebiet thematisiert, erklärt mit Bildern und Texten und begleitet von einem Audioguide. Diesen kann man über einen QR-Code auf dem eigenen Smartphone hören.

So sah es im Ersten Weltkrieg im Gebiet aus

Ziel: Die heute noch sichtbaren Spuren und Relikte sollen eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ersten Weltkriegs ermöglichen und das historische Bewusstsein schärfen.

«Gerade auch in der heutigen Zeit stellen sich wieder viele Fragen, die gleich sind wie damals. Zum Beispiel: Wie stehen wir zur Neutralität?», erklärt Christian Rieder vom Verein Fortifikation Hauenstein und Co-Kurator des neuen Erinnerungspfads.

Rieder und Rast im Wald
Legende: Die Co-Kuratoren des Erinnerungspfads, Christoph Rast und Christian Rieder. zvg, Isabelle Rieder-Näf

Zwischen Unterständen und Schützengräben soll man regelrecht in die Zeit des Ersten Weltkriegs eintauchen können. «Wir wollen eine Anregung geben, um selbst zu recherchieren, sich eine Meinung zu bilden und sich am Ende auch zu fragen, was wir aus der Geschichte lernen können», sagt Rieder.

Touristischer Anziehungspunkt

Der drei Kilometer lange Erinnerungspfad richte sich an Wanderer und Wanderinnen, die das Gebiet bereits kennen. Aber auch neue Gäste seien willkommen: Interessierte, die die Juralandschaft zu Fuss erkunden und dabei einen Abstecher in die Vergangenheit machen wollen.

Deshalb wird der Erinnerungspfad auch von Baselland Tourismus beworben. «Wir spürten bereits in der Vergangenheit eine grosse Nachfrage bei geführten Touren im Gebiet», sagt Michael Kumli, Geschäftsführer von Baselland Tourismus.

Neben den bekannten Baselbieter Burgen seien Erinnerungspfad und geführte Touren im Gebiet Hauenstein ein wichtiges Puzzleteil bei der Weiterentwicklung des touristischen Angebots im Kanton. Verschiedene Wanderrouten führen zum und über den Erinnerungspfad – zum Beispiel von der Gemeinde Langenbruck aus, die gut per Postauto erreichbar ist.

Natur erobert sich ihren Teil wieder zurück

Der Erinnerungspfad zeigt nur einen kleinen Abschnitt der Fortifikation. Nach Kriegsende im November 1918 wurden nämlich zahlreiche Bauwerke zugeschüttet und viele Infrastrukturanlagen wieder rückgebaut, die meisten Schützengräben wurden verfüllt. Die Natur hat sich einen grossen Teil wieder zurückerobert.

Regionaljournal Basel, 24.05.2024, 12:03 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel