Wenn die Herrgottsgrenadiere in weissen Hosen und roten Fräcken durch die Strassen ziehen, dann ist Fronleichnam im Lötschental VS. Seit über 500 Jahren begehen die vier Dörfer Wiler, Kippel, Ferden und Blatten das katholische Hochfest mit feierlichen Prozessionen.
Doch dieses Jahr hängt ein dunkler Schatten über dem Tal: der Bergsturz von Blatten. Er hat nicht nur die Landschaft, sondern auch die Seelen der Lötschentalerinnen und Lötschentaler erschüttert. Zwar finden die Fronleichnamsprozessionen in den drei übrigen Dörfern statt. Aber die Ereignisse von Blatten hallen nach.
Blick nach vorne
«Das Unfassbare, was geschehen ist, kann man nicht einfach wegwischen wie einen Schluck Wasser», sagt der Lötschentaler Pfarrer Thomas Pfammatter.
Prozession heisst Vorwärtsschreiten – wir wollen uns nicht lähmen lassen von der Vergangenheit.
Darum habe er die Katastrophe in der heiligen Messe zum Fronleichnam in Wiler thematisiert und den Menschen Hoffnung gemacht. «Prozession heisst Vorwärtsschreiten – wir wollen uns nicht lähmen lassen von der Vergangenheit», erklärt er.
Allerdings sei das nicht ganz einfach: «Klar ist der Himmel heute blau. Aber unser Herz muss sich immer wieder neu daran herantasten. Weil unser Herz schwer ist.»
Keine gemeinsame Feier
«Ich bin froh, dass wir diesen Schritt machen und den Kopf nicht in den Sand stecken», sagt Talratspräsident Christian Rieder – «und ich bin überzeugt, dass die Feierlichkeiten auch im Sinne von Blatten sind.»
Allerdings sei es wichtig, behutsam vorzugehen. «Der Schock muss zuerst verdaut werden. Ausserdem ist die Krise noch nicht vorbei», sagt Rieder. «Der Fels ist immer noch instabil, und ich verstehe vollkommen, wenn die Menschen noch Zeit brauchen.»
Der Lötscher ist ein Stolzer – und auch die Blattner sind stolz.
Im Vorfeld des Feiertages wurde darüber diskutiert, ob es zum ersten Mal ein Fest für alle Gemeinden zusammen geben soll. «Aber wir sind wieder davon abgekommen», sagt Talratspräsident Christian Rieder. Man müsse verstehen, dass jede Gemeinde an ihrer eigenen Tradition festhalte: «Der Lötscher ist ein Stolzer – und auch die Blattner sind stolz. Ich kann verstehen, wenn die Herrgottsgrenadiere aus Blatten nur dort feiern wollen.»
Darum haben manche Blattnerinnen und Blattner dieses Jahr die Fronleichnamsprozessionen in den Nachbarsdörfern als Zuschauer verfolgt. Pfarrer Thomas Pfammatter hat sich darüber gefreut: «Diese Tradition ist enorm wichtig für den Zusammenhalt.» Er hofft, dass die Leute von Blatten den katholischen Feiertag bald wieder mit ihren eigenen Hergottsgrenadieren feiern können.