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Gegen das Lädelisterben Leere Schaufenster an bester Lage: City-Manager sollen es richten

Schweizer Städte kämpfen mit schwindender Kundschaft. City-Manager sollen das Leben zurückbringen. Kein einfacher Job.

Luzern ist bei ausländischen Gästen beliebter denn je, die Stadt wird dieses Jahr wahrscheinlich die Tourismus-Rekordmarke knacken. Trotzdem stehen Verkaufsflächen an bester Lage leer: am Schwanenplatz direkt am See oder an der Pilatusstrasse unmittelbar beim Bahnhof.

City Manager als Lösung

Wie viele andere Städte spürt Luzern den Umbruch im Detailhandel. Die Leute kaufen vermehrt online ein, was traditionelle Einkaufsläden obsolet macht. Eine Dynamik, die andernorts dazu geführt hat, dass die Innenstadt langsam ausstirbt.

Um dies zu abzuwenden, setzen viele Städte auf sogenannte City-Manager. Sie haben den Auftrag, Innenstädte lebendig zu halten. In Luzern heisst er Erich Felber und ist seit 100 Tagen im Amt.

Vermittlungsplattform soll es richten

Die Stadt müsse sich den neuen Bedürfnissen anpassen, sagt Felber. «Es braucht einen guten Mix aus Einkaufen, Essen, Unterhaltung und Verweilen.» Im Kampf gegen leere Verkaufsflächen setzt er auf eine Vermittlungsplattform, welche Vermietende und mögliche Mietende zusammenbringen will.

Das sei mehr als ein herkömmliches Immobilienportal, versichert Felber. «Die Leute können mit ihren Ladenkonzepten auf uns zukommen. Wir unterstützen sie beim Entwickeln ihrer Idee und vermitteln geeignete Verkaufsflächen.»

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Legende: Der Luzerner City-Manager erhofft sich von einer neuen Vermittlungsplattform, dass diese leere Verkaufsflächen und potenzielle Mietende zusammenbringt. citymanagement-luzern.ch/Screenshot

Ob dies zum Erfolg führt und wieder mehr Leben in die Innenstadt bringt, wird sich weisen. Ein Blick über die Kantonsgrenze hinaus zeigt, wie unterschiedlich die Erfolge sind. Andere Schweizer Städte kennen die Stelle des City Managers nämlich schon länger. Aarau zum Beispiel hat vor vier Jahren eine City-Managerin eingestellt.

Ladensterben schwierig aufzuhalten

Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker zeigt sich zufrieden: «Die City-Managerin hat ein breites Netzwerk aufgebaut.» Gerade bei der Besetzung von Ladenflächen habe sie sich bewährt.

Die Ansiedlung der Kleidermarke Nikin, die in Aarau einen Flagshipstore eröffnet hat, oder der Restaurantkette Tibits, die seit Kurzem in Aarau ansässig ist, seien Erfolge der City-Managerin.

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Legende: In Aarau hatte die City-Managerin zunächst einen befristeten Job, mittlerweile ist es eine Festanstellung. Die Stadt ist zufrieden mit ihrer Arbeit. Keystone/Gaetan Bally

In Schaffhausen heisst der City-Manager Lukas Ottiger und ist seit eineinhalb Jahren im Amt. Er habe keine Lösung gegen das Ladensterben gefunden, sagt er. Es sei schwierig: «Wir wollen nun diskutieren, welche Chancen sich durch leere Ladenlokale ergeben und was dort wieder entstehen könnte.»

Ottiger setzt stattdessen auf Events, um die Innenstadt zu beleben. Am «First Friday» zum Beispiel bieten an jedem ersten Freitag im Monat rund 80 Geschäfte ihren Gästen einen Apéro oder Livemusik an.

Kein Patentrezept

Ganz ähnliche Erfahrungen macht man in Altdorf. Der Urner Hauptort setzt seit sechs Jahren auf einen Gewerbe-Coach, wie der Job im Bergkanton heisst. Zu Beginn habe er noch stärker darauf abgezielt, leere Verkaufsflächen möglichst schnell wieder zu besetzen, sagt Gewerbe-Coach Roman Schön. Mit mässigem Erfolg: «Es hat sich gezeigt, dass meine Möglichkeiten da begrenzt sind.»

Sonderfall St. Gallen

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Die Stadt St. Gallen überlegte sich vor gut sechs Jahren, einen City-Manager einzustellen. Man schätzte die Kosten jedoch höher ein als den Nutzen und hinterfragte den konkreten Mehrwert dieser Stelle, sagt Samuel Zuberbühler von der St. Galler Standortförderung. «Nur schon die Personalkosten sind hoch und damit sind noch keine Massnahmen finanziert.»

Die Ostschweizer Stadt setzt seit 2020 stattdessen auf ein Gremium, das diese Aufgaben übernimmt – das City Management Board. Es setzt sich zusammen aus verschiedenen Verbänden (Gewerbe, Hotellerie, Tourismus und Gastronomie), die einen Mitgliederbeitrag bezahlen.

Das Gremium habe bereits einige Projekte zur Belebung der Innenstadt angestossen, so Zuberbühler. «Der Event ‹Sankt Selbstgemacht› zum Beispiel, wo wir das Gewerbe aufriefen, persönliche Workshops anzubieten. Wir sammelten die Angebote und machten sie zentral buchbar und vermarkteten die Aktion.»

Er glaube deshalb mittlerweile an «übergreifenden Massnahmen», um Leute ins Altdorfer Zentrum zu holen. «Zum Beispiel haben wir den Pop-up-Store ‹Hit und Hiä› ins Leben gerufen. Während der Weihnachtszeit besetzen lokale Produzenten die leeren Verkaufsflächen.»

Die Erfahrung anderer Städte zeigt: Das Patentrezept gegen leere Verkaufsflächen gibt es nicht. Der City-Manager hat keine leichte Aufgabe.

Regionaljournal Zentralschweiz, 12.11.2024, 17:30 Uhr ; 

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