- Ein Flixbus-Chauffeur telefoniert während der Fahrt mehrmals und lange mit dem Handy am Ohr und liest sogar Sprachnachrichten.
- Fotos und Videos solcher Vorfälle sorgen immer wieder für Schlagzeilen.
- Flixbus kann fehlbare Fahrerinnen und Fahrer nicht entlassen. Das Unternehmen stellt keine Chauffeure an, sondern beauftragt Subunternehmen mit den Fahrten.
- Man gehe solchen Hinweisen aber konsequent nach, sagt Flixbus. Betroffene Fahrer würden abgemahnt oder gesperrt.
Katrin L. reiste im Sommer mit Flixbus von Zürich nach Florenz. Dabei ging einiges schief. Der Bus hätte eine halbe Stunde vor Mitternacht abfahren sollen.
Stundenlanges Warten auf den Bus
Aber: «Der Bus kam nicht. Ich wartete bis in die frühen Morgenstunden.» Flixbus hält sie mit SMS-Nachrichten hin. Ihr Bus habe «ca. 10 bis 20 Minuten Verspätung». Die erste SMS erhält sie um 23.44 Uhr, die letzte um 3.27 Uhr.
Chauffeur verweigert Quittung, Bus fährt vor der Nase ab
Schliesslich kann sie mit weiteren wartenden Passagieren in einem anderen Flixbus bis Bologna mitfahren. Dort will sie auf den Flixbus nach Zürich umsteigen. Doch der Bus fährt ihr vor der Nase davon.
Um fünf Uhr morgens strandet sie erneut, erwischt später aber einen Bus nach Mailand. Dort besteigt sie gegen Mittag endlich den Flixbus nach Zürich. Allerdings hat der Bus eine Motorpanne, schildert Kathrin L. in der Sendung «Kassensturz»: «Er stotterte und tuckerte. Wir fuhren so sehr lange und kilometerweit auf dem Pannenstreifen.»
Fahrer telefoniert und surft während der Fahrt
Erst als sie dem Chauffeur mit der Polizei droht, fährt dieser eine Raststätte an und löst das Problem mit einigen Flaschen Kühlwasser. Doch von Entspannung keine Spur.
Denn der Fahrer hat dauernd das Handy am Ohr. «Er telefonierte wiederholt und minutenlang, las und schrieb Textnachrichten. Nicht nur im Kolonnenverkehr, sondern auch bei voller Fahrt.»
Videoaufnahmen zeigen, wie der Chauffeur in gefährlichen Situationen mit dem Handy am Ohr den Bus steuert: Sowohl in Tunnels wie auch in Baustellen-Bereichen mit verengter Spur und viel Verkehr. Katrin L. fordert ihn auf, das Handy wegzulegen. «Er lachte mich nur aus und beschimpfte mich.»
Er telefonierte wiederholt und minutenlang, las und schrieb Textnachrichten. Nicht nur im Kolonnenverkehr, sondern auch bei voller Fahrt.
Katrin L. kommt schliesslich gegen 19 Uhr geschafft in Zürich an, elf Stunden später als geplant. Auf Reisen mit Flixbus verzichtet sie in Zukunft.
Zum Vorfall schreibt Flixbus: «Laut unserer Aufzeichnung hat der Bus mit einer Verspätung von 25 Minuten in Florenz gehalten und auch Fahrgäste mitgenommen.» Einen Beleg dafür könne man aber nicht mehr vorlegen.
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Immer wieder: Flixbus-Chauffeure mit Handy am Steuer
Fotos und Videos von telefonierenden Flixbus-Fahrerinnen und -Fahrern sorgen immer wieder für Schlagzeilen. «Kassensturz» berichtete bereits 2016 über einen solchen Vorfall. Flixbus-Co-Gründer André Schwämmlein erklärte damals, solche Vorfälle seien «nicht akzeptabel». Trotzdem kommt es immer wieder dazu. Hat Flixbus zu wenig Kontrolle über seine Fahrer? Denn Flixbus kann fehlbare Fahrerinnen und Fahrer gar nicht entlassen. Das Unternehmen stellt sie nicht an, sondern beauftragt Subunternehmer.
Zum aktuellen Fall schreibt Flixbus, Verstösse gegen Sicherheitsbestimmungen würden keinesfalls toleriert. «Der Fahrer wurde von uns abgemahnt. Inzwischen haben wir die Zusammenarbeit mit dem entsprechenden Buspartner beendet, so dass weder das Unternehmen noch seine Fahrer weiter für Flixbus fahren werden.»