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Geschlechtskrankheiten Run auf Gratistests in Zürich

  • Seit Juni 2023 können sich junge Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher gratis auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen – schweizweit ein einzigartiges Pilotprojekt.
  • Das Angebot stösst auf grossen Anklang: Die Nachfrage ist riesig.
  • Die Beratungsgespräche an allen drei Zürcher Standorten sind über mehrere Wochen ausgebucht.

Tripper, Syphilis oder Hepatitis – auf diese Krankheiten können sich Zürcherinnen und Zürcher unter 25 Jahren seit einigen Monaten kostenlos untersuchen lassen. Das Angebot gilt auch für Leute über 25 mit wenig Geld. Drei Teststellen betreibt der Vereins SeGZ (Sexuelle Gesundheit Zürich) in Zürich. Seit 1985 setzt sich der Verein für Menschen ein, die mit HIV oder Aids leben.

Das Interesse ist wirklich sehr gross. Bis Ende September sind fast alle Termine ausgebucht.
Autor: Francisca Boenders Geschäftsführerin «sexuelle Gesundheit Zürich»

Francisca Boenders, Geschäftsführerin des Vereins, freut sich über die grosse Nachfrage: «Das Interesse ist wirklich sehr gross.» An allen Standorten seien beinahe alle Termine bis Ende September bereits ausgebucht. Rund 260 Beratungen führe der Verein aktuell pro Monat durch.

Eine Frau hält einen Test, der Geschlechtskrankheiten herausfindet, in der Hand.
Legende: Pro Monat führt der Verein rund 260 Beratungsgespräche in Zürich durch und testet junge Menschen auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis. Keystone/Michael Buholzer

Der Ansturm zeige, wie wichtig ein niederschwelliges Angebot in der Stadt Zürich sei, ist Boenders überzeugt. Denn teure Tests in klassischen Praxen würden sich die wenigsten jungen Leute leisten können. Sie sagt: «Mit unserem kostenlosen Angebot erreichen wir tatsächlich jene Menschen, für die das sonst finanziell nicht drin liegen würde.»

Zukunft des Projekts noch unklar

Ob das Angebot in Zürich aufgrund der hohen Nachfrage ausgebaut wird, ist aktuell noch nicht sicher. Die Universität Zürich, welche das Projekt wissenschaftlich begleitet, sei noch daran, die Zahlen auszuwerten. Schlussendlich müsse die Stadt darüber entscheiden, ob sie mehr Geld investieren wolle. Das Projekt sei aber bereits jetzt ein Erfolg. Ohne Vorurteile über Geschlechtskrankheiten zu sprechen, aufzuklären, Hilfe zu leisten und Sicherheit zu geben – das sei bisher gut gelungen, so Boenders.

Wir hoffen, dass sich mit unserem Angebot der allgemeine Gesundheitszustand in der Stadt Zürich verbessert.
Autor: Francisca Boenders Geschäftsführerin «sexuelle Gesundheit Zürich»

Während die HIV-Zahlen in Zürich seit längerer Zeit stabil sind, nehmen die Fälle anderer sexuell übertragbarer Infektionen seit einigen Jahren zu. Vor allem Infektionen mit Tripper, Syphilis und Chlamydien treten immer häufiger auf. Zürich ist besonders stark betroffen: Als grösste Stadt in der Schweiz zieht Zürich besonders viele junge und somit auch sexuell aktive Personen an. Sie zu schützen, ist Boenders grösstes Ziel: «Wir hoffen, dass sich mit unserem Angebot der allgemeine Gesundheitszustand in der Stadt Zürich verbessert.»

Das Zürcher Pilotprojekt startete im Juni 2023 und geht auf einen Vorstoss der Zürcher SP zurück. Das Pilotprojekt ist auf drei Jahre angelegt. Dann wird der Versuch ausgewertet.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.08.2023, 12:03 Uhr ; 

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