- Der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundespräsident Alain Berset haben sich am Donnerstagvormittag in Lausanne mit Studierenden ausgetauscht.
- Die beiden sprachen unter anderem über Europa, den Krieg im Nahen Osten und das Klima.
- Etwa 200 Studierende demonstrierten gleichzeitig auf dem Universitätscampus gegen den Besuch von Macron. Sie kritisierten dessen Unterstützung für Israel im Nahostkonflikt.
Rund 1400 Menschen, hauptsächlich Studierende, hatten im Auditorium Amphimax Platz genommen. Sie hörten den beiden Präsidenten über eine Stunde lang friedlich zu und bedachten die meisten ihrer Beiträge mit Applaus.
Macron wurde unter anderem zu seiner Haltung zum Krieg im Gazastreifen befragt. Der französische Präsident erinnerte daran, dass Frankreich «den Terrorangriff» der Hamas vom 7. Oktober «mit äusserster Entschiedenheit» verurteile und Israel das Recht habe, sich zu verteidigen.
Sofortiger Waffenstillstand
Allerdings rechtfertige dieses Recht «nicht die Bombardierung von Zivilisten» im Gazastreifen, unterstrich Macron. Auch das Kriegsrecht und das humanitäre Recht müssten respektiert werden. Macron forderte eine «sofortige humanitäre Waffenruhe» und die «Wiederaufnahme des politischen Dialogs», damit das palästinensische Volk letztendlich einen eigenen Staat haben könne.
Berset erklärte seinerseits, dass die «Eskalation», die den Konflikt «in den Horror» treibe, beendet werden müsse. Zudem erinnerte er daran, dass sich die Schweiz – insbesondere aufgrund ihrer humanitären Tradition – für den Schutz der Zivilbevölkerung einsetze.
Europa soll geeinter auftreten
Macron sprach weiter über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen für Europa. Dabei äusserte er den Eindruck, dass die «Grundlagen Europas noch nie so sehr erschüttert» worden seien wie zurzeit. Dennoch bleibe Europa angesichts aller Risiken des Auseinanderdriftens und der Rückkehr zu Nationalismen die beste Antwort.
Um dies zu erreichen, müsse die EU jedoch geeinter auftreten. Dazu gehöre, dass Europa seine «Souveränität» gegenüber anderen Grossmächten, allen voran den USA und China, wiedererlange. Um an Souveränität zu gewinnen, müsse Europa unter anderem «massiv investieren», speziell in Technologien im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel oder der künstlichen Intelligenz.
Ausstieg aus der Kohle
Ausserdem betonte Macron, dass Europa «eine demokratische Vitalität» wiedererlangen müsse, die unter anderem durch Falschinformationen und Propaganda, die über soziale Netzwerke verbreitet würden, bedroht sei.
Im Bereich des Klimaschutzes forderte Macron ebenfalls «bedeutende Investitionen» und drängte die grossen und reichen Volkswirtschaften, die Pariser Vereinbarungen einzuhalten. Ein wichtiger Schlüsselfaktor sei, dass die Schwellenländer schnell aus der Kohle aussteigen würden.