Die Sommer werden heisser – das kann für ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen lebensgefährlich sein. Besonders in Städten. «Die Temperaturspitzen werden zunehmen», erklärt der Berner Kantonsparlamentarier Jan Remund (Grüne). Darum forderte er in einem Vorstoss Unterstützung für ein sogenanntes «Buddy-System». Freiwillige, die an besonders heissen Tagen ältere Menschen kontaktieren, sie warnen und unterstützen.
Solche direkten Verhaltensempfehlungen wirken laut einer Studie des Schweizerischen Tropeninstituts viel besser als etwa Informationen via Medien oder Sensibilisierungskampagnen. In Gemeinden der Westschweiz und im Tessin ist das Buddy-System bereits seit Jahren im Einsatz.
Widerstand in Bern gegen Hitze-Buddies
In der Deutschschweiz hingegen tut man sich schwer. Die Stadt Bern wollte eigentlich im Sommer 2025 ein Pilotprojekt starten. Doch daraus wird nichts: Das Projekt wurde aus Kapazitätsgründen auf 2026 verschoben. «Das bedeutet aber nicht, dass Hitzeprävention weniger wichtig ist», betont Michael Kirschner von «Alter Stadt Bern». Die Stadt will die Bevölkerung stattdessen via anderer Kanäle informieren.
Die Hitze-Buddies stiessen auch im Berner Kantonsparlament auf Widerstand. Jan Remunds Vorstoss, der den Kanton dazu bringen wollte, Gemeinden bei der Einführung eines Buddy-Systems zu unterstützen, wurde abgelehnt. FDP-Grossrat Andreas Hegg forderte mehr Eigenverantwortung. «Was soll denn der Staat noch alles anbieten? Die Bürger müssen in gewissen Bereichen auch selbst agieren. Darum bin ich gegen diese Idee.»
Romandie und Tessin mit erfolgreichen Projekten
Gerade bei älteren Menschen sei Eigenverantwortung nicht immer möglich, entgegnet Kirschner. «Etwa bei Menschen mit Demenz, oder wenn man im Alter eine andere Temperaturwahrnehmung hat.» Da helfe die Eigenverantwortung nicht, so der Altersverantwortliche der Stadt Bern.
In der Deutschschweiz besitzt erst die Stadt Luzern ein Hitzetelefon für Seniorinnen und Senioren. Wer möchte, kann sich vom Schweizerischen Roten Kreuz an Hitzetagen anrufen lassen. «Eine freiwillige Person erkundigt sich telefonisch, ob Unterstützung benötigt wird», teilte die Stadt vor einem Jahr mit.
Da es vergleichbare Systeme in der Romandie und im Tessin schon seit Jahren gibt, ist für den Berner Kantonsparlamentarier Jan Remund klar: «Wir brauchen keine weiteren Pilotprojekte – wir wissen, dass das System funktioniert.» Dass Bern nun erneut ein Jahr verliert, sei unverständlich. Dennoch bleibt er optimistisch: Die Idee sei in der kantonalen Hitzestrategie weiterhin enthalten – in der Stadt Bern werde sie einfach mit Verzögerung umgesetzt.