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Freihandel mit Indonesien Statt Palmöl ausklammern Nachhaltigkeit einfordern

Umweltschäden, Landraub, Zwangsumsiedlung: Die Palmölindustrie ist ein schmutziges Geschäft. Doch es ginge auch anders.

Die Schweiz und Indonesien sind im Endspurt zur Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens, das unter anderem auch tiefere Zölle für Palmölimporte aus dem Land vorsieht. Palmöl ist allerdings hoch umstritten, denn die riesigen Plantagen verursachen Umweltschäden. Immer wieder ist auch von Landraub und Menschenrechtsverletzungen die Rede.

In einem offenen Brief haben Nichtregierungsorganisationen wie Alliance Sud, der Bruno Manser Fonds oder Public Eye den Bundesrat heute dazu aufgefordert, Palmöl aus dem Freihandelsabkommen auszuschliessen. Tiefere Zolle für Palmöl kurbelten die Nachfrage zusätzlich an, was wiederum die Probleme der exzessiven Palmölproduktion verstärken würde, wie die Organisationen befürchten.

Nachhaltigkeit einfordern

Für Indonesien ist Palmöl allerdings ein wichtiges Exportgut. Deshalb sollte das Palmöl nicht aus dem Freihandelsabkommen ausgeschlossen, sondern die nachhaltige Produktion von Palmöl gefördert werden, sagt Nachhaltigkeitsexpertin Elisabeth Bürgi Bonanomi von der Universität Bern: «Die Schweiz könnte tiefe Zölle auf Produkte legen, die nach gewissen Standards produziert worden sind. Das wäre sinnvoll und wichtig für das Partnerland.»

Ein Label gibts seit 2007

Einen solchen Standard für nachhaltige Palmölproduktion gibt es bereits: 1500 NGOs, Firmen und Produzenten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, darunter auch die beiden Detailhändler Migros und Coop, haben das Label RSPO aufgebaut.

Einige Hilfswerke wie Alliance Sud kritisieren das Label allerdings als zu wenig wirkungsvoll, da es auf Freiwilligkeit basiere. Andere wie der WWF unterstützen es jedoch. «Noch sind etwa 80 Prozent des weltweit produzierten Palmöls konventionell produziert. Da ist der RSPO mit den Mindestkriterien ein wichtiger Schritt in eine umweltfreundlichere Palmölproduktion», sagt WWF-Sprecherin Corina Gyssler.

Das RSPO-Label

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2004 wurde der «Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl» (RSPO) auf Initiative des WWF gegründet. 2007 verabschiedeten die RSPO-Miglieder, zu denen die Schweizer Grossverteiler Migros und Coop, aber auch grosse Palmölproduzenten und -verarbeiter gehören, erste Standards für eine nachhaltige Palmölproduktion. Kritiker werfen dem Label vor, es sei zu lasch, weil es auf Freiwilligkeit basiere. Für Empörung sorgte auch, dass es den RSPO-Mitgliedern verboten ist, für palmölfreie Produkte zu werben.

Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) heisst es auf Anfrage, man sei sich der ökologischen und sozialen Problematik des Palmölanbaus bewusst. Deshalb werde bei den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit Indonesien ausdrücklich auch über Nachhaltigkeitsstandards wie etwa das RSPO-Label diskutiert.

Strengere Auflagen an Indonesien

Für Nachhaltigkeitsexpertin Bürgi Bonanomi müsste ein Freihandelsabkommen aber an strengere Auflagen geknüpft sein: «Sie könnten beispielsweise sagen: ‹Das Palmöl, das wir in die Schweiz importieren, ist einerseits nach RSPO zertifiziert, gleichzeitig ist gewährleistet, dass die Durchsetzung funktioniert, dass die Leute mitsprechen und zusätzliche Standards einbringen können.›»

Doch dafür müsse man wissen, was vor Ort genau geschehe und welche Produktionsbedingungen man in Indonesien genau stärken wolle. Bürgi Bonanomi wünschte sich zu diesem Zweck einen runden Tisch, an dem sowohl NGOs, die Wissenschaft wie auch das Seco Platz nehmen sollten.

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