- Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) hat ihren Finanzverantwortlichen Jürg Kallay aus dem Vorstand abgewählt.
- Kallay waren Putsch-Absichten vorgeworfen worden.
- Somit gewinnt Präsident Nicola Forster den Machtkampf bei der SGG.
Die SGG ist ein Verein mit langer Tradition: 1810 gegründet, verwaltet er die Rütliwiese, einen Ort voller Geschichte und Mythen. Aktuell aber schreibt der Verein eine eigene Geschichte: die eines Machtkampfes.
So ist innerhalb der SGG ein Streit um die politische Ausrichtung entbrannt. In den Hauptrollen befinden sich der aktuelle Präsident Nicola Forster, Grünliberaler, und sein Herausforderer Jürg Kallay, SVP-nahes Vorstandsmitglied. An der Gesellschaftsversammlung in Altdorf am Samstag kam es nun zu einer wegweisenden Wahl des Vorstandes.
Wer soll die SGG dominieren?
«Im Kern geht es um die politische Ausrichtung, um einen Kulturkampf – und es gibt zwei Lager, die sich gegenseitig vorwerfen, die SGG dominieren zu wollen», erklärt SRF-Inlandredaktorin Ruth Wittwer. Jede der beiden Seiten habe eine Art Putschversuch unternommen, und die jeweils andere Seite habe auf den Putschversuch so reagiert, dass sie den Putscher zur Abwahl vorgeschlagen habe.
Die SGG ist einer der ältesten Vereine in der Schweiz, der aktuelle Präsident Nicola Forster ein jüngerer Mann aus der Grünliberalen Partei, was den eher bürgerlich denkenden Mitgliedern im Verein um Jürg Kallay Sorgen bereitet. Sie fürchten, dass der altehrwürdige Verein von linksliberalen Kreisen gekapert wird. Der SGG-Vorstand um Forster warnte im Gegenzug vor einer Übernahme durch rechtsbürgerliche Kreise, inszeniert durch Kallay.
«Schutz vor politischer Vereinnahmung»
Innert kürzester Zeit seien über 120 Beitrittsanfragen eingegangen, viele davon von rechtslibertären Jungpolitikern, hiess es in der Mitteilung der SGG.
Die SGG habe aber die Aufnahme aller neuen Beitrittsanfragen sistiert, um den Verein vor einer politischen Vereinnahmung und einem «Putsch» zu schützen.
Kallay bestreitet Putsch-Vorwürfe
Kallay wies auf Anfrage von Keystone-SDA die Vorwürfe zurück. Er plane keine politische Übernahme und schon gar keinen Putsch. Er habe lediglich beantragt, zu den sechs bestehenden Mitgliedern den Vorstand um fünf Neumitglieder zu erweitern. Vor allem aber habe er keine Abwahl von bestehenden Mitgliedern vorgesehen, er hingegen sollte nun wegen «unbequemer Meinung» abgewählt werden.
Das Lager um den Präsidenten Forster hat sich letztlich durchgesetzt. Die 125 Mitglieder im Saal haben Kallay mit 85 zu 40 Stimmen abgewählt. Von Kallay vorgeschlagene Kandidaten für den Vorstand wurden ebenfalls abgelehnt.
Kallay akzeptiert die Abwahl
Der Herausforderer will seine Abwahl aus dem Vorstand akzeptieren – wie ein Demokrat, sagte er. Wird bei der SGG nun wieder Ruhe einkehren? «Das Gerumpel könnte etwas schwächer werden, weil Jürg Kallay ja betont hat, dass er seine Abwahl akzeptiert», sagt Wittwer. Jetzt sei Ruhe eingekehrt, sagte auch SGG-Vorstandsmitglied Martin Hofer nach der Versammlung gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die grosse Mehrheit sei den Empfehlungen des Vorstands gefolgt. Schliesslich habe die SGG keinen politischen Auftrag, sie sei Teil der Zivilgesellschaft.
Jürg Kallay wolle der SGG sicher nicht schaden, aber sei nach wie vor der Meinung, dass im Vorstand das ganze Parteienspektrum vertreten sein sollte. Wie im Parlament – von links bis rechts. In diesen Debatten könnte doch wieder etwas Zündstoff stecken, so Wittwer.