Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz spenden zu wenige Menschen ihre Organe: Rund 1500 Menschen warten auf ein gesundes Organ.
- Oft scheitert eine Organspende, weil Angehörige von möglichen Spendern deren Spendewillen nicht kennen.
- Das soll ein nationales Organspenderegister ändern. Swisstransplant hat es heute vorgestellt.
Wenn sich im Spital die Frage stellt, ob jemand seine Organe spenden will, ist das belastend für alle. Für die Angehörigen, die mit dem nahen Tod eines geliebten Menschen konfrontiert sind und gleichzeitig über dessen Organe entscheiden sollten. Oft wissen sie gar nicht, ob und wie die verstorbene Person ihre Organe spenden will.
Belastend sind diese Gespräche aber auch für das behandelnde Team von Pflegenden und Ärzteschaft. Christoph Haberthür kennt diese Situation. Er ist Chefarzt Intensivmedizin in einer Zürcher Privatklinik und Vize-Präsident von Swisstransplant.
Häufiger Verzicht wegen Ungewissheit
Vor allem in der Deutschschweiz gebe es eine hohe Ablehnungsrate, erklärt Haberthür. Gerade die «zweifelnde Ablehnung» sei sehr häufig: «In sicher zwei Dritteln der Fälle sagen die Angehörigen, dass sich der Sterbende nicht geäussert hat.» Die Angehörigen würden deswegen von einer Organspende absehen.
Wir erhoffen uns mehr Klarheit und Sicherheit, indem der Wunsch verbindlich und rund um die Uhr zugänglich hinterlegt ist.
In der Praxis zeigt sich also ein Paradox: Während acht von zehn Menschen in der Schweiz die Organspende begrüssen, haben nur wenige eine Organspendenkarte. Angehörige sagen im Zweifelsfall Nein. Hier setzt das neue Organspenderegister an, wie Swisstransplant-Direktor Franz Immer sagt: «Wir erhoffen uns mehr Klarheit und Sicherheit, wenn der Wunsch verbindlich und rund um die Uhr zugänglich hinterlegt ist.»
Spendewillen schwarz auf weiss
Ist die Situation des Patienten oder der Patientin aussichtslos, kann das behandelnde Team bei Swisstransplant anfragen, ob ein Spendewunsch besteht. Ab heute können diese Wünsche im Organspenderegister online erfasst werden. Jeder und jede kann so angeben, welche Organe für eine Spende zur Verfügung stehen und welche nicht.
Hier können Sie sich registrieren
Änderungen können jederzeit selbst getätigt, eine persönliche Nachricht an die Angehörigen kann hinterlegt werden. So haben die Familie und das betreuende Team den Spendewillen des Patienten schwarz auf weiss. «Auf jeden Fall werden wir den Registereintrag mit den Angehörigen besprechen», sagt Chefarzt Haberthür. So werde eine ohnehin schon belastende Situation vereinfacht.
Und so – das ist die Hoffnung von Swisstransplant – gibt es womöglich mehr Zustimmung seitens der Angehörigen zu zukünftigen Organspenden.