SRF News: Im Kanton Zürich leben schweizweit die meisten Sans-Papiers. Wer sind diese Menschen?
Bea Schwager: Laut dem Staatssekretariat für Migration leben im Kanton Zürich rund 28'000 Sans-Papiers. Für sie wäre eine Regularisierung sehr schwierig.
Es sind mehrheitlich Frauen, die hier ohne gültige Papiere leben. Viele von ihnen kommen aus lateinamerikanischen Ländern, sind alleinstehend oder alleinerziehend. Sie haben in ihren Herkunftsländern keinerlei Möglichkeit, den Lebensunterhalt für ihre Kinder und für sich selbst zu bestreiten.
Mit der Legalisierung belohnt der Kanton Genf eigentlich einen Gesetzesbruch.
Das sehe ich anders. Der Staat hat jahrelang zugeschaut, wie die Sans-Papiers unter sehr prekären Bedingungen arbeiten, und er hat davon profitiert. Es ist daher eher eine Herstellung von Gerechtigkeit.
Der Staat hat jahrelang zugeschaut, wie die Sans-Papiers unter sehr prekären Bedingungen arbeiten, und er hat davon profitiert.
Sind legalisierte Sans-Papiers auf dem Arbeitsmarkt eine Konkurrenz für Schweizer und legal Eingereiste?
Sans-Papiers sind in den Wirtschaftssektoren tätig, in denen Menschen mit Bewilligungen oder Schweizer Staatsangehörige nicht arbeiten wollen. Die Sans-Papiers bekommen einzig Stellen, die jene mit Papieren nicht abdecken. Deshalb nehmen die Sans-Papiers niemandem den Job weg.
Die Sans-Papiers nehmen niemandem den Job weg.
Als Legalisierte könnten sie aber in andere Berufsfelder wechseln und würden so doch zu Konkurrenten?
Diesen Effekt stellen Studien nicht fest. In Italien wurde nachgewiesen, dass die meisten Frauen, die in privaten Haushalten gearbeitet haben, nach der Legalisierung weiterhin als Haushaltshilfen tätig sind. Durch die Legalisierung haben sie aber ihre Situation besser unter Kontrolle und können sich wehren, etwa gegen Ausbeutung. Als Sans-Papiers können sie das nicht.
Das Gespräch führte Max Akermann.