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Gewalt im Amateurfussball Nun werden Bodycams für Fussballschiedsrichter zum Thema

Auf Solothurner Fussballplätzen kommt es immer wieder zu Gewalt an Schiris. Nun sollen Videokameras eingesetzt werden.

«Genug ist genug!», schreibt der Solothurner Fussballverband in einem offenen Brief an alle Vereine. Es geht um Gewalt gegen Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen auf Solothurner Fussballplätzen.

In dieser Liga geht es nicht einmal um die Goldene Ananas.
Autor: Jan Lanz Vorstandsmitglied Solothurner Fussballverband

Das Fass zum Überlaufen gebracht haben wüste Szenen nach einem Spiel in der fünften und damit untersten Amateurliga. Nach der Partie Bellach gegen Lommiswil am Montag, welche die Heimmannschaft verloren hatte, griffen Zuschauer und Spieler des Verliererteams den Schiedsrichter an. In der Kabine deckten sie ihn mit Schlägen und Tritten ein. Der Mann musste verletzt ins Spital, berichtet «Tele M1».

«Und das in einer Liga, in der es am Schluss nicht einmal um die sprichwörtliche Goldene Ananas geht», bedauert Jan Lanz, Vorstandsmitglied des Solothurner Verbands, gegenüber SRF.

Die Szenen in Bellach sind bereits der dritte Vorfall mit Gewalt gegen Schiedsrichter diese Saison. «Dazu kommen viele weitere Fälle, wo der Schiedsrichter verbal angegangen wurde, mit Beleidigungen und Drohungen.»

Ausschlüsse und Bussen drohen

Für diese Woche haben die Schweizer Sportverbände die «Week of the Referee» ausgerufen. Die Arbeit der Schiedsrichter soll besonders wertgeschätzt werden. Das werde offensichtlich nicht überall verstanden, schreibt der Solothurner Verband in seinem Brief an die Fussballclubs.

Banner auf Fussballzaun mit Schrift
Legende: In Genf lancierten Stadt und Kanton 2021 eine Kampagne gegen Gewalt im Amateurfussball. KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Man werde alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um solche «inakzeptablen Vorfälle» hart zu bestrafen. Wenn sich das Verhalten gegen Schiedsrichter nicht sofort und auf Dauer ändere, würden fehlbare Teams aus der Meisterschaft ausgeschlossen und die Vereine sanktioniert.

Wegen des laufenden Verfahrens kann Jan Lanz noch nicht sagen, welche Strafen die Beteiligten genau erwarten. Möglich wären aber eben Ausschlüsse, aber auch Punkteabzüge oder Suspendierungen bis zu drei Monaten. Auch Geldbussen seien eine Option.

Kameras kommen bald

Eine weitere Option im Kampf gegen gewalttätige Übergriffe: Bodycams für Schiedsrichter. Dabei handelt es sich um am Körper getragene Kameras, wie sie zum Teil bei der Polizei zum Einsatz kommen. «Wenn sich die Schiedsrichter bedroht fühlen, können sie die Kamera aktivieren», erklärt Jan Lanz vom Soloturner Fussballverband.

Körperkamera und Ausrüstung an Polizei-Weste.
Legende: Wie bei der Polizei kommen im Solothurner Amateurfussball bald Körperkameras zum Einsatz. Die Schiedsrichter können die Aufnahme starten, wenn sie sich bedrängt fühlen. KEYSTONE/Ennio Leanza

Das Projekt sei weit fortgeschritten, in Absprache mit dem Schweizerischen Fussballverband. Der SFV stelle die Kameras zum Test zur Verfügung. «Das wird in naher Zukunft kommen.»

Boyguards für die Schiris

Bereits 2009 gab es bei Solothurner Fussballspielen laut Lanz viele Vorfälle. Damals wurden die Vereine verpflichtet, den Schiedsrichtern zwei Betreuer zur Seite zu stellen. Diese «Bodyguards» waren entweder Funktionäre des Vereins oder ein Sicherheitsdienst. «Wir sind nahe dran, eine solche Massnahme wieder ins Leben zu rufen.»

Kameras auch auf Walliser Fussballplätzen

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Nicht nur im Kanton Solothurn erhalten die Schiedsrichter Bodycams, auch im Wallis. Der dortige Fussballverband will damit das Fairplay erhöhen und die Sicherheit verbessern, schreibt der «Walliser Bote».

20 Kameras werden im Wallis ein Jahr getestet. Jede Woche entscheidet der Schiedsrichterchef, in welchen Partien sie zum Einsatz kommen.

Die Kameras stammen laut der Zeitung von einer kanadischen Firma. In Nordamerika werden damit gute Erfahrungen gemacht, ebenfalls in England.

Die Bodycams sind die ganze Zeit mit dem Internet verbunden. Wenn ein Schiedsrichter sie per Knopfdruck aktiviert, werden die Aufnahmen gespeichert. Die Verwendung der Bilder und der Zugang zu ihnen sind streng geregelt.

Doch eigentlich sollten solche Vorfälle gar nicht passieren. Jan Lanz sieht denn auch die Vereine in der Verantwortung. «Bestrafte Spieler sind bekannt in der Region. Ich finde es schade, wenn diese andere Vereine finden, die sie wieder einsetzen.»

Den offenen Brief will Lanz nicht als Hilferuf verstanden wissen. Der Verband habe damit ein Zeichen setzen wollen. Und es nützte offenbar bereits: «Es wirft Wellen auf Instagram. Die Vereine werden aufmerksam und verbreiten es. Innerhalb kurzer Zeit spüren wir eine grosse Unterstützung, dass wir als Regionalverband auf dem richtigen Weg sind.»

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Regionaljournal Aargau Solothurn, 24.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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