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Gefährdete Wanderwege Wie der massive Gletscherrückgang die alpinen Routen verändert

Die Gletscher schmelzen rasant. Das verändert ganze Landschaftsstrukturen und die darüberführenden alpinen Routen. Der SAC muss seine Hüttenzugänge sanieren.

René Wyss schaut besorgt auf die Entwicklung des Lauteraargletschers. Wie jedes Jahr hat der Gletscher am Grimselsee viel Eis verloren. Auch nach diesem strengen Winter sind bereits wieder Risse und Löcher unmittelbar an der Gletscherzunge entstanden.

In den letzten Jahren sei er über Hundert Meter zurückgegangen, sagt Wyss. Experten hätten Prognosen erstellt, doch das Abschmelzen sei in den letzten Jahren viel schneller fortgeschritten. Das hat er vor Ort festgestellt. Jährlich verliert der Gletscher gemäss Statistik rund 16 Meter seiner Länge.

Überreste eines Gletschers
Legende: Ein Blick auf die Überreste des Gletschers von der SAC-Hütte Lauteraar. SRF

Wyss ist Wegmacher und Mitglied der SAC-Hüttenkommission. Er unterhält den Zugangsweg zur Lauteraarhütte und hat wegen des Gletscherrückgangs viel zu tun. Der Weg führt nun nicht mehr über den Gletscher, sondern daran vorbei. Der Wanderweg konnte von blau-weiss auf rot-weiss herabgestuft werden, wurde dadurch also etwas sicherer.

Ein Vorteil, denn so finden vielleicht mehr Wanderer den Weg zur SAC-Hütte, hofft der Hüttenwart Stefan Hablützel.

Lauteraar-Hütte
Legende: Der Wanderweg zur Lauteraarhütte ist pünktlich zur Hütteneröffnung wieder offen. SRF

Er erhält jedoch auch viele Rückmeldungen von Alpinisten, weil sich die Umgebung so rasant verändert. «Sie sagen uns, dass Beschriebe und Bergführerkarten, die nur wenige Jahre alt sind, überhaupt nicht mehr mit der Situation übereinstimmen.»

Gletscherschwund gibt viel Arbeit

Der Rückgang des Gletschers hat den Felsen instabil gemacht. Der neue Wanderweg zur Hütte wird deswegen regelmässig von Steinschlägen getroffen. Das bedeutet viel Arbeit für René Wyss. Der Wegmacher muss den Weg für die Wandersaison wieder freimachen. Besonders nach massiven Niederschlägen seien solche Niedergänge zu erwarten. Wanderer müssten gut aufpassen.

Von insgesamt 153 Hütten, die der Schweizer Alpen-Club SAC betreibt, führen bei 28 die Zugänge über einen Gletscher. Was René Wyss bei der Lauteraarhütte erlebt, findet auch bei anderen Gletschern statt.

Die Gletscher kollabieren und das in rasantem Tempo, sagt der Geologe Hans-Rudolf Keusen . Er ist zuständig für bauliche Fragen und Naturgefahren bei SAC-Hütten und ihren Zustiegen.

Die Zugänge zu den Hütten werden unpassierbar und müssen verlegt werden. Die Gesuche der SAC-Sektionen für Routensanierungen haben sich in den letzten fünf bis acht Jahren erhöht, sagt Keusen. Der SAC wendet jedes Jahr hunderttausende Franken für den Unterhalt der Wege auf.

Hüttenwart mit Wehmut

Der Wanderweg zur Lauteraarhütte ist pünktlich zur Hütteneröffnung wieder offen. Doch der Hüttenwart der Lauteraarhütte empfindet etwas Wehmut: «Es tut mir einfach weh, wie rasant der Gletscher zurückgeht. Wenn man das hier als Hüttenwart über die drei Sommermonate beobachten kann, kommt man schon ins Grübeln.»

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