Zum Inhalt springen

Header

Audio
Eizellenspende in der Schweiz soll möglich werden
Aus Echo der Zeit vom 13.09.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 45 Sekunden.
Inhalt

Fortpflanzungsmedizin Ständerat macht Weg frei für Eizellenspende für Ehepaare

  • Wenn ein Ehepaar keine Kinder kriegen kann, weil die Frau unfruchtbar ist, soll es künftig eine Eizellenspende erhalten können.
  • Das Parlament will die bislang verbotene Spende legalisieren – das hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat beschlossen.
  • Gegen die Legalisierung waren die Mitte-Partei und die SVP – sie hatten unter anderem ethische Bedenken.

Mit 22 Ja- zu 20 Nein-Stimmen hat der Ständerat einer Motion zugestimmt, mit der die Eizellenspende in der Schweiz legalisiert und der Fortpflanzungstourismus von verheirateten Paaren mit Kinderwunsch eingedämmt werden soll. Der Nationalrat hatte die Motion bereits im März mit deutlicher Mehrheit angenommen.

Mit der Legalisierung der Eizellenspende würden Ehepaare, bei denen der Unfruchtbarkeitsgrund bei der Frau liegt, den Ehepaaren gleichgestellt, bei welchen der Unfruchtbarkeitsgrund beim Mann liegt, erklärte Marina Carobbio Guscetti (SP/TI) im Namen der Kommission.

Video
Carobbio Guscetti (SP/TI): «Wegen des aktuellen Eizellenspende-Verbots reisen betroffene Paare häufig ins Ausland»
Aus News-Clip vom 13.09.2022.
abspielen. Laufzeit 38 Sekunden.

Die heutige Regel zwinge unfruchtbare Frauen mit Wohnsitz in der Schweiz dazu, ins Ausland zu gehen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Schätzungen gingen von mindestens 500 solcher Reisen pro Jahr aus. Paare, bei denen der Mann unfruchtbar ist, könnten jedoch eine Samenspende in der Schweiz in Anspruch nehmen, so Carobbio.

Skeptischer ist der Bundesrat und mit ihm eine Ratsminderheit. Sie argumentierten, die im Gesetz festgeschriebene Evaluierung des erst unlängst geänderten Fortpflanzungsmedizingesetzes sei noch nicht abgeschlossen. Erste Resultate seien im Jahr 2023 zu erwarten.

Befruchtete Eizellen werden in flüssigen Stickstoff eingelegt für eine eventuelle spätere Verwendung.
Legende: Befruchtete Eizellen werden in flüssigen Stickstoff eingelegt für eine eventuelle spätere Verwendung. Die Eizellen werden mit vielen anderen in stabilen Stäbchen aufbewahrt. KEYSTONE/Gaetan Bally

Die Eizellenspende müsse im Kontext der Gesamtentwicklung beurteilt werden, erklärte Isabelle Chassot (Mitte/FR) den Standpunkt der Kommissionsminderheit. Vor allem ethische, juristische, aber auch medizinische Bedenken sprächen gegen die Motion. Im Unterschied zur Samenspende stelle die Eizellenspende nämlich einen körperlich invasiven und potenziell gesundheitsgefährdenden Eingriff dar.

Frage der Gleichstellung

Für Kommissionsmitglied Matthias Michel (FDP/ZG) hat die Motion wesentlich mit Gleichstellung und dem Grundrecht der sogenannten reproduktiven Autonomie zu tun. Kritikerinnen und Kritiker der Motion wollten zuerst alle Details lösen, aber das wäre «das Pferd am Schwanz aufgezäumt», so Michel.

Video
Michel (FDP/ZG): «Es braucht Rahmenbedingungen»
Aus News-Clip vom 13.09.2022.
abspielen. Laufzeit 47 Sekunden.

Für Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte/LU) greift das Argument der vermeintlichen Gleichstellung viel zu kurz. Eizellenspenden förderten viel mehr soziale Ungleichheiten, es gehe um die Ausbeutung der Spenderinnen. In Spanien gebe es einen Markt für Eizellenspenden, das habe nichts mit Selbstbestimmung zu tun.

Video
Gmür-Schönenberger (Mitte/LU): «In Spanien erhalten die Frauen rund 1000 Euro pro Spende»
Aus News-Clip vom 13.09.2022.
abspielen. Laufzeit 48 Sekunden.

Bundesrat Alain Berset erklärte, dass der Bundesrat materiell zur Eizellenspende keine Stellung nehme, die Motion aber ablehne. In ein paar Monaten werde die im Gesetz festgeschriebene Evaluierung des erst unlängst geänderten Fortpflanzungsmedizingesetzes abgeschlossen.

Bundesrat muss gesetzliche Grundlage schaffen

Der Bundesrat muss sich aber ohnehin an die Arbeit machen. Nach der Zustimmung durch die kleine Kammer als Zweitrat hat der Bundesrat und mit ihm die Verwaltung den Auftrag erhalten, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen.

Selbst bei einer raschen Behandlung dürften aber wohl Jahre vergehen, bis in der Schweiz legal ein Baby mit einer gespendeten Eizelle gezeugt werden könnte. Ein Referendum und damit ein Volksentscheid wären bei einem Ja des Parlaments zu einer entsprechenden Gesetzesvorlage so gut wie sicher.

SRF 4 News, 13.09.2022, 12:00 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel

Nach links scrollen Nach rechts scrollen

23 Kommentare

Navigation aufklappen Navigation zuklappen
  • Kommentar von SRF (SRF)
    Guten Abend liebe Community. Vielen Dank für die spannende Debatte. Wir schliessen die Kommentarspalte an dieser Stelle. Liebe Grüsse, SRF News
  • Kommentar von Monika Mitulla  (momi)
    "Guten Tag, liebe Community. Das Parlament möchte die Eizellenspende für Ehepaare erlauben, wenn die Unfruchtbarkeit bei der Frau liegt."
    Das ist nur der erste Schritt. Schliesslich gibt es ja heute auch Ehepaare mir keiner oder mit zwei Frauen... Der nächste Schritt wäre dann die "Nichtdiskriminierung von "Einelternfamilien"... Das Parlament geht m.E. zu weit.
    1. Antwort von Pascal Odermatt  (PDOdermatt)
      Sorry, 'Und?'
    2. Antwort von Maria Müller  (Mmueller)
      Uebrigens: Die Polyamouren sind im Fall auch "benachteiligt". Die argumentieren mehr oder weniger mit den selben Argumenten wie die Schwulenverbände. (Nämlich, dass sie gleiche Rechte wie die Heteros wollen.)

      Man weiss ja schon lange, dass diese Geschichte eben sehr wohl (in schönster Salami-Manier) ein Fass ohne Boden ist.
    3. Antwort von Pascal Odermatt  (PDOdermatt)
      Und warum sollten sie andere Rechte haben?
    4. Antwort von Pascal Odermatt  (PDOdermatt)
      Ist gewissen Menschen Rechte nicht eingestehen keine Salamitaktik?
  • Kommentar von Peter Sprecher  (b8ilys)
    Da bin ich klar dagegen. Argumente wie Gleichstellung und Grundrecht, zeigen für mich eine Entwicklung in Richtung KK zahlt und Leihmutterschaft. Es gibt auch Kinder die froh wären in einer behüteten Familie aufzuwachsen statt in einem Heim.
    Die natürliche Selektion immer mehr auszuhebeln ist dabei ein weiterer Punkt.
    1. Antwort von Manuela Fitzi  (Mano)
      Nach Ihrer Theorie hebeln die Eltern, die ihre Kinder verlassen, auch die natürliche Selektion aus. Und um sie zu entlasten ein Kind in die Familie zu holen, das sich ständig nach der Mutter sehnt, könnte ich für mich z.B. nicht verantworten. Dann zieht die Adoptivfamilie schnell mal die A*karte mit ihrer Liebe. Dann lieber Eizellenspende, wo die Verhältnisse ganz geklärt sind und das Kind kennt meistens seine biologische Mutter, hat guten, losen Kontakt zu ihr. Nun hat die Familie Wahlfreiheit.
  • Kommentar von Leni Liza  (leniliza)
    Eine (aus meiner Sicht) moralisch höchst fragwürdige Entwicklung...
    Wer diese Änderung als vorbehaltslos positiv erachtet, soll sich doch bitte auch mal mit der massiven Problematik beschäftigen, die mit Eizellen-Spenden (resp. deren Normalisierung) einhergeht.
    Zu dieser zählt (nicht nur, aber vor allem) Ausbeutung von Leihmüttern, höchst fragwürdige Geldmacherei mit den Hoffnungen der Betroffenen, große Risiken bei den Involvierten und schwere Identitätsstörungen, bei den gezeugten Kindern!
    1. Antwort von Leni Liza  (leniliza)
      Gerne verlinke ich hier noch ein paar Beiträge, die sich mit den negativen Seiten von Eizellen-Spenden auseinandersetzen.

      https://youtu.be/byPCjaGo86Q
      (Funk Format)

      https://youtu.be/X6-i7cTm6tM
      (Funk Format)

      https://youtu.be/H7vcJ5AL0GA
      (Arte Doku)
    2. Antwort von Maria Müller  (Mmueller)
      @Leni Liza:
      Das Statement ist so genial, dass ich kein Wort dazu sage und es einfach nur "wirken lasse". :-))
      Fürs Auditorium sozusagen.

    3. Antwort von Pascal Odermatt  (PDOdermatt)
      Gibt es dazu etwas zum Nachlesen, das nicht aus einzelnen Anekdoten besteht?