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Auf Kosten der Diabetiker: Medizinkonzerne umgehen Preissenkungen
Aus Kassensturz vom 23.10.2018.
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Geschäft mit der Gesundheit Medizinkonzern umgeht Preissenkungen auf Kosten der Diabetiker

  • Insulinpumpen kosten in der Schweiz fast doppelt so viel wie in Europa.
  • Im Juli reagierte das Bundesamt für Gesundheit. Es senkte die Vergütungen der Krankenkassen für Insulinpumpen.
  • Jetzt bitten Firmen einfach die Diabetiker direkt zur Kasse und umgehen so die staatlich verordneten Preissenkungen.

Vor einem Monat bekam Diabetiker Michel Schnorf Post: Die Firma Medtronic legt ihm einen neuen Mietvertrag für seine Insulinpumpe vor. Er soll neu 255 Franken aus dem eigenen Sack zahlen, wenn er das exakt gleiche Pumpen-System wie bisher benutzen will. Ohne Mehrkosten gebe es in Zukunft nur noch das Basic-Modell.

Hintergrund des Schreibens: Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat die Vergütungen der Krankenkassen für Insulinpumpen gesenkt. Es reagiert so auf einen Bericht des Preisüberwachers, der zeigte, dass Insulinpumpen in der Schweiz fast doppelt so viel kosten wie in Europa.

Fast 4000 Franken bezahlten die Krankenkassen zuletzt für eine Jahresmiete. Jetzt sollten die Medizinkonzerne gezwungen werden, ihre Preise nach unten anzupassen. Doch einige bitten nun die rund 10’000 Betroffenen in der Schweiz direkt zur Kasse.

Billigere Technik oder Zusatzkosten

«Es kann nicht sein, dass der Patient Mehrkosten übernehmen muss, die ihnen das BAG streicht», beschwert sich Michel Schnorf. Innert nur einer Woche sollte er die Offerte für einen neuen Medtronic-Mietvertrag der Pumpe unterschreiben. Er wird also vor die Wahl gestellt, auf eine billigere Technik zu wechseln oder neu Zusatzkosten von 255 Franken zu bezahlen.

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Michel Schnorf über die Mehrkosten
Aus Kassensturz vom 23.10.2018.
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Ein Wechsel zur billigeren Technik kommt für Schorf nicht in Frage, auch wenn die Kosten dann von der Krankenkasse vollumfänglich übernommen würden. Die billigere Technik funktioniert mit einer Stahl- statt einer Silikonkanüle, das ist für Schnorf ein Nachteil: «Bei der Arbeit passierte es mir auch schon, dass ich die Infusion rausriss. Und ich kann mir nicht vorstellen, bei einer starren Stahlkanüle ohne Verletzung davon zu kommen.».

Zähneknirschend unterschrieb er den neuen Mietvertrag mit den Mehrkosten, denn er ist auf die Pumpe angewiesen. Er findet, die Firma Metronic nutze ihre Stellung aus.

Patient habe eine Wahl

Schnorf ist nicht der einzige unzufriedene Betroffene. Hansueli Trüeb betreibt die unabhängige Webseite «diabetesclub.ch» – und hat viele Rückmeldungen erhalten. Betroffen seien vor allem auch Familien mit Kindern, die jetzt einen höheren Anteil selber bezahlen müssten. Und das ein Leben lang. «Wir müssen uns dagegen wehren, dass uns einfach Kosten aufgebrummt werden, für die wir nichts können», sagt Trüeb.

Medtronic Gebäude
Legende: Das US-amerikanische Medizintechnik-Unternehmen Medtronic steht in der Kritik. SRF

Medtronic ist in der Schweiz Marktführer in Sachen Insulinpumpen. Angesprochen auf die Kritik, wonach die Firma Kosten auf Kunden abwälze, heisst es: «Mit der Option ‹Basic› steht den Patienten eine Möglichkeit zur Verfügung, die vollumfänglich von der Krankenkasse rückerstattet wird.»

Und den Vorwurf, dass die Stahlkanüle qualitativ weniger hochwertig und angenehm für die Patienten sei, lässt Medtronic nicht im Raum stehen. Die Beurteilung, ob ein Set anwenderfreundlich sei oder nicht, sei sehr individuell, schreibt Medtronic: «Wir bieten die Insulinpumpentherapie ausschliesslich auf qualitativ hohem Standard an.»

TV-Tipp

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Mehr dazu um 21.05 Uhr auf SRF 1.

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Studiogespräch mit Preisüberwacher Stefan Meierhans
Aus Kassensturz vom 23.10.2018.
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