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Zur Mahnung gibt's die Möglichkeit zum Schuldenmachen
Aus Espresso vom 26.11.2021. Bild: SRF/Screenshot
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Fragwürdige Praxis Zur Mahnung gleich noch die Einladung zum Schuldenmachen

Powerpay versendet Mahnungen stets mit einem Antrag für einen Kleinkredit. Geht gar nicht, findet die Schuldenberaterin.

Eine liegengebliebene Rechnung – kann vorkommen. Ein Kunde erhielt deshalb von der zuständigen Rechnungsstellerin Powerpay die erste Mahnung. Ärgerlich: Mit Gebühren und Zinsen wurden aus 83 Franken 106 Franken. Fragwürdig fand der Mann jedoch vor allem die Beilage zur Mahnung. Powerpay schickte gleich ein Antragsformular für einen Kleinkredit von Creditolino mit. «Meines Erachtens lockt man so Leute in die Schuldenfalle», kritisiert er. 

 Wer offene Rechnungen oder Schulden habe, lasse sich von so einem Kreditangebot vielleicht verführen, findet der Kunde. Rechtanwältin Olivia Nyffeler von der Berner Schuldenberatung teilt seine Meinung. Zum Kredit-Antrag als Beilage einer Mahnung meint sie: «Davon halte ich gar nichts.» 

Schuldenberaterin: «aggressiv und gesetzlich unzulässig» 

Nach Ansicht der Schuldenberaterin handelt es sich dabei um eine «aggressive und damit gesetzlich unzulässige Bewerbung von Kleinkrediten». Tatsächlich untersagt die Vereinbarung der Kreditbranche, dass man mit Konsumkrediten wirbt, um damit Schulden abzubauen. «Genau dieser Eindruck wird aber erweckt, wenn ich mit einer Mahnung gerade auch ein Antragsformular für einen Kleinkredit erhalte», kritisiert die Schuldenberaterin. 

Keine aggressive Werbung gemäss Branchenvereinbarung 

Powerpay und Creditolino gehören beide zum Finanzdienstleister Arvato. Dieser weist den Vorwurf aggressiver Werbung zurück. Eine solche Beilage verstosse nicht gegen die Branchenvereinbarung zu Werbung im Kreditgeschäft.

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Weiter schreibt Arvato in einer Stellungnahme: «Den beschriebenen möglichen Anschein, den ein beigelegtes Kreditantragsformular erwecken soll, können wir nicht nachvollziehen.» Vielmehr gehe es darum, «den zahlungssäumigen Konsumenten grösstmögliche finanzielle Flexibilität zu ermöglichen. Dabei entscheidet der Konsument frei, ob er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen möchte.» Powerpay legt ihren Mahnungen standardmässig Kreditanträge bei. 

Branche darf sich selber regulieren 

Jeder Kreditantrag werde aber gemäss den gesetzlichen Vorgaben «eindringlich» geprüft, schreibt Arvato: «Wodurch eben explizit das Ziel besteht, gerade einer Überschuldung vorzubeugen.» Was aggressive Werbung für Konsumkredite ist, darf die Branche in einer Vereinbarung selbst festlegen. So besagt es das Konsumkreditgesetz.  

Zum Fall, dass einer Rechnung ein Kreditantrag beigelegt wird, steht in der Vereinbarung nichts. Betroffene könnten dies jedoch von der Lauterkeitskommission beurteilen lassen. 

«Ratenzahlung ist teuer» 

Schuldenberaterin Olivia Nyffeler kritisiert noch eine zweite standardmässige Praxis von Powerpay: Dass Schuldnerinnen und Schuldner ihre Rechnungen in Teilzahlung begleichen können. Denn in den AGB seien hier hohe Zinsen und weitere Gebühren vorgesehen. «Das kann sehr teuer werden, wenn man von dieser Teilzahlungsoption Gebrauch macht», warnt Nyffeler. Ihr Tipp: Wer viele offene Rechnungen oder Schulden habe, solle sich an eine kantonale Schuldenberatungsstelle wenden. 

Espresso, 26.011.2021, 08:13 Uhr

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