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Gewerkschafter und die EU Verhalten positive Signale von Gewerkschaftsbasis Richtung Europa

Ohne Gewerkschaften haben die EU-Verträge einen schweren Stand. Am Tag der Arbeit zeigt sich: Die Basis ist verhalten positiv. Knackpunkt bleibt der Lohnschutz.

In der Winterthurer Altstadt versammeln sich am 1. Mai ein paar Hundert Menschen zum Umzug. Viele in der Menge tragen eine rote Fahne. Sei es jene der SP oder die einer Gewerkschaft wie der Unia oder des VPOD. Gekommen ist etwa Rosita. Sie meint zu den neuen Verträgen mit der EU: «Das ist ein heikles Thema.»

Heikel ist aus Sicht der Gewerkschaften vor allem der Lohnschutz. Die Schweizer Löhne dürfen nicht unter Druck geraten wegen der Abkommen. Und so ist auch Kim etwas unschlüssig, was sie vom Verhandlungsergebnis halten soll: «Eine schwierige Frage. Generell haben wir zu wenig Informationen, um sich eine Meinung zu bilden.»

Eine Gruppe von Menschen mit Fahnen und Transparenten läuft durch eine Gasse.
Legende: Nicht alle im Umzug sind überzeugt, dass der Lohnschutz auch mit neuen Verträgen mit der EU hält. SRF/Dominik Steiner

Die Skepsis innerhalb der Gewerkschaftsbasis gegenüber den neuen Verträgen mit der EU ist also nicht gänzlich verflogen, sie läuft mit an diesem Tag der Arbeit. Doch tendenziell sind die Gewerkschaftsmitglieder am 1.-Mai-Umzug in Winterthur für die Verträge.

So meint beispielsweise die junge Demo-Teilnehmerin Katja: «Ich bin sehr für eine Zusammenarbeit mit der EU. Nur nicht auf Kosten der Arbeitnehmerinnen. Der Weg, den wir bis hierhin eingeschlagen haben, finde ich aber richtig.»

Eine Frau mit blonden Haaren steht vor roten Fahnen.
Legende: Katja sieht die Schweiz auf dem richtigen Weg. SRF/Dominik Steiner

Unterwegs erklingt «Die Internationale». Parolen wie «Hoch die internationale Solidarität» sind zu hören – und auf halbem Weg durch Winterthur stimmt die Menge «Bella Ciao» an. Die Lieder und Sprüche sind dieselben wie immer am Tag der Arbeit.

Verhaltenes Wohlwollen für die Verträge

Doch die Sicht auf das Verhältnis zur EU scheint sich geändert zu haben. Wurde das Rahmenabkommen noch abgelehnt, begegnet die Gewerkschaftsbasis den neuen Verträgen mit verhaltenem Wohlwollen, seit sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf gemeinsame Massnahmen zum Lohnschutz geeinigt haben.

Und auch das internationale Umfeld führt dazu, dass die linke Basis offener ist für ein Abkommen mit der EU. Der Umzugsteilnehmer Edi formuliert es so: «Man darf auch als Gewerkschaft klüger werden. Und gerade mit Blick in die USA ist klar, dass wir die EU brauchen.»

Ein Mann mit grauem Schnauz und grauen Haaren steht vor einem Fahnenmeer.
Legende: Demonstrationsteilnehmer Edi macht sich stark für die neuen Verträge. SRF/Dominik Steiner

Angeführt wird der Umzug durch Winterthur von Mattea Meyer. Die Co-Präsidentin der SP ist erfreut, dass sich die linke Basis offen bis zustimmend äussert zu den neuen Verträgen. Auch aus ihrer Sicht bleibt der Lohnschutz der entscheidende Faktor.

Dieser dürfe vom Parlament keinesfalls geschwächt werden: «Es war in der Vergangenheit immer so, dass die Bevölkerung dann einer Öffnung gegenüber Europa zugestimmt hat, wenn sie gewusst hat, dass ihre Löhne nicht in Gefahr sind.» Sie sei zuversichtlich, das bei den neuen Verträgen vermitteln zu können.

Um die Gewerkschaftsbasis ganz ins Boot zu holen, braucht es auch nach diesem Tag der Arbeit noch Überzeugungsarbeit. Doch die Stimmung in Winterthur war verhalten positiv.

Echo der Zeit, 1.5.2025, 18:00 Uhr

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