- Seit 1930 finden am Lauberhorn oberhalb von Wengen die Lauberhornrennen statt.
- Es sei Zeit, den Rennen ein Museum zu widmen, sagt ein Initiant aus dem Dorf gegenüber SRF.
- Die Gemeinde will Hand bieten.
- Knapp acht Millionen Franken soll der Neubau kosten.
Schon lange träumt Hans Peter Gertsch davon, in Wengen ein Museum rund um das Lauberhornrennen einzurichten. Viele hätten in der Vergangenheit jedoch abgewunken. Deshalb habe er nun das Heft selbst in die Hand genommen und das Projekt auf eigene Faust vorangetrieben. «Ich habe noch ein paar Jahre zu leben», so der 77-Jährige. «Wenn ich es jetzt nicht anpacke, wird es nie etwas.»
Spannende Geschichten rund um die Lauberhornrennen in Wengen
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Bild 1 von 9Legende: Das Duell gegen die Engländer Ende der 1920er-Jahre waren die Engländer die besseren Fahrer auf den Schweizer Skipisten. Sie könnten sogar von den Skilehrern in der Schweiz nichts mehr lernen, hiess es. Um dem entgegenzuhalten, gründete der Wengener Ernst Gertsch die Lauberhornrennen. Er wollte zeigen, dass auch Einheimische den Topfahrern Paroli bieten können. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str
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Bild 2 von 9Legende: Der erste Sieger Christian Rubi, der ebenfalls Skilehrer war, gewann dann 1930 tatsächlich die erste Lauberhornabfahrt. Gründer Ernst Gertsch gewann den Slalom. Engländer waren auch vorne dabei – sogar eine Britin war mit von der Partie und wurde 17. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/GR
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Bild 3 von 9Legende: Die nachgestellte Siegesfahrt Der Österreicher Stefan Sodat schaffte 1965 den Überraschungssieg, mit dem jedoch niemand gerechnet hatte. Auch die Fotografen nicht. Sie hatten ihre Posten bereits verlassen, als Sodat mit Startnummer 30 startete – und gewann. Jedoch ohne Bild. Sodat musste nach dem Rennen nochmals zum Ziel-S hinaufsteigen, um ein Siegerbild zu erhalten. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str
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Bild 4 von 9Legende: Wie der Vater so der Sohn Genau 20 Jahre nach dem Sieg von Christian Rubi (rechts) gewann auch sein Sohn das Lauberhornrennen. 1950 gewann Fred Rubi sowohl die Abfahrt als auch die Kombination. Wie der Vater trat nach der Skikarriere auch der Sohn in die Politik ein. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)
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Bild 5 von 9Legende: Der einzige Sieger 1987 gewann Pirmin Zurbriggen die Kombination. Er war jedoch der einzige in der Wertung, denn er war der einzige, der sowohl in der Abfahrt als auch im Slalom startete. 1987 war Zurbriggen kurz darauf der grosse Abräumer an der WM in Crans Montana (Mitte im Bild) – er gewann Super-G und Riesenslalom, wurde zweiter in Abfahrt und Kombination. KEYSTONE/Thomas Studhalter
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Bild 6 von 9Legende: Der tödliche Unfall Schock am Lauberhorn: Im Training von 1991 verkantete sich der österreichische Nachwuchsfahrer Gernot Reinstadler im Zielhang. Er stürzte ungebremst in die Fangnetze, riss sich das Becken auf und musste mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden, wo er noch am selben Tag starb. Alle Rennen wurden abgesagt. KEYSTONE/Str
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Bild 7 von 9Legende: Der Fehlende auf der Siegerliste Didier Cuche startete mehrmals am Lauberhorn – konnte die Originalstrecke jedoch bis zu seinem Karriere-Ende 2012 nie gewinnen. 2004 erhielt er trotzdem einen Platz auf den Ehrentafeln in Wengen. Er gewann die Abfahrt, die in Wengen hätte stattfinden sollen, jedoch abgesagt und nach Garmisch verlegt werden musste. KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 8 von 9Legende: Der grosse Überraschungsmann 2017 wirbelte das Wetter alles durcheinander. Grosser Profiteur dieser Wetterlotterie wurde Niels Hintermann. Der Zürcher wurde im Slalom nur 23. Damit profitierte er jedoch in der Abfahrt mit einem früheren Start und gewann damit die Kombination als Sensationssieger. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Bild 9 von 9Legende: Der Doppelsieger von 2024 Marco Odermatt musste lange auf seinen ersten Sieg in der Weltcup-Abfahrt warten. 8 Mal war er Zweiter geworden. Den ersten Sieg in der Abfahrt gelang ihm dann ausgerechnet in Wengen und gleich doppelt. Odermatt gewann 2024 die verkürzte Abfahrt vom Donnerstag, wurde im Super-G am Freitag Zweiter und gewann auch die Original-Abfahrt am Samstag. KEYSTONE/Peter Schneider
Deshalb hat Hans Peter Gertsch, der selbst in Wengen wohnt und unter anderem im Rennbüro lange für das Rennen gearbeitet hat, von Architekten Pläne ausarbeiten lassen. Abklärungen mit der Gemeinde haben ergeben, dass ein Projekt mitten im Dorf an der Dorfstrasse realisierbar sein könnte, direkt bei der Talstation der Männlichenbahn. Hier könnte Land von der Gemeinde im Baurecht übernommen werden. Der Gemeinderat ist von dem Projekt angetan.
«Ein solches Museum muss sich in Wengen befinden, und nicht woanders – alles andere wäre nicht logisch», sagt Gemeindepräsident Karl Näpflin. Der vorgesehene Standort sei ideal und könne diesen Dorfteil von Wengen beleben.
Möglicherweise sei jedoch eine Volksabstimmung nötig, da es unter anderem um die Abgabe von Land im Baurecht gehe. Initiant Hans Peter Gertsch zeigt sich optimistisch. «Das Projekt ist für den Tourismus, da wird kaum jemand etwas dagegen haben.»
Finanzierung nicht gesichert
Ein Knackpunkt dürfte die Finanzierung sein. Derzeit rechnet der Initiant mit Erstellungskosten von knapp acht Millionen Franken. Die Bank habe ihm geraten, eine Stiftung zu gründen. Dies werde nun in die Wege geleitet.
So soll das neue Museum aussehen
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Bild 1 von 3Legende: Auf einer freien Bauparzelle mitten an der Dorfstrasse soll das neue Museum gebaut werden. zvg/Wegmüller und Briggen Architektur AG
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Bild 2 von 3Legende: Das Gebäude sei vom «Felsigen und Monumentalen des Berges inspiriert», schreibt das Architekturbüro. Das bringe den Charakter des längsten und härtesten Skirennens zum Ausdruck. zvg/Wegmüller und Briggen Architektur AG
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Bild 3 von 3Legende: Hinter den Plänen des Museumsprojekts steht dasselbe Architekturbüro wie von der Erlebniswelt Trauffer im Berner Oberland. zvg/Trauffer Holzspielwaren AG
Gemeindepräsident Karl Näpflin gibt auch zu bedenken, dass ein Bau noch schnell finanziert sei. Der längerfristige Betrieb sei dann aber kostspielig und müsse gesichert werden.
Dabei hofft der Initiant auch auf eine Zusammenarbeit mit den Jungfraubahnen, die tausende Touristinnen und Touristen in die Region bringt. Das Transportunternehmen äussert sich derzeit noch zurückhaltend und schreibt auf Anfrage von SRF: «Sobald die Idee eines solchen Museums über die Geschichte der Lauberhornrennen konkreter ist, können die Jungfraubahnen besser beurteilen, in welcher Form dies unterstützt werden kann.»
Letzte Woche konnte der Initiant das Projekt an einer Dorfversammlung der Bevölkerung vorstellen. Die Reaktionen seien positiv gewesen. «Ich habe für die Idee viel Applaus geerntet», sagt Hans Peter Gertsch.
Die Rennen sind museumswürdig.
Für die Gäste sei eine solche Erlebniswelt ein grosser Gewinn. «Ein ähnliches Angebot gibt es bisher in Wengen nicht.» Zudem werde das Rennen 2030 100 Jahre alt, es sei definitiv museumswürdig, so Gertsch.
Was auffällt: Das Museum soll über mehrere Ausstellungsräume auf zwei Stockwerken verfügen, untergebracht in einem modernen Neubau. Laut Machbarkeitsstudie ist ein «eigenständiger, monumentaler, mehrgeschossiger Bau» geplant. Ist das Projekt nicht zu ehrgeizig? «Wenn man etwas macht, muss man es richtig machen», ist der Initiant überzeugt.
Mehr als nur alte Skis
Zudem brauche es den Platz. «Wir stellen nicht nur alte Skis aus.» Die Besucherinnen und Besucher sollen «das Rennen und das Skifahren erleben können – und zwar mit modernsten Mitteln.»
Um die Finanzen macht er sich nicht allzu viele Sorgen: «Der Name Lauberhorn zieht, Geldgeber werden sich schon finden.»