Wer an ein Schwein denkt, denkt an ein Tier mit heller Haut, mit aufrecht stehenden Ohren und dunklen Augen mit langen Wimpern. Auf diese Merkmale hin wurden die sogenannten Edelschweine gezüchtet. Früher haben die Schweine in der Schweiz aber ganz anders ausgesehen. Sie waren schwarz und hatten längere Beine als die Edelschweine. Beinahe wären die schwarzen Alpenschweine ausgestorben. Jetzt gibt es aber ein Projekt auf der Alp Nadels in der Surselva im Kanton Graubünden, um ihren Bestand zu sichern.
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Die Alp liegt hoch über dem Sumvigt. Die Schweine hört man schon von weitem grunzen. Ihr Grunzen ist tief, tiefer als bei den Edelschweinen, die viele Bauern im Schweizer Flachland besitzen. Aber man bemerkt es nur beim genaueren Hinhören.
Ideal angepasst
Die Schweine fallen auf, weil sie anders aussehen. Sie sind dunkel pigmentiert, zum Teil schwarz. Das schwarze Alpenschwein auf der Alp Nadels sei ideal an die Bergregion angepasst, sagt der St.-Galler Hans Peter Grünenfelder, Gründer von Pro Patrimonio Montano.
«Das Schwein ist berggängig. Das zeigt sich daran, dass es sehr hohe Beine und einen gedrungenen Körper hat, weniger lang sind als die Rosa-Rassen. Sie sind relativ leicht zum Halten, sie vertragen sich nicht nur untereinander sehr gut, sondern auch mit den Züchtern.»
Robuste und berggängige Alpenschweine
Pro Patrimonio Montana ist ein Netzwerk, das sich für den Schutz von alten Rassen einsetzt. Das schwarze Alpenschwein gehört dazu. Wann genau die Rasse in der Schweiz verschwand, weiss man nicht. Wahrscheinlich war es zwischen den beiden Weltkriegen, als man die Landwirtschaft auf Leistung trimmte, vermutet Grünenfelder.
Schwarze Schweine nicht gemästet
Früher sei das schwarze Alpenschwein auf Bauernhöfen ein normaler Anblick gewesen. «Das Besondere daran ist, dass es früher überhaupt nichts Besonderes war. Man hielt sie einfach wie zum Beispiel Gänse und hat sie nicht gemästet.» Die Schweine hätten einfach gelebt und irgendwann habe man sie geschlachtet und hatte gutes Fleisch.
Das Alpenschwein sei nicht nur wegen des Fleischs interessant. Es lockert auch die Böden auf, die von den Kühen verdichtet wurden, und sie fressen die Wiesenblacken, welche die Bauern sonst mühsam stechen müssen. Das Schwein hat auch einen ökologischen Wert.
Bergbauern züchten Schweine
Die Schweine auf der Alp Nadels fühlen sich wohl. Gut 200 dieser Tiere gibt es wieder im Alpenraum. Sie werden von Bergbauern im Auftrag von Pro Patrimonio Montana gezüchtet, und es werden stetig mehr Tiere, sagt Grünenfelder. «Wir haben nun 14 adulte Zuchtgruppen im Gebiet Berner Oberland, Zentralschweiz, Ostschweiz, Graubünden und Tessin. Denn dort ergibt es Sinn, diese Tiere zu halten.»
Die Zucht dieser anspruchslosen Schweine sei am Anfang nicht leicht gefallen. Fachliteratur gäbe es praktisch nur über die Edelschweine. So habe man zu Beginn herausfinden müssen, aus was das ideale Futter für sie bestehe.
Kräuter und Küchenabfälle
Masttiere werden innerhalb von sechs Monaten geschlachtet. «Alpenschweine brauchen dreimal länger», so Grünenfelder. Aber man habe nicht mehr genau gewusst, wie man sie vor 100 Jahren gehalten hat. Man habe das Wissen aus alten Schriften oder Überlieferungen von Grossvätern zusammensuchen müssen.
Es sei nahe gelegen, dass Kraftfutter wie zum Beispiel Sojaschrot und Mais nichts für das Alpenschwein sei. Kräuter und Küchenabfälle seien besser geeignet.