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Was das Virus mit uns macht SGG startet Kampagne gegen Spaltung der Gesellschaft

Corona sei sowohl politisch als auch persönlich, sagt Politgeograf Hermann. Dies erklärt die grosse Sprengkraft der Pandemie.

Genug der Anfeindungen, Drohungen, Gewalt! Besser konstruktiv als aggressiv! Damit wirbt die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft für mehr Toleranz, Respekt und Dialog. Am Wochenende lanciert die SGG eine Inseratenkampagne, zuerst in Printmedien, zudem auch digital.

Ausschnitt aus der Website der SGG
Legende: Kann die Spaltung der Gesellschaft mit einem Appell entschärft werden? SRF

Mehr als 2200 Personen haben den Appell bis jetzt unterzeichnet, auch Organisationen wie der Schweizerische Fussballverband. Die Spaltkraft der Corona-Massnahmen kenne man nur zu gut im Fussball, sagt Generalsekretär Roger Breiter. Umso wichtiger sei dieser Aufruf.

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«Wir können uns mit dieser Kampagne perfekt identifizieren, weil wir die Werte, die von dieser Kampagne promoviert werden, tagtäglich leben: Respekt, Toleranz, Miteinander statt Gegeneinander. Dies mit unseren 280'000 Aktiven, 50'000 Ehrenamtlichen aus 180 Ländern, Menschen jeden Alters, Schweizern, Schweizerinnen, Ausländer und Ausländerinnen, eben alle zusammen auf dem Fussballplatz vereint.»

Wer ist die SGG?

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Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG wurde 1810 in Zürich vom Freundeskreis des Zürcher Stadtarztes Hans Caspar Hirzel (1751-1817) ins Leben gerufen, der namens der Zürcher Hülfsgesellschaft zur Gründung eingeladen hatte. Es trafen sich 71 Gründungsmitglieder aus den Kantonen Zürich, St. Gallen, Schaffhausen, Appenzell, Thurgau, Luzern, Zug, Aargau, Basel, Solothurn, Bern, Glarus und Uri. Manche Kantone gründeten rund 10 Jahre später zusätzlich zur SGG unabhängige kantonale und regionale Gemeinnützige Gesellschaften, die auch Frauen aufnahmen. Diese gründeten 1888 gemeinsam den Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein.

Die SGG ist Besitzerin der Rütliwiese.

Es sei kein Zufall, dass die Pandemie und die Massnahmen ein grosses Spaltungspotenzial hätten, sagt Politgeograph Michael Hermann. «Corona ist ein hochpolitisches Thema. Aber es ist eben nicht nur politisch. Es betrifft uns alle im Alltag. Wir müssen in Freundschaft mit Kollegen abmachen, wenn wir ausgehen. Und es betrifft auch unseren Körper. Es ist gleichzeitig politisch und persönlich.»

Auch-EU-Frage hat Sprengkraft

Auch andere Entwicklungen und Abstimmungen wie aktuell zum Covid-Gesetz hätten politische und soziale Sprengkraft erzeugt, zum Beispiel das Verhältnis der Schweiz zu Europa. Michael Hermann: «Da würde ich am ehesten diese EWR-Abstimmung nennen, die die Neunzigerjahre geprägt hat. Sie hat zu einer Spaltung der Romandie und der Deutschschweiz geführt, zum Aufstieg der SVP und zu einer Neuordnung der Parteienlandschaft der Schweiz beigetragen. Das war von der Reichweite her noch fast grösser. Aber es war halt weniger in den Familien, weniger persönlich, weniger im Alltag verankert als jetzt.»

Der Appell zu mehr Toleranz, Dialog und Respekt sei explizit keine Abstimmungsparole für das Covid-Gesetz, heisst es bei der SGG.

Tagesschau vom 20.11.2021; 19:30 Uhr;

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