- Das vom Bergsturz verschüttete Walliser Dorf Blatten soll in drei bis fünf Jahren wieder aufgebaut werden.
- An einer Urversammlung der Gemeinde Blatten vom Donnerstagabend präsentierten die Behörden den vorläufigen Fahrplan für den Wiederaufbau.
- Das Ziel: Zwei bestehende Weiler sollen zu einem «neuen Blatten» ausgebaut werden.
- Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen.
Gemeindepräsident Matthias Bellwald erklärte in der Turnhalle von Wiler gegenüber SRF, es gehe um zwei Weiler, die man zum neuen Blatten ausbauen könne. In den Weilern Eisten und Weissenried sowie dem Dorfkern von Blatten soll das Dorf wieder aufgebaut werden. Es werde auch dort Strassen, Dorfplatz und Kirche geben. «Für die Kinder und die nächsten Generationen wird das neue Blatten dann das alte Blatten sein.» Das neue Blatten solle bereits in drei bis fünf Jahren stehen.
Wiederaufbau in zwei Phasen
Der Wiederaufbau ist an einen engen Zeitplan geknüpft. Schon im nächsten Jahr soll die Bevölkerung von Weissenried und Eisten in die Häuser zurückkehren, die nicht zu Schaden gekommen sind. Bis dahin will der Gemeinderat sicherstellen, dass die Wasser- und Stromleitungen wieder intakt sind. Ebenfalls im nächsten Jahr soll der Dorfkern von Schutt und Geröll befreit werden.
Die erste Phase sei die Pionierphase, erklärt Bellwald: «Das, was noch intakt ist, machen wir wieder funktionstüchtig, damit schnell wieder Leben in das Dorf einkehrt.» In einer zweiten Phase – in zwei bis drei Jahren – gehe es um den Wiederaufbau von Weissenried und Eisten sowie dem Dorfkern.
Ambitionierter Zeitplan
Spätestens 2030 soll es den Menschen dann wieder möglich sein, im Dorfkern zu wohnen und zu leben. Dieser Zeitplan sei realistisch, ist Matthias Bellwald überzeugt: «Wenn jemand ein Haus bauen will, braucht es auch ein Jahr Planung und ein Jahr Bauzeit und die Finanzierung muss gesichert werden. Jetzt bauen wir halt einfach mehrere Häuser und Strassen gleichzeitig.»
Die ersten Arbeiten sind bereits in vollem Gange. Bellwald: «Die Rettungsstrasse nach Weissenried ist im Aufbau und gestern wurde mit der Räumung der Hauptstrasse, der Kantonsstrasse angefangen.» Für den Wiederaufbau gibt es auch vom Bund Soforthilfe in der Höhe von fünf Millionen Franken. Nach dem Ständerat hiess auch der Nationalrat die entsprechenden Rechtsgrundlagen oppositionslos gut.
Bevölkerung ist zuversichtlich
Für die Einwohnerinnen und Einwohner des zerstörten Blattens war die gestrige Gemeindeversammlung eine emotionale Angelegenheit. Viele von ihnen wohnen derzeit verstreut im Lötschental. In der Turnhalle von Wiler sahen sich viele wieder, ein Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohner nahm daran teil. Während vor der Versammlung noch Tränen flossen und eine gedrückte Stimmung vorherrschte, dominierte am Ende des Abends die Zuversicht.
Eine Umfrage von SRF nach der Versammlung zeigte ein klares Bild: Der Gemeinderat hat das volle Vertrauen der Bevölkerung und die Hoffnung, in Zukunft im neuen Blatten wieder ein Zuhause zu haben, ist gross.