Seit vergangener Woche ist bekannt, mit welchen weiteren Öffnungsschritten der Bundesrat in Richtung Normalisierungsphase gehen will. Derzeit beraten die Kantone über die geplanten Lockerungsmassnahmen.
Ostschweizer sind nicht überall einverstanden
In der Ostschweiz haben sich die Kantone St. Gallen, Thurgau und beide Appenzell bei ihren Konsultationsantworten abgesprochen und teilen mit, dass sie die grundsätzliche Stossrichtung des Bundesrates zwar befürworten, die Lockerungen aus ihrer Sicht jedoch zu wenig weit gehen.
Die St. Galler Regierung fordert beispielsweise, dass es weniger Beschränkungen für Fach- und Publikumsmessen geben soll. Mit den vorgesehenen Massnahmen wie Masken- oder Abstandspflicht sei es nur schwer vorstellbar, dass eine Messe wie die St. Galler Olma dieses Jahr durchgeführt werden könne.
Zurück zur Normalität
In ihrer Antwort an den Bund schlägt die St. Galler Regierung vor, dass Besucherinnen und Besucher für den Messezugang lediglich ein Covid-Zertifikat benötigen. Somit könne auf «weitere einschneidende Massnahmen» verzichtet werden.
Gegenüber SRF News geht Regierungsrat Bruno Damann noch einen Schritt weiter: «Das Covid-Zertifikat wäre sicher eine Möglichkeit. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass es für den Zugang kein Zertifikat mehr braucht, wenn sich bis dahin in der Schweiz alle Personen impfen lassen konnten, die das wollen.» Ungeimpfte würden dann eine Veranstaltung auf eigenes Risiko besuchen.
Sollten die Impfungen bis im Herbst wie gewünscht durchgeführt werden, sei er zuversichtlich, dass im Oktober eine Olma «wie früher» stattfinden könne, so Damann. Sollte sich die Pandemie anders als erwartet entwickeln, müsse die Situation natürlich wieder neu beurteilt werden.
Damann ist sich bewusst, dass die St. Galler Regierung bereits in der Vergangenheit mit ihren Forderungen in Verruf geraten ist, zusätzlichen Druck auf den Bundesrat ausüben zu wollen. Dies sei jedoch nicht das primäre Ziel, sagt der St. Galler Gesundheitsdirektor: «Mit Corona werden wir noch eine Weile leben müssen. Und wenn wir es nicht zurück ins normale Leben schaffen, wird es schwierig.»
Messebetreiber wünschen sich Klarheit
Bei den Olma Messen St. Gallen begrüsst man die Forderungen der St. Galler Regierung. Die Olma lebe von der Begegnung und Nähe, vom persönlichen Verkauf und einem «Volksfestcharakter», sagt Messedirektorin Christine Bolt: «Und das ist mit Abstand und Maske nicht möglich.»
Das Covid-Zertifikat als Zugangsbeschränkung wäre für die Olma-Chefin in diesem Jahr noch ein «gangbarer Kompromiss». Es sei sicher nicht das Wunschszenario: «Aber Hauptsache keine Abstands- und Maskenpflicht.»
Die Messebetreiber warten gespannt auf die Entscheide des Bundesrates, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen soll. «Für uns ist es wichtig, dass wir nächste Woche entscheiden können, ob wir eine normale Olma planen oder eine kleinere Variante», sagt Christine Bolt.
Klarheit sei auch für die Aussteller wichtig. Diese müssten bald entscheiden, ob sie im Herbst nach St. Gallen fahren oder nicht.