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Für heikle Einsätze Ein Taser für jede Polizei-Patrouille

  • Jede Polizei-Patrouille soll einen Taser griffbereit haben. Das will die oberste Schweizer Polizei-Gewerkschafterin.
  • Besonders für heikle Situationen mit Messern und anderen gefährlichen Gegenständen brauche es den Taser.
  • Befeuert hat die Debatte der Fall von Morges VD: Ein Polizist erschoss einen bewaffneten Mann mit seiner Dienstpistole.
  • Taser sind umstritten. Sie können zu Verletzungen führen.

Der Taser setzt jeden Angreifer ausser Gefecht: Ein Stromstoss lähmt den Körper für mehrere Sekunden. Jede Polizei-Patrouille solle künftig mit einem Taser bewaffnet sein, sagt Johanna Bundi Ryser in der «Rundschau».

«Das macht Sinn. Der Taser ist ein wichtiges Einsatzmittel, wenn Messer oder andere gefährliche Gegenstände im Spiel sind und eine Person nicht auf Anweisungen der Polizei reagiert», sagt die Präsidentin des Verbands Schweizerischer Polizeibeamter.

Am stärksten verbreitet sind die Elektroschockwaffen heute bei den Kantonspolizeien Bern und Zürich. Anders in der Romandie und einzelnen Deutschschweizer Kantonen: Dort verfügen lediglich die Sondereinheiten über Elektroschockpistolen. Das reiche nicht, sagt die oberste Polizei-Gewerkschafterin: «Der Taser muss in der konkreten Situation schnell verfügbar sein.»

Fall Morges befeuert Diskussion

Angeheizt hat die Taser-Debatte der tragische Fall von Morges VD : Ende August hatte ein Mann am Bahnhof Polizisten mit einem Messer bedroht und war auf sie zugerannt. Ein Regionalpolizist zog seine Dienstpistole und verletzte den Mann tödlich.

Der Kommandant der Regionalpolizei Morges will nicht spekulieren, ob ein Taser den dramatischen Ausgang verhindert hätte. «Unabhängig davon müssen wir uns aber die Frage stellen, ob wir die Polizeibeamten mit diesem Mittel ausstatten sollen», sagt Clément Leu.

Tatsächlich ungefährlich?

Eine flächendeckende Einführung der Elektroschockwaffen ist umstritten: Amnesty International zum Beispiel warnt vor schweren Verletzungen bis hin zum Tod bei Menschen unter Drogeneinfluss oder mit bestimmten Vorerkrankungen.

Die Polizisten müssen sorgfältig aus- und weitergebildet werden.
Autor: Johanna Bundi Ryser Oberste Polizei-Gewerkschafterin

Johanna Bundi Ryser streitet Risiken nicht ab: «Die Polizisten müssen sorgfältig aus- und weitergebildet werden», sagt die Präsidentin des Polizeibeamten-Verbands. Die Schweizer Polizeikorps verfügen über gemeinsame Richtlinien: Demnach sollen Taser als letzte Eskalationsstufe vor der Schusswaffe zum Einsatz kommen. Polizeikräfte mit Taser müssen einen Defibrillator dabeihaben.

Wann darf ein Polizist schiessen?

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Der Schusswaffengebrauch ist in den Polizeigesetzen der Kantone geregelt. Der Inhalt ist aber meist ähnlich.

Polizisten können in folgenden Fällen von der Schusswaffe Gebrauch machen:

  • wenn sie selbst oder andere bedroht oder angegriffen werden (Notwehr)
  • wenn ein Verbrecher fliehen will
  • zur Befreiung von Geiseln
  • zur Verhinderung eines Verbrechens an Einrichtungen, die der Allgemeinheit dienen

Immer mehr Einsätze

Im letzten Jahr haben Schweizer Polizisten in 96 Fällen den Taser eingesetzt. Die Zahl der Einsätze ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Kritikerinnen befürchten, dass mit der zunehmenden Verbreitung die Hemmschwelle sinkt: Polizisten könnten versucht sein, schwierige Situationen mit der neuen Waffe zu «lösen» statt mit Dialog.

Polizei-Gewerkschafterin Bundi Ryser entgegnet: «Polizistinnen und Polizisten wissen genau, wann der Einsatz zulässig ist oder nicht». Jeder Griff zum Taser löse zudem eine polizeiinterne Untersuchung aus.

Rundschau, 03.11.2021, 20:05 Uhr

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